„Kreativwettbewerb“ der PASCH-Initiative
Chinesische Schüler äußern auf Deutsch ihre Ideen zum Umweltschutz exklusiv
von Ren Bin, Qingdao
Im April fand in Qingdao der 4. Nationale Kreativwettbewerb „Umwelt der Talente“ im Rahmen der PASCH-Initiative statt. Die chinesischen Schüler präsentierten dabei ihre Gedanken zum Umweltschutz durch selbstentwickelte Theaterstücke auf Deutsch.
Die Qingdao Nr. 9 Mittelschule an der chinesischen Ostküste kann auf 119 Jahre Geschichte zurückblicken. Ihr Gründer war der bekannte Missionar Richard Wilhelm, der erfolgreichste deutsche Sinologe überhaupt im 20. Jahrhundert. Im Jahr 2017 wurde der Campus in den Deutsch-Chinesischen Ökopark verlegt, welcher aufgrund einer Vereinbarung der Regierungen von beiden Ländern errichtet wurde. Genau vor dieser Kulisse wurden vom 11. bis zum 14. April Theaterstücke zum Thema Umweltschutz aufgeführt, und zwar auf Deutsch. Gespielt wurden sie jeweils von einem dreiköpfigen Team von den chinesischen PASCH-Schulen, den Finalisten des vierten Nationalen Kreativwettbewerbs „Umwelt der Talente“, welcher durch das Goethe-Institut China sowie die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in China (ZfA) gemeinsam organisiert wurde.

Eine Szene von der Aufführung der Jinhua Foreign Language School
Die zwölf Teams wurden aus mehr als 40 Vorrundenbewerbungen ausgewählt. Sie haben ihre Geschichten – obwohl manche von ihnen die deutsche Sprache nicht einmal zwei Jahre gelernt haben – selbst geschrieben, die Storyboards und Requisiten selbst gezeichnet bzw. gebastelt. Märchen, Sci-Fi, Tanz und Gesang … trotz des jungen Alters konnten die Schülerinnen und Schüler ihre unterschiedlichen Ideen auch auf diverse Weise durch ihre Stücke zum Ausdruck bringen.
„Richard Wilhelm wäre sehr beglückt, wenn er heute sehen könnte, was aus seiner Schule geworden ist“, sagte Carmen Eisenhauer, Fachberaterin der ZfA über den Wettbewerb. Sie ist froh, dass die Schüler nicht nur für die Prüfungen Deutsch lernen, sondern auch die Sprache mit künstlerischer Kreativität verbinden können.
Kai Meister, Mitglied vom Theaterduo „Mimosen“, das die Schüler während des viertägigen Finales im Workshop betreute, war ebenfalls begeistert von ihrer Leistung. „Manche Gruppen sind schon in der Lage, Spannungsbögen in ihrer Geschichte zu erzeugen“, sagte er. Obwohl alle Teilnehmer bei der Darstellungskunst noch Laien sind, war der Profischauspieler immerhin von einigen Geschichten berührt: „Zum Beispiel bei einem Gesang oder zum überraschenden Moment der Komik. Das ist eine Qualität. Ich muss sagen, jede Gruppe hat ein Element, das das Theater ausmacht.“

Die deutsche Theatergruppe „Mimosen“ führt während der Veranstaltung ihr eigenes Stück „Josephine und die Brüder des Windes“ vor.
Der erste Preis der Gruppen mit Deutsch als erste und zweite Fremdsprache ging an das Trio der Jinhua Foreign Language School und das der Wuxi Berufsschule für Maschinenbau und Elektronik. Die beiden Gewinnerteams erhalten damit Stipendien für einen mehrwöchigen Aufenthalt in Deutschland. „Es war für uns ganz schwer, die Entscheidung zu treffen. Die Gruppen lagen sehr eng bei einander“, verriet Kristina Xu, Expertin für Unterricht des Goethe-Instituts und eine der Jurorinnen China.org.cn. „Doch die beiden Gewinner haben uns nicht nur durch die Inhalte ihres Theaters, sondern auch durch ihre schauspielerische Leistung sehr in den Bann gezogen.“
Die drei Schüler von der Wuxier Berufsschule zeigten sich im Interview mitChina.org.cnsehr begeistert über das Ergebnis: Zwei von ihnen machen im kommenden Sommer schon den Schulabschluss. Der Sprachkurs in Deutschland würde sie ermutigen, sich auch in der Zukunft mit Deutschland sowie der Sprache auseinanderzusetzen. Sie hoffen außerdem, dass der Preis bei ihrer Bewerbung um Studienplätze in Deutschland oder Arbeitsstellen von deutschen Unternehmen einen Pluspunkt darstellt.

Eine Szene von der Aufführung der Wuxi Berufsschule für Maschinenbau und Elektronik
Ihr Theaterstück handelt von zwei Anglern, die die Umwelt verschmutzt und sich anschließend eine Fischvergiftung zugezogen haben. Über ihren Einfall erörterten die jungen Männer, dass sie in der letzten Zeit öfters auf die Nachrichten aufmerksam geworden seien, dass Meereslebewesen vom Abfall, den Menschen weggeschmissen haben, zu Schaden kommen. Deshalb wollten sie mit ihrem Stück die Zuschauer daran erinnern, dass durch Umweltverschmutzung letztendlich die Menschen selbst die bitteren Früchte essen. Sie seien froh, durch diesen Wettbewerb sowohl von ihren Konkurrenten viel über Umweltschutz erfahren, als auch neue Freunde kennengelernt zu haben. „Es ist ja eine Erweiterung des Horizonts. Die Erlebnisse machen mich selbstbewusster“, ergänzte einer der Jungen.
„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun“, zitierte Kristina Xu, die den Wettbewerb zum dritten Mal begleitet hat, Goethes Worte, um die Idee der Veranstaltung vorzustellen. „Wir hoffen, dass das Sprachenlernen nicht nur im Klassenraum bleibt, sondern auch Anwendung finden kann. Nun haben es die Schülerinnen und Schüler geschafft, ihre Gedanken und Gefühle in einer Fremdsprache zu artikulieren und ein Theaterstück zu kreieren. Das ist eine großartige Leistung und auch für uns alle von höchster Bedeutung“, fuhr sie fort.
Weiter sagte sie, dass sich die PASCH-Familie immer weiter vergrößere. Momentan gibt es weltweit 2000 PASCH-Schulen, darunter 130 in der Volksrepublik. Zu begrüßen sei außerdem, dass sich mehr chinesische Schulen um die Teilnahme an der Initiative bewerben, nachdem das Curriculum fürs Schulfach Deutsch bereits in China eingeführt worden ist.
Oliver Hartmann, Leiter der Abteilung Kultur und Bildung vom deutschen Generalkonsulat Shanghai und zugleich einer der Organisatoren der Veranstaltung, erklärte, die Umwelt zu schützen sei zurzeit eine der wichtigsten Herausforderungen. Daher seien die Teilnehmer aus den PASCH-Schulen aufgefordert worden, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen und daraus Theaterstücke zu entwickeln. An vielen PASCH-Schulen in Ostchina hätte er nicht zuletzt bereits viele positive Beispiele gesehen: Es gebe Projekte zum Einsparen und Recyceln vom Plastikmüll, altem Papier, Elektromüll. Alte Bücher, Schuluniformen und gebrauchte Gegenstände würden gespendet, an Bedürftige weitergegeben oder umfunktioniert, führte der Konsul aus. „Für das gemeinsame Bemühen beim Umweltschutz möchte ich allen Schulen danken“, sagte der Diplomat während der Veranstaltung.

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