Gemeinschaft und Harmonie

Für asiatische Werte in neuem Gewand

13.05.2019

Guanxi, compadrazgo und bapakism. Drei Worte aus China, den Philippinen und Indonesien, welche die gleichen Werte des Kontinents über die Jahrhunderte hinweg transportieren: den Glauben an die Bedeutung der Familie und der Gemeinschaft und deren Vorrang über den Interessen des Einzelnen.

 

 

Diese in der asiatischen Kultur und Geschichte verankerten Werte, die auf Konsens, gesellschaftlicher Harmonie, Stabilität und Disziplin beruhen, sind angesichts von Herausforderungen wie Protektionismus und Terrorismus, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, wichtiger und bedeutsamer als jemals zuvor.

 

Joefe Santarita, Dekan des Asienzentrums der Universität der Philippinen, sagt, das asiatische Werte eher einen konsensualen Ansatz und Kommunitarismus förderten als Individualismus, und dass sie die Ordnung der Gesellschaft und Harmonie ebenso betonten wie den Respekt vor den Älteren, Disziplin und eine paternalistische Staatsauffassung in Verbund mit einer bestimmenden Rolle der Regierung bei der Wirtschaftsentwicklung.

 

"Asiatische Werte sind die Voraussetzungen dafür, um auf der Grundlage von Vertrauen zusammenzuarbeiten und konsequent die Globalisierung voranzutreiben," sagt Santarita gegenüber China Daily. Er erwähnt das chinesische Konzept guanxi, das die persönlichen Beziehungen und tiefen Bindungen zwischen Personen betont.

 

"Guanxi ist ein gutes Beispiel für die Erfolgsgeschichte eines kulturellen Elements, das im Wirtschaftsleben Anwendung findet. Vertrauen ist ein grundlegender Zug des chinesischen Geschäftsmannes, der seit Jahrhunderten in Geschäftspartnerschaften und im internationalen Handel unterwegs ist," so der Wissenschaftler.

 

Santarita sagt, das in anderen asiatischen Ländern ähnliche Vorstellungen zu finden seien. Zum Beispiel compadrazgo auf den Philippinen und bapakism in Indonesien.

 

Compadrazgo, ein spanisches Wort, das wörtlich "Mit-Vaterschaft" bedeutet, beruhe auf dem Konzept der Patenschaft, das eine wichtige Rolle spiele beim katholischen Brauch der Firmung, der rituellen Aufnahme des Heranwachsenden in die Gemeinschaft der katholischen Kirche.

 

Für die überwiegend katholisch geprägte und auf Zusammenhalt gegründete Gesellschaft der Philippinen, ist der Firmpate (genannt padrino) Bestandteil der Großfamilie, von dem erwartet wird, dass er dem Patenkind hilft und es beschützt. Vom Patenkind wird erwartet, dass es sich respektvoll und loyal gegenüber dem Paten verhält.

 

Bapakism leitet sich her vom indonesischen Wort für "Vater". Wenn es im Geschäftsleben des Landes zur Anwendung kommt, meint man damit großen Respekt und Gehorsam gegenüber dem Vorgesetzten. Vom Manager in seiner Rolle als bapak wird erwartet, dass er sich um seine Angestellten kümmert und deren Wohlergehen fördert.

 

Obwohl die asiatischen Werte tief in der traditionellen Kultur des Kontinents verwurzelt sind, traten sie erst in den 1990er Jahren ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Dies lag zum Teil daran, dass führende asiatische Politiker wie der verstorbene Premierminister Singapurs Lee Kuan Yew und der gegenwärtige malayischen Ministerpräsidenten Mahathir Mohamad sogenannte asiatische Werte zum idealen Mittel für die Regierung ihrer Länder erklärten.

 

Lee und Mahathir unterstrichen, dass in Asien die gesellschaftliche Ordnung und eine starke Regierung der Schlüssel zu stabilen und wohlhabenden Gesellschaften seien.

 

Diese Art der Regierungsführung sei für den raschen wirtschaftlichen Wachstum in Singapur. Malaysia, Südkorea und China verantwortlich. Santarita glaubt, dass asiatische Führer effizient handelten, weil sie ihren Gemeinwesen dienten und gegnseitigen Respekt und Disziplin hochschätzten.

 

Beobachter sind der Meinung, dass die asiatische Betonung von Gemeinschaft und Harmonie dabei helfen könne, die drückendsten Weltprobleme wie den Streit über Hoheitsgebiete, den Klimawandel und eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft zu lösen. 

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Asien,Werte,Konsens