Die Einrichtung einer nationalen Ethikkommission für Wissenschaft und Technik wird die Aufsicht verbessern und sicherstellen, dass sich die beiden Disziplinen auf dem richtigen Weg entwickeln, sagten Experten.

„Es gibt seit langem Aufrufe, eine Ethikkommission auf höchster Ebene einzurichten, um eine einheitliche Überwachung der wissenschaftlichen Forschung zu ermöglichen", sagte Zhai Xiaomei, stellvertretende Direktorin des Expertenausschusses für Medizinethik bei der Nationalen Gesundheitskommission. China hatte am 24. Juli die Einrichtung einer nationalen Ethikkommission für Wissenschaft und Technik angekündigt, Einzelheiten wurden jedoch noch nicht bekannt gegeben. Die Kommission soll eine wirksame Aufsicht und Regulierung des Sektors fördern, einschließlich der Rechtsvorschriften über die ethische Kontrolle.

Die rasante Entwicklung von Wissenschaft und Technik in China, einschließlich der Biowissenschaften und der künstlichen Intelligenz, habe die Einrichtung eines Gremiums auf höchster Ebene mit übergeordneten Zuständigkeiten dringend erforderlich gemacht, um eine wirksame ethische Überwachung der verschiedenen Sektoren zu gewährleisten, sagte Zhai, die auch Direktorin des Forschungszentrums für Lebensethik der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften ist. Verschiedene Regierungsabteilungen hätten unterschiedliche Vorschriften und Standards für die ethische Aufsicht, was zu Aufsichtslücken bei vielen wissenschaftlichen Forschungsprojekten geführt habe. „Nach der Einrichtung der Kommission müssen viele detaillierte Arbeiten durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgaben effektiv erfüllen kann“, sagte Zhai.

Die neue Kommission könnte ähnliche Aufgaben haben wie nationale Ethikkommissionen in Ländern wie den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich, die die Anwendung kontroverser Technologien überwachen, sagte sie. Ethische Verstöße in der wissenschaftlichen Forschung, die von den Medien in den vergangenen Jahren aufgedeckt wurden, haben zu Forderungen nach einer stärkeren Regulierung des Sektors geführt. Ein aktueller Fall betraf He Jiankui, einen chinesischen Wissenschaftler, der bekannt gab, dass er die Gene von zwei Babys verändert habe, um sie immun gegen HIV zu machen. Nach der Bekanntgabe verurteilten Hunderte von chinesischen Wissenschaftlern das Experiment und stellten die Sicherheit und Wirksamkeit des Verfahrens in Frage.

Im Anschluss an Hes Fall veröffentlichten vier führende Ethikwissenschaftler in China, darunter Zhai, im Mai gemeinsam einen Artikel in der Zeitschrift Nature, in dem sie die Regierungsbehörden aufforderten, die Überwachung der wissenschaftlichen Forschung zu intensivieren, unter anderem mit klareren Regeln und Vorschriften sowie mit hohen Strafen, um die Wahrscheinlichkeit eines unethischen Einsatzes biomedizinischer Technologien, die das Editieren von Genen und Stammzellen betreffen, zu reduzieren. Huang Song, Vizepräsident des Nationalen Instituts für Biowissenschaften in Beijing, sagte, die Einrichtung der Kommission könne ethische Standards in der wissenschaftlichen Forschung vereinheitlichen. „Es ist wichtig, die Verantwortung aller an einem Projekt Beteiligten zu spezifizieren, damit alle Schuldigen ihre gebührende Strafe erhalten“, sagte er.

Zhai meinte, ethische Fragen in Wissenschaft und Technik seien wichtig, da die Entwicklung von hochriskanten Technologien wie Gehirnforschung und künstlicher Intelligenz die Zukunft der Menschheit beeinflussen könnte. „Zum Beispiel können die neuesten biologischen Technologien wie das Editieren von Genen generationsübergreifende Effekte und unvorhersehbare Ergebnisse für unsere Nachkommen hervorrufen“, sagte sie. „Wir müssen vorsichtig sein, einem bestimmten Wissenschaftler das Recht einzuräumen, solche Änderungen nach Belieben im Namen der Heilung einer schweren Krankheit vorzunehmen. Ethische Standards behindern nicht die Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Sie sorgen vielmehr dafür, dass die Entwicklung auf dem richtigen Weg zum Wohle der Menschheit ist.”