Früherer französischer Staatspräsident Chirac stirbt mit 86 Jahren

27.09.2019

Der frühere französische Staatspräsident Jacques Chirac ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Dies gab seine Familie am Donnerstag bekannt.


Der frühere französische Staatspräsident Jacques Chirac (Archivfoto)


Der Mitte-rechts-Politiker, der enge Beziehungen zu China aufbaute und Anhänger eines vereinten Europas war, hatte zwei Jahre lang unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterand das Ministerpräsidenamt inne, bevor er von 1995 bis 2007 als 22. französischer Staatspräsident amtierte.


Er führte Frankreich in die Eurozone und überstand 2002 während der Militärparade zum Nationalfeiertag einen Attentatsversuch. Sein Ansehen wurde jedoch 2005 beschädigt, als ein von ihm initiiertes Referendum für die Annahme einer europäischen Verfassung nicht in seinem Sinne entschieden wurde. 2011 wurde er zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Bestechung verurteilt. Die Straftatbestände hatten sich in den 1970er Jahre während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Paris zugetragen.


Chirac hatte enge Beziehungen zu China. Er bereiste das Land häufig als Präsident und auch noch nach seinem Abschied aus diesem Amt, und galt als großer Freund der chinesischen Poesie. "Noch nie in der langen Geschichte der französisch-chinesischen Beziehungen ist die Verständigung zwischen uns so eng, das gegenseitige Vertrauen so tief und die Kontakte auf hoher Ebene so zahlreich gewesen, sagte er vor seinem letzten Chinabesuch als Präsident im Jahre 2006. Chirac war berüchtigt für seine Wechselhaftigkeit bei grundlegenden Fragen der Politik, was ihm den Spitznamen La Girouette, das Wetterfähnlein, eintrug.


In frühen Jahren ein Euroskeptiker - was ihm einen weiteren Spitznamen verschaffte, Le Bulldozer -  wandelte sich Chirac zu einem entschiedenen Anhänger des europäischen Föderalismus. Als 1999 der Euro als europäische Währung eingeführt wurde, sagte Chirac: "Das ist viel mehr als nur ein Zahlungsmittel. Das hat eine symbolische Dimension. Mit dem Euro werden die Europäer stärker und geeinter werden."


Mina Andreeva, eine Sprecherin des Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, sagt: "Nicht nur Europa hat einen großen Staatsmann verloren, der Präsident der Europäischen Kommission hat auch einen engen Freund verloren." Sie fügt hinzu, dass Juncker "ihm die Ehre erweist und seine lebenslange, intensive Arbeit würdigt. Sein Erbe für Frankreich und die Europäische Union wird uns immer begleiten".


Einer der Gründe, warum Chirac für ein vereintes Europa eintrat, war der Versuch, dem wachsenden Einfluss der Vereinigten Staaten entgegenzutreten, vor allem anlässlich der von den USA angeführten Invasion des Irak im Jahre 2003. Aber seine Auffassungen zu diesem Thema fanden keine ungeteilte Zustimmung, so kam es zum Bruch mit dem britischen Premierminister Tony Blair und zu Verwerfungen mit Staaten des früheren Warschauer Paktes, die erst kürzlich der EU beigetreten waren.


2005 unterstützte Chirac die damals lancierte Europäische Verfassung, die von den Franzosen jedoch in einem Referendum abgelehnt wurde. Er beklagte sich: "Wenn du dir ins Bein schießen willst, tue es, aber beschwere dich hinterher nicht darüber! Das ist dumm, kann ich dir sagen." An dem Scheitern des Referendums nahm sein Ansehen ernsthaft Schaden.


Bill Carmichael, Leiter des MA Studienganges International Public and Political Communication an der Universität Sheffield in Großbritannien, sagt, dass Chirac ein bedeutendes, aber auch getrübtes politisches Erbe hinterlässt: "Ich denke, dass man sich an ihn als einen politischen Wendehals erinnern wird, dem es an tiefverwurzelten Überzeugungen mangelte. Er wurde zum Star der europäischen Integration, zwang die Franzosen aber vielleicht zu schnell in diese Richtung, was indirekt zum Aufstieg der euroskeptischen Front National beigetragen hat.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Chirac,Frankreich,Tod