„Nationaler Skandal"
Mangelnde Informationspolitik der US-CDC eine „Zeitbombe" für das Land
Die US-Regierung, die China heftig wegen seines Umgangs mit der vom neuen Coronavirus ausgelösten Epidemie kritisiert hatte, ist nun ihrerseits unter heftigen Beschuss geraten, weil die Bürger der Vereinigten Staaten über die stetig wachsende Zahl von Erkrankungen besorgt sind, und die ineffizienten und ungeschickten Bemühungen des Landes zur Eindämmung der Infektionskrankheit kritisieren. Sie verlangen von den Behörden uneingeschränkte Transparenz; einige bezeichnen die Reaktion der Regierung auf die neue Krankheit sogar als „nationalen Skandal", der die grundlegenden Interessen der Amerikaner gefährde.
In einer New Yorker Apotheke sind am 29. Februar Gesichtsmasken ausverkauft. Foto: Xinhua
Die „verspätete Reaktion und Inkompetenz" der Regierung Trump habe in einigen Staaten den Notstand ausgelöst, in den nächsten Wochen werde mit einem sprunghaften Anstieg der Zahl der Infizierten gerechnet, so die Auffassung chinesischer Experten.
Die amerikanische Seuchenschutzbehörde (CDC) veröffentlicht seit Montag nicht mehr die Zahl derjenigen Personen, die auf die Coronaviruserkrankung COVID-19 getestet wurden, weil die bisher berichteten Zahlen nur die „Spitze des Eisbergs” wären, die die Lage in den Vereinigten Staaten nicht angemessen reflektierten, meinen Beobachter.
Einige amerikanische Medien haben die CDC unter Beschuss genommen und werfen ihr vor, dass die von ihr veröffentlichten Daten fehlerhaft seien. Durch die angewandten Testmethoden würden eine Vielzahl von Krankheitsfällen gar nicht erfasst. Einige Schätzungen sprächen davon, dass die Zahl der Fälle weitaus höher läge als bislang berichtet worden sei.
Vor dem Hintergrund der verspäteten Reaktion und der in zu geringem Umfang durchgeführten Tests gehen Beobachter in den USA und China davon aus, dass die Zahl der Fälle in den Vereinigten Staaten in die Tausende ginge, während die Regierung Tests auch dann nicht durchführt, obwohl sich die Krankheit im Land ausbreitet.
Viele fragen sich, welche Ausmaße der Ausbruch in den USA tatsächlich angenommen habe und spekulierten darüber, dass die tatsächliche Lage weit aus gravierender sei als von offizielvler Seite eingeräumt werde.
Robert Murphy, Virologe und geschäftsführender Direktor des Institute for Global Health an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University, sagte am Mittwoch gegenüber der Global Times, dass er der These zustimme, wonach die CDC die Fehler wiederhole, die beim Ausbruch der Epidemie in Wuhan begangen wurden. Dazu zählten ein zu schmales Spektrum an Testkriterien, eine zu geringe Kapazität zur Durchführung von Tests in ausreichender Zahl und die Tatsache, dass die Tests zu langsam ausgeführt würden. Das Ergebnis dieser Fehlleistungen sei eine verzögerte Reaktion auf die sich anbahnende Epidemie gewesen.
Er sagte, dass diese Verzögerung problematisch für die USA sei und zu genau den gleichen Konsequenzen wie in China geführt hätte: einer allgemeinen Ausbreitung der Krankheit. Allerdings glaube er, dass die Folgen letztlich nicht so schwerwiegend sein würden: „Die Fehler werden nun rasch behoben und die USA verfügen über eine bessere medizinische Infrastruktur."
Dennoch, so Beobachter, gebe es einen grundlegenden Unterschied in der Art und Weise wie die chinesische Zentralregierung und die Regierung Trump ihre Maßnahmen im Angesicht der Epidemie angepasst hätten. Als die Behörden in Hubei die Gesundheitskrise falsch angingen, schritt rasch die Zentralregierung ein und verfügte ein adäquates Vorgehen. Ganz anders in den USA, wo sich das Weiße Haus und die CDC nun gegenseitig die Schuld zuschöben.
Einige Ärzte in vorderster Front und andere amerikanische Bürger bezeichnen das Vorgehen der CDC als „vollkommen skandalös", da die Regierung Trump die Bedrohung durch COVID-19 herunterspiele.
Die Reaktion der CDC sei ein Schlag ins Gesicht der amerikanischen Botschaft in China und in das von Außenminister Mike Pompeo, meinten ein paar chinesische Internetuser, die ein Foto von Pompeo posteten und an dessen Äußerung vom Februar erinnerten: „Wir hoffen, dass jedes Land, das über Informationen verfügt, und das gilt auch für China, vollkommen offen und transparent sein wird."
Auf Twitter bemängelt ein User, der sich Frenando nennt, dass US-Präsident Donald Trump von China „mehr Transparenz" in Sachen Coronavirus forderte, aber jetzt Mike Pence beauftragt und die Wissenschaftler zum Schweigen verdonnert hätte.
„Die Folge: Trump wird sehr schnell für tausende von Toten in den USA verantwortlich sein …", meint der Netzbürger.
Während viele Amerikaner mit den hohen Kosten medizinischer Versorgung zu kämpfen haben und es deshalb vermeiden, sich kostspieligen Coronavirustests zu unterziehen, hat die chinesische Zentralregierung am Donnerstag angekündigt, sie wolle sicherstellen, dass Patienten bei Massenerkrankungen behandelt würden, ohne zuvor eine Rechnung ausgestellt zu bekommen.