Netizens und Experten haben die US-Regierung dazu aufgerufen, Informationen über die Auflösung eines Labors der amerikanischen Armee für die Erforschung von Infektionskrankheiten zu veröffentlichen. Eine an das Weiße Haus gerichtete Petition führt Ereignisse an, die einen Zusammenhang mit der Schließung des Labors und dem zeitgleichen Ausbruch der COVID-19-Infektion in China suggerieren. Die US-Regierung werde dazu aufgefordert, zu erklären, ob das Labor mit dem tödlichen Virus zu tun hätte.

Während der Ursprung des neuartigen Coronavirus noch immer ungekannt sei, und Verschwörungstheorien zu weitverbreiteter Panik geführt hätten, vertraten Experten die Meinung, dass eine zeitnahe Offenlegung von Informationen über das Labor der Einheit und Kooperation der Welt im Kampf gegen die Seuche helfen würde. Mit Stand vom Samstag werden weltweit mehr als 150.000 Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus berichtet. 5400 Menschen sind bereits an der Seuche gestorben.  

Das Labor auf dem Militärstutzpunkt Fort Detrick in Fredrick im US-Bundesstaat Maryland, hantierte mit hochansteckendem Virenmaterial, darunter Ebola, und wurde im Juli 2019 auf Betreiben des amerikanischen Seuchenzentrums CDCP geschlossen.

Die Schließung wurde mit einer Reihe von Fehlleistungen und Versäumnissen begründet, darunter fahrlässige Umgangsweisen und mangelnde Weiterbildung der Beschäftigten in den Laboratorien, die mit den gefährlichen Substanzen betraut waren. Nach Berichten lokaler Medien habe auch die Kläranlage der Einrichtung nicht den Bestimmungen des Federal Select Agent Program entsprochen.

Das Labor, das vor mehr als einem halben Jahr geschlossen wurde, ist durch eine Petition an das Weiße Haus vom 10. März in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. In der Petition werde einige zeitliche Übereinstimmungen zwischen der Schließung des Labors und dem Ausbruch der COVID-19-Epidemie angesprochen.

So seien beispielsweise in den USA im August 2019 "10.000 Menschen bei einer großflächigen `Grippe-Epidemie`" ums Leben gekommen; und die COVID-19-Epidemie sei weltweit im Februar 2020 ausgebrochen, nachdem die Vereinigten Staaten im Oktober 2019 das sogenannte Event 201 – Eine weltweite Pandemie-Übung – durchgeführt hatten.

In der Petition wird zudem festgestellt, dass nach der Verschlimmerung der COVID-19-Pandemie zahlreiche englischsprachige Beiträge über die Schließung des Labors gelöscht wurden, was den Verdacht aufkommen ließ, dass das Labor etwas mit dem neuartigen Coronavirus zu tun haben könnte.

Die Petitionäre rufen die US-Regierung dazu auf, die wahren Gründe für die Schließung des Labors offenzulegen und zu klären, ob die Einrichtung in irgendeinem Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus stünde und ob es zu einem Entweichen dieses Virus aus dem Labor gekommen sei.

Bis zum gestrigen Sonntag ist die Petition von 400 Personen unterzeichnet worden.

Chinesische Internetnutzer riefen die US-Regierung dazu auf, so rasch wie möglich auf die von der Öffentlichkeit gestellten Fragen zu antworten.

"Das ist keine Kleinigkeit. Die Wahrheit sollte veröffentlicht werden," schrieb ein Internetnutzer.

"Die Welt hat ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu erfahren," sagte ein anderer.

Ni Feng, stellvertretender Direktor des Instituts für Amerika-Studien unter der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, ruft die US-Regierung dazu auf, für mehr Transparenz bei Themen zu sorgen, die mit der COVID-19-Pandemie zu tun hätten, um so weitverbreiteten Zweifeln entgegenzutreten.

Der Ursprung des Virus sollte durch wissenschaftliche Forschung ermittelt werden, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es vorrangig, im weltweiten Kampf gegen die Viruspandemie zusammenzuarbeiten, sagt Ni.

Wang Yiwei, Professor am Institut für internationale Beziehungen der Volksuniversität, pflichtet Ni Feng bei und stellt fest, dass sich die USA schäbig gegenüber China verhalten habe, als das Land gegen die Epidemie ankämpfte. Die USA hätten China mangelnde Transparenz vorgeworfen und den Verdacht geäußert, dass das Virus aus einem chinesischen Labor entwichen sei.

Nun habe China die Welt durch praktische Maßnahmen und Fortschritte überzeugt. Wang ist der Auffassung, dass die USA mit China und der Welt aufrichtig im Kampf gegen das Virus zusammenarbeiten sollte.