Betrug
Luckin-Skandal „schwerer Schlag“ für chinesische Unternehmen in den USA
Der Buchhaltungsskandal bei „Luckin Coffee“ könnte schwerwiegende Auswirkungen haben, da der Fall nicht nur zum Bankrott des Unternehmens selbst, sondern auch zu Problemen für andere in den USA börsennotierte chinesische Unternehmen– ebenso wie jenen, die Börsengänge in den USA planen – führen könnte, sagten Analysten.
Angesichts des heiklen Zeitpunkts, in einem von der Virusepidemie schwer getroffenen US-Markt, werde der Betrugsfall bei Luckin auch auf andere chinesische Unternehmen, die in den USA notiert sind, schwerwiegende Auswirkungen haben. Dies sagte Zhang Yi, Geschäftsführer der in Shenzhen ansässigen iiMedia Research, am Montag der Global Times.
„Es wird ein schwerer Schlag sein – eine Glaubwürdigkeitskrise – für chinesische Unternehmen, die bereits an der Wall Street notiert sind, und es wird auch Auswirkungen auf chinesische Unternehmen haben, die Börsengänge in den USA planen“, sagte Zhang.
Das Kaffee-Startup, das in China weithin als Starbucks-Rivale angesehen wird, gab am Donnerstag zu, dass sein Geschäftsführer, Liu Jian, und einige seine Untergebenen „sich an bestimmten Verfehlungen beteiligt haben, einschließlich der Fälschung bestimmter Transaktionen“. Die betrügerischen Machenschaften beliefen sich Berichten zufolge auf insgesamt 2,2 Milliarden Yuan (310 Millionen Dollar).
Der Aktienkurs stürzte daraufhin über Nacht um 70 Prozent ab.
Das Unternehmen entschuldigte sich am Sonntag in einer Erklärung und sagte, dass die in den Vorfall verwickelten leitenden Angestellten suspendiert worden seien, dass der Vorstand des Unternehmens einen Sonderausschuss eingerichtet habe und dass eine dritte Partei mit einer „gründlichen Untersuchung“ des Vorfalls beauftragt worden sei.
Obwohl das Unternehmen den normalen Betrieb aufrechterhalte, einschließlich der Personalverwaltung und der Geschäfte in den physischen Läden, sagte Zhang voraus, dass Luckin wahrscheinlich in Konkurs gehen und es keine weiteren Investoren geben werde. Das Start-up könne nicht überleben, wenn es nichts einnehme, so Zhang.
„Aber falls Luckin dazu in der Lage ist, seiner gesetzmäßigen Verantwortung gerecht zu werden, ist es noch möglich, dass es übernommen wird“, sagte Zhang.
Als Reaktion auf den Vorfall warnten Analysten davor, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde nun ihre Untersuchungen auf mehr in den USA notierte chinesische Unternehmen ausdehnen und damit mehr Druck auf Unternehmen ausüben könnte, die von der Pandemie bereits hart getroffen wurden.
Dies sei keine gute Sache für chinesische Aufsichtsbehörden und Unternehmen, aber auch keine ganz schlechte, da die inländischen kleinen und mittleren Privatunternehmen eine Lehre aus dem Fall ziehen sollten, sagte Liang Haiming, Dekan des „Belt and Road Institute“ an der Universität Hainan. Von ihnen werde nämlich erwartet, dass sie die Regeln der globalen Märkte lernen, bevor sie in anderen Ländern aktiv werden, um ihre umfassende Kompetenz und ihren Internationalisierungsgrad zu verbessern.
Von den chinesischen Regulierungsbehörden werde erwartet, dass sie die inländische Finanzreform umsetzen, indem sie qualifizierte Unternehmen bei der Notierung auf dem A-Aktienmarkt des Landes anleiten und diejenigen, die Börsengänge in den USA planen, sorgfältig prüfen, um zu vermeiden, dass unqualifizierte Unternehmen in den USA notiert werden und so die Glaubwürdigkeit anderer chinesischer Unternehmen schädigen, sagte Liang der Global Times am Montag.