Wirtschaftliche Folgen von COVID-19

Welche Antwort soll China auf die Diversifizierung der Lieferketten geben?

10.04.2020

Angesichts der COVID-19-Pandemie diversifizieren immer mehr Länder ihre Lieferketten. China muss darauf reagieren: durch mehr Offenheit und eine Unterstützung der Industrieketten im eigenen Land.


Ein Roboterarm unterstützt das Verpacken von Komponenten in einer Produktionsanlage in Taicang, Provinz Jiangsu. (cnphotos)


Die japanische Regierung hat am Dienstag ein Rekordkonjunkturpaket im Umfang von 2,2 Milliarden US-Dollar vorgestellt. Damit soll den Herstellern des Landes geholfen werden, die Produktion aus China zu verlagern und die Lieferketten zu diversifizieren.

 

Japans Versuch, seine industrielle Abhängigkeit von China zu verringern, könnte bedeuten, dass COVID-19 sich allmählich auch auf die globalen Lieferketten auswirkt. Dieser Trend muss genau beobachtet und ernst genommen werden.

 

Objektiv betrachtet ist der wirtschaftliche Anreiz von 2,2 Milliarden US-Dollar recht begrenzt im Vergleich zu den Kosten für die Verlagerung japanischer Herstellung aus China. Es bleibt also abzuwarten, wie viele japanische Unternehmen aufgrund der neuen Politik tatsächlich diesen Schritt machen werden.


Das Streben nach Diversifizierung der Lieferkette – insbesondere nach den Auswirkungen des Virus auf die Produktionskette – verdient jedoch Aufmerksamkeit. Chinas Exporte nach Japan brachen im Februar ein, was bei den japanischen Herstellern zu einem vorübergehenden Mangel an wichtigen Komponenten führt.


Darüber hinaus könnte Japans Bestreben, seine Lieferkette von China weg zu diversifizieren, nur der Beginn eines größeren Trends sein. In Zukunft könnten die USA, Südkorea oder andere Handelspartner Chinas ähnliche Maßnahmen ergreifen. Ganz gleich, ob solche Schritte als Antiglobalisierung oder Protektionismus interpretiert werden, ist es wahrscheinlich unvermeidlich, dass multinationale Unternehmen zunehmend ihre Lieferketten diversifizieren, um ihre Abhängigkeit von bestimmten Regionen zu verringern.


In diesem Sinne könnte die Coronavirus-Pandemie der wichtigste Wendepunkt für die Entwicklung der chinesischen Industriekette seit Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation sein. Obwohl mehrere Faktoren dafür sprechen, dass kein anderes Land Chinas Rolle in der globalen Lieferkette vollständig ersetzen kann, verdient eine Tendenz zum industriellen Transfer immer noch unsere Aufmerksamkeit.


Die ganze Welt wurde von der Pandemie kalt überrascht. Das bedeutet, dass es einige Zeit dauern wird, bis ein möglicher Industrietransfer stattfindet. Und China hat keine Zeit zu verlieren, um den Wandel zu planen und vorzubereiten.


Erstens könnte China seine Vorteile bei der Markt- und Produktionskapazität voll ausschöpfen, um seine Industriekette zu erhalten. China ist das einzige Land, das über alle Industriekategorien laut der Industrieklassifikation der Vereinten Nationen verfügt und das 30 Prozent des weltweiten verarbeitenden Gewerbes ausmacht. Eine größere Offenheit wird das Geschäftsumfeld für multinationale Unternehmen attraktiver gestalten, was für den Schutz der lokalen Industriekette von entscheidender Bedeutung sein wird. Zweitens könnte China seine Kapazitäten zur Unterstützung der Produktion verbessern, indem es Industriekettencluster kultiviert. Das könnte die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen gegenüber „Schwarzen Schwänen“ stärken.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: COVID-19,Diversifizierung,Japan,Pandemie