Superspreader
Rückkehrer aus USA steckt 50 Personen in Harbin an – Lockdown „nicht erforderlich"
Eine chinesische Staatsbürgerin, die aus den USA nach Harbin, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang zurückgekehrt ist, hat mindestens fünfzig Personen mit COVID-19 angesteckt.
Der Freiwillige Li Wenqi steht im Schnee an einem Kontrollpunkt zur Epidemieprävention in Harbin, 29. Februar 2020. Foto: Xinhua.
Die Gesundheitsbehörden schätzen das Risiko einer Verbreitung der Krankheit jedoch als gering ein und sprechen davon, dass ein Lockdown der Stadt nicht erforderlich sei. Harbin werde nicht zu einem zweiten Wuhan werden, solange die Bewohner der Stadt Vorsichtsmaßnahmen walten ließen und achtsam gegenüber den Gefahren einer Ansteckung blieben.
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ein Lockdown der Stadt nicht erforderlich", sagte Zeng Guang, Chefepidemologe des Chinese Center for Disease Control and Prevention (CDC), auf die Frage, ob über Harbin nun ein Lockdown verhängt werden sollte.
Zeng sagte, dass Wuhan im Januar zu Beginn der Reisezeit um das Frühlingsfest herum einen Lockdown verhängt hat. Damals bewegten sich viele Menschen kreuz und quer durch das Land und es war unklar, wie viele Personen sich in der Provinz Hubei mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt hatten. In Harbin sei die Situation jedoch klar und es gäbe eine nachvollziehbare epidemologische Einschätzung in der Stadt.
Ein Lockdown sei das äußerste Mittel, und in Harbin sei die Seuche unter Kontrolle, so Zeng.
Zhou Zijun, Gesundheitsexperte aus Beijing, sagte gegenüber der Global Times, dass „nur für den Fall, dass ein Ausbruch außer Kontrolle gerät, oder die Gefahr dazu besteht, die Stadt einen Lockdown ins Auge fassen würde." Da jenseits der festgestellten Infektionskette keine weiteren COVID-19-Fälle berichtet worden seien, wäre ein Lockdown eine Überreaktion.
Mit seiner Einwohnerschaft von mehr als zehn Millionen Menschen würde Harbin nicht zu einem zweiten Wuhan werden, da die Bedrohung durch das Virus erkannt und verstanden worden sei, und die Mehrheit der Öffentlichkeit in ihrer Wachsamkeit nicht nachließe, da zahlreiche Kontrollmaßnahmen nach wie vor in Kraft seien, so Zhou.
Wang Peiyu, stellvertretender Leiter des Instituts für öffentliche Gesundheitskunde der Peking Universität, sagt, dass das betreffende Wohnviertel in Harbin unter strenger Quarantäne stehe und ein Lockdown der Stadt nicht das Mittel der Wahl sei.
Um die Einschleppung von Infektionen zu verhindern, schreibt die Harbiner Zollverwaltung unabhängig von der Nationalität für Kraftfahrer und Einreisende Tests auf der Grundlage der Nukleinsäure-Amplifikationstechnik (NAT) vor. Personen, die nach China zurückkehren, oder zwischen China und dem Ausland pendeln, wie zum Beispiel Lastkraftwagenfahrer, müssen sich alle fünf Tage einem COVID-19-Test unterziehen.
Am vergangenen Freitag verkündete die Diziplinarkommission der Provinz Heilongjiang, dass 18 Partei- und Regierungsfunktionäre sowie Leiter von Krankenhäusern wegen Verstößen gegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie zur Rechenschaft gezogen würden. Unter ihnen befinden sich auch der stellvertretende Bürgermeister Chen Yuanfei und der Leitung der Harbiner Gesundheitskommission Ding Fengshu.