Möglich ein neuer Genotyp
Nach Harbin eingeschleppte Coronainfektion verbreitet sich über Provinzgrenzen hinaus
Eine außergewöhnlich lange Infektionskette aus Harbin in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang hat sich in benachbarten Regionen ausgebreitet. Dies wirft Fragen über die Ineffektivität der bestehenden Testverfahren auf.
Die nordchinesische Autonome Region der Inneren Mongolei ist nach der Provinz Liaoning das zweite Gebiet, dass von Infizierten aus Heilongjiang mit dem Coronavirus in Berührung gekommen ist.
Die Stadtregierung von Hulun Buir sagt, dass der bestätigte Fall aus ihrem Stadtgebiet mit Harbin in Zusammenhang stehe, wo ein aus den USA eingeschleppter Krankheitsfall zu einer Ansteckung von mindestens 50 Personen geführt habe.
Epidemiologen and Virologen, die am gestrigen Montag von der Global Times befragt werden konnten, sagten, dass die lange Infektionskette von Harbin ihre Kenntnis über den Virus erweitert habe. Es handele sich dabei womöglich um einen anderen Genotyp, der von dem in China verbreiteten abweiche. Es sei sehr wichtig, diesen Virus so rasch wie möglich einzudämmen.
Zeng Guang, Chefepidemiologe des Chinese Center for Disease Control and Prevention, sagte: „Wir sollten dem Ausbruch von Harbin große Aufmerksamkeit zuwenden. Hier ergibt sich eine eindeutige und sehr lange Ansteckungskette, bei der einige neue Eigenschaften des Coronavirus zu Tage treten, die sich bislang der Feststellung entzogen hatten."
Yang Zhanqiu, stellvertretender Direktor der Abteilung für Pathologische Biologie an der Universität Wuhan, sagte am Montag gegenüber der Global Times, dass der über Harbin verbreitete Genotyp des Coronavirus aus dem Ausland stamme, und die chinesische Bevölkerung für diese neue Variante womöglich anfälliger sei.
Yang hob hervor, dass der Ausbruch von Harbin sehr ernst genommen werden müsse. Wenn er nicht restlos unter Kontrolle gebracht würde, könnte er sich rasch ausbreiten, da China langsam wieder zur Normalität zurückkehre und unter der Bevölkerung die Mobilität wachse.
Eine Chinesin namens Han hat den Virus auf ihrem Flug aus den USA am 19. März eingeschleppt. Die Nachverfolgung ihrer Kontakte ergab, dass mindestens 50 Ansteckungsfälle auf sie zurückgehen. Auf direkte oder indirekte Art und Weise reichte Han das Virus weiter, was auch zu Infektionsnestern in zwei Krankenhäusern führte. In diesem Zusammenhang stehen bereits über 4000 Personen unter Beobachtung.
Han hat sich vier Nukleinsäuren- und Antikörpertests unterzogen, die alle negativ ausfielen, und dennoch hat die Frau den Virus an ihre Nachbarn weitergegeben. Die lokalen Gesundheitsbehörden bestätigten, dass Han sich mit COVID-19 infiziert habe.
„Der Fall Han warnt uns davor, dass es Mängel bei unseren Testmethoden geben könnte. Sind unsere Verfahren nicht sensibel genug? Wie kann es sein, dass der Coronavirus so virulent ist, während doch wiederholt durchgeführte Tests zu einem negativen Ergebnis führen?", fragt Zeng.
In der Stadt ist eine epidemologische Untersuchung noch immer im Gange.
Als Virologe hebt Yang hervor, dass ein neuer Genotyp des Coronavirus die Effektivität der chinesischen Testverfahren beeinträchtigen könnte, da diese auf der Grundlage der in China aufgetretenenVirentypen entwickelt worden seien.
Experten warnen die Öffentlichkeit davor, in der Achtsamkeit gegenüber dem Coronavirus nachzulassen und drängen darauf, Lücken in der Krankenhausverwaltung, bei der Selbstquarantäne und dem interregionalen Pesonenverkehr zu schließen.