Kursentwicklung für physisches Rohöl der Sorte WTI im Mai

Die Folgen der Corona-Krise machen sich am Rohölmarkt immer drastischer bemerkbar. Am Montag rutschte der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI auf ein historisches Tief. Der Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsieht, fiel um 300 Prozent auf bis zu minus 37,63 US-Dollar je Barrel (159 Liter), der tiefste Stand eines Terminkontrakts seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983. Auch ein Barrel zur Lieferung im Juni notierte am selben Abend mit einem Verlust von 18,37 Prozent bei 20,43 Dollar. Die Nordseesorte Brent verbilligt sich um 8,9 Prozent auf 25,57 US-Dollar je Fass.

Hauptursache des Preisverfalls ist laut Experten die weggebrochene Nachfrage nach dem Rohstoff aufgrund der Coronakrise. Die Pandemie hat zu einem globalen Konjunkturabschwung geführt, unter anderem zur Abnahme des Straßen- und Luftverkehrs. Zwar haben große Erdöllieferanten wie Russland und Saudi-Arabien kürzlich deutliche Förderkürzungen angekündigt. Es bleibt aber immer noch fragwürdig, ob die Reduzierungen für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage ausreicht.

Insbesondere in den USA drohen die Erdöllager aus allen Nähten zu platzen. Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen. Infolgedessen fallen in der ölreichen Region Texas die gezahlten Abnahmepreise immer weiter.

Der amerikanische Präsident Donald Trump will den dramatischen Absturz des Erdölpreises dafür nutzen, die strategischen Ölreserven seines Landes aufzustocken. Geplant werde eine Erhöhung von bis zu 75 Millionen Barrel, sagte Trump am Montag während seines Briefings zur Coronakrise im Weißen Haus. Allerdings muss der Kongress dem Plan zustimmen, andernfalls muss die Regierung die Kosten durch die Vermietung von Lagerflächen kompensieren. Die derzeitigen strategischen Ölreserven Amerikas belaufen sich auf 635 Millionen Barrel. Erlaubt sind momentan Reserven von bis zu 713,5 Millionen Barrel.