Globale Zusammenarbeit

Indexpatient „extrem schwierig“ zu finden

28.04.2020

Viel wird derzeit davon geschrieben, wie wichtig es sei, den COVID-19-Indexpatienten auszumachen. Chinesische Wissenschaftler machten diese Woche klar, dass diese Suche jedoch extrem schwierig sei. Wenn überhaupt, könne es nur doch globale Zusammenarbeit gelingen.

  

 

Chinesische Wissenschaftler sagten am Montag, es sei sehr unwahrscheinlich, dass das neuartige Coronavirus vom Menschen geschaffen wurde. Zudem sei es eine gewaltige Aufgabe, die eine globale Zusammenarbeit erfordere, den „Indexpatienten (auch als „Patient Null“ oder auf Englisch „Patient Zero“ genannt) zu finden.

 

Jin Qi, Direktor des Instituts für Pathogenität der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, erklärte, dass das Auffinden des ersten infizierten Falles ein „extrem schwieriges wissenschaftliches Problem ist, das ein hohes Maß an interdisziplinärer Forschung erfordert". Er fügte hinzu, dass Wissenschaftler bislang weder den Indexpatienten für die Grippepandemie von 1918, für HIV noch für die H1N1-Grippe im Jahr 2009 gefunden hätten.

 

„Falls Patient Null asymptomatisch ist oder sehr leichte Symptome aufweist, hat er oder sie möglicherweise keinen Arzt aufgesucht und keine Krankenakte hinterlassen", sagte Jin bei einer Informationsveranstaltung des Presseamts des Staatsrates.

 

Einige Experten haben vorgeschlagen, Antikörpertests einzusetzen, um den ersten Fall zu finden. Die gegenwärtigen Tests können jedoch nur sagen, ob eine Person in der Vergangenheit infiziert war, nicht aber, wann diese Infektion sich ereignete, machte Jin klar.

 

Liu Peipei, Virologe am Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention, sagte, dass die steigende Zahl der Menschen mit COVID-19-Antikörpern sowie die Existenz asymptomatischer Patienten die zwei Haupthindernissen bei der Suche nach dem Indexpatienten seien. China und viele andere Länder seien trotzdem auf der Suche nach diesem ersten Fall. Liu hoffe, dass die Länder bei der Bewältigung dieser herausfordernden Aufgabe zusammenarbeiten können.

 

Auf die Frage nach dem Ursprung des neuartigen Coronavirus sagte Liu, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft einen Konsens erreicht habe. Demnach sei die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus von Menschenhand geschaffen wurde „sehr gering.“

 

Jin erläuterte, dass der Zweck der Rückverfolgung des Ursprungs des Virus darin bestehe, spezifische Präventions- und Kontrollpläne zu erstellen, um ähnliche Ausbrüche in der Zukunft zu verhindern. „Aber auch das ist ein sehr schwieriges wissenschaftliches Unterfangen".

 

Einige haben spekuliert, dass das COVID-19 mit den sich erhöhenden Temperaturen verschwinden könnte, ähnlich wie beim SARS-Ausbruch im Jahr 2003. Mittlerweile wird dieser These aber von vielen Experten widersprochen. Wang Guiqiang, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten des ersten Krankenhauses der Peking-Universität, sagte beispielsweise, die Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Rückgangs der COVID-19-Fälle im Sommer auf der Nordhalbkugel sei gering.

 

„COVID-19 unterscheidet sich sehr von SARS und MERS, da es eine längere Inkubationszeit und einen hohen Anteil asymptomatischer Patienten aufweist“, betonte Wang. Es werde vermutet, dass das neuartige Coronavirus temperaturempfindlich sei und bei Kontakt mit Wasser über 56 Grad Celsius zerstört werden könne, „aber Wettertemperaturen können von Natur aus nicht so hoch sein", schränkte Wang ein.

 

„Angesichts der aktuellen globalen Pandemie-Situation ist es unwahrscheinlich, dass das Virus diesen Sommer aussterben wird. Derzeit können wir nicht ausschließen, dass das Virus im Herbst oder Winter an Orten zurückkehrt, an denen sich Menschen gewöhnlich versammeln", warnte er.

 

Wang sagte auch, dass die Wissenschaftler noch keinen Zwischenwirt des Virus gefunden hätten, so dass eine globalisierte, einheitliche Prävention und Kontrolle notwendig sei. „Solange es in einem Land noch Fälle gibt, können andere Länder ihre Maßnahmen nicht lockern, da sonst das ganze Jahr über neue Fälle auf der ganzen Welt auftauchen könnten.“

 

Als Konsequenz daraus halten Experten die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten für die wirksamsten Wege zur Eindämmung des Virus. Drei Impfstoffe - ein Adenovirus-Vektor und zwei inaktivierte Impfstoffe (auch als Totimpfstoffe bezeichnet) - sind in China in die zweite Phase der klinischen Tests eingetreten. Jedoch sei weitere Forschung notwendig, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit zu bewerten, sagte Wang.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: COVID-19,Indexpatient,Coronavirus