Am Dienstag überschritt die Zahl der Todesopfer der COVID-19 Pandemie in den Vereinigten Staaten die 70.000er Grenze, zeitgleich meldete die Regierung Trump den Vollzug der ersten Phase in ihrem Kampf gegen das Coronavirus. Die US-amerikanische Zeitung The New York Times fragt in einem Text am 6. Mai ironisch: Sieht ein „enormer Fortschritt" so aus?

Präsident Trump und Vizepräsident Mike Pence erklärten, dass die Coronavirus Taskforce, die dem Vizepräsidenten untersteht, so erfolgreich damit gewesen ist, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, dass sie höchstwahrscheinlich noch im laufenden Monat aufgelöst würde, um gegen ein neues Gremium ersetzt zu werden, dessen Hauptaufgabe darin bestünde, Amerika wieder in den normalen Alltag zu führen.

Mittwochmorgen ließ Donald Trump jedoch über Twitter vernehmen, dass die Taskforce „ohne zeitliche Begrenzung weiterarbeiten" würde, ihr Hauptaugenmerk jedoch auf „Sicherheit und Öffnung des Landes" legen werde. Er schloss den Tweet mit: „Die Task Force wird sich auch sehr auf Impfstoff und Heilmittel konzentrieren.”

Ob in Auflösung oder Neuorientierung wird die Taskforce des Weißen Hauses, die sich der Aufgabe widmete, die Anstrengungen des öffentlichen Gesundheitssektors in der Pandemie zu koordinieren, in naher Zukunft nicht länger in der bekannten Form existieren.

Rein theoretisch ist die Zusammenführung von Experten zur Formulierung einer koordinierten Antwort der Bundesregierung in Falle eines nationalen Notstandes goldrichtig. In der Praxis war jedoch die erste Phase von Herrn Trumps Taskforce eine ganz eigene Form des Scheiterns auf der ganzen Linie, so kommentiert The New York Times.

Seit Anbeginn hat der Präsident deutlich gemacht, dass er nicht daran interessiert ist, eine koordinierte Antwort geben zu lassen. Immer wieder scheute er die Verantwortung und wälzte schwierige Entscheidungen auf die Gouverneure der Einzelstaaten ab. Auf konkrete Herausforderungen wie der Bereitstellung von lebenswichtigen medizinischen Gütern, über den Ausbau der Testmöglichkeiten im Verdachtsfall, bis hin zur Organisation der Praxis des Social Distancing, hat die Task Force mit widersprüchlichen Maßnahmen und unzureichender Hilfeleistung reagiert.

Donald Trump hat oft die Empfehlungen der Taskforce torpediert. Sei es, dass er gefährlichen Behandlungsmethoden mit unerprobten Medikamenten das Wort redete, sei es, dass er seine Anhänger dazu aufrief, gegen die Richtlinien des Social Distancing zu protestieren, die im gleichen Moment von der Expertenrunde als sinnvoll ausgegeben worden waren.

Die öffentlichen Auftritte der Taskforce bestanden aus einer Serie von weitschweifenden Briefings, auf denen versammelte Experten von innerhalb und außerhalb der Regierung als wenig mehr als politische Propagandisten auftraten. Diese öffentlichen Kundgebungen sind oft in eine Mischung aus Therapiesitzung und Wahlkampfveranstaltung abgeglitten, wobei der Präsident jede Woche viele Stunde damit zubrachte, seine zahlreichen Sorgen vor der Öffentlichkeit auszubreiten, sich selbst zu rühmen und Konzernchefs und hohe Beamte aufmarschieren zu lassen, die seine Führungsstärke betonten. Vor allem aber kam es ihm darauf an, Falschinformationen über das Coronavirus und das Vorgehen der Regierung zu verbreiten.

The New York Times meint auch , dass die Pressegespräche  für die Mitglieder der Taskforce offensichtlich eher ein Akt der Zeitverschwendung seien: sie mussten die Themen für den Präsidenten aufbereiten und dann stundenlang im Hintergrund herumstehen, während der Präsident seinen Zirkus aufführte. Sie mussten nicht nur die Fragen der Medienvertreter auffangen, sondern mit diplomatischen Umschreibungen den gefährlichen Unsinn Trumps abmildern, als dieser zum Beispiel darüber meditierte, COVID-19-Patienten eventuell Desinfektionsmittel zu injizieren. Dieser surreale Vorschlag führte dazu, dass die Hersteller von Clorox und Lysol die Amerikaner beschworen, auf keinen Fall ihre Produkte zu trinken oder sie sich intravenös zuzuführen.

In dem Text schrieb The New York Times noch, dass die Umstrukturierung der Taskforce eher weniger konkrete negative Auswirkungen zeitigen dürfte. Es scheint in erster Linie eine PR-Aktion zu sein, die dazu dient, Herrn Trump dabei zu helfen, ungehindert von der lästigen Meinung der Experten und der Öffentlichkeit seine Botschaft vorzutragen, dass die Nation in Sachen Pandemie aus dem Gröbsten raus sei und man nun getrost zur Tagesordnung übergehen könne.