Nokia geht bei 5G-Aufträgen in China aufgrund technischer Probleme leer aus

12.05.2020



Der in Finnland ansässige Telekommunikationsausrüster Nokia ist bei der Vergabe von 5G-Großaufträgen durch die drei wichtigsten chinesischen Telekommunikationsunternehmen so gut wie leer ausgegangen.


China Mobile, China Telecom und China Unicom haben in den letzten Wochen Berichten zufolge Aufträge im Wert von nahezu 10 Milliarden US-Dollar vergeben. Nokia glänzte auf der Liste der für die nächste Phase des 5G-Funkequipment-Geschäfts in China ausgewählten Anbieter jedoch lediglich durch Abwesenheit.


Nokia war nicht in der Lage oder nicht willens, die von China gestellten technischen Anforderungen zu erfüllen, wie aus einer aktuellen Analyse hervorgeht, die auf Light Reading, einer Website für Fachleute in der Kommunikationsindustrie, veröffentlicht wurde.


Kristian Pullola, Chief Financial Officer (CFO) von Nokia, erklärte im Gespräch mit der Website: „Wir haben unsere Forschung und Entwicklung im 5G-Bereich auf globale Funktionen und die Optimierung der Funktionen für profitablere Märkte ausgerichtet und deshalb vielleicht einige lokale Anpassungen, die für China erforderlich waren, nicht vorgenommen".


In der aktuellen Analyse heißt es, „diese Bemerkungen könnten die Besorgnis nähren, dass sich Nokia selbst dann, wenn das Unternehmen an einer Trendwende in seinem 5G-Geschäft arbeitet, mit der Konkurrenz schwer tun wird".


Während sich Nokia in China nicht profilieren konnte, hat sein skandinavischer Konkurrent Ericsson bei der jüngsten Vergabe von 5G-Aufträgen beträchtliche Marktanteile in China gewonnen.


Berichten zufolge hat das schwedische Unternehmen nicht nur einen Vertrag mit China Mobile im Wert von rund 593 Millionen US-Dollar abgeschlossen, sondern darüber hinaus auch den Zuschlag für einen zweistelligen Anteil an einer umfangreichen 5G-Ausschreibung von China Telecom und China Unicom erhalten.


Das unterschiedliche Ergebnis der beiden Anbieter verdeutlicht auch die Herausforderung für Nokia, seine 5G-Produkte wettbewerbsfähiger zu machen, da das Unternehmen mit der Bewältigung von Kosten und Lieferverzögerungen zu kämpfen hatte.


Im vergangenen Jahr warnte Nokia seine Investoren vor Schwierigkeiten mit den 5G-Produkten, die seine Margen beeinträchtigt und sich negativ auf die Kosteneinsparungsziele ausgewirkt hätten, was teilweise auf die Übernahme von Alcatel-Lucent im Jahr 2016 zurückgeführt wurde.


Nokia habe jedoch zudem den Fehler begangen, teure programmierbare 5G-Komponenten zu wählen, die seine Produkte im Vergleich zur Konkurrenz weniger rentabel gemacht hätten, so der Report auf Light Reading.


In den Ergebnissen für das dritte Quartal 2019 räumte Nokia ein, dass die Gewinnspannen im Bereich 5G durch die hohen Kosten seines „ReefShark"-Chipsatzes geschmälert wurden.


Darüber hinaus gab es Berichte, dass Nokia-Equipment für Verzögerungen bei einigen 5G-Einführungen verantwortlich war, insbesondere in den USA, wo das Unternehmen besonders auf Wachstum setzt. Nokia wurde beispielsweise im Zusammenhang mit der Verzögerung des „Sprint 5G-Rollouts“ in vier Städten im August 2019 erwähnt.


Ein weiterer maßgeblicher Grund, warum es Nokia nicht gelang, sich einen Anteil an den 5G-Aufträgen zu sichern, liegt darin, dass das finnische Unternehmen sich dafür entschieden hat, den europäischen und amerikanischen Märkten Vorrang vor dem chinesischen Markt einzuräumen. Dies geht aus dem Finanzbericht für das erste Quartal 2020 hervor.


Dem am 30. April veröffentlichten Bericht zufolge beliefen sich die Umsatzerlöse des Unternehmens auf dem chinesischen Festland zwischen Januar und März auf 308 Millionen Euro, was nur etwa 6 Prozent seines weltweiten Gesamtumsatzes ausmacht und einem Rückgang von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

In dem Bericht räumte Nokia ein, dass der Unternehmensbereich Netze „durch eine Zunahme der Wettbewerbsintensität in Verbindung mit unserem zurückhaltenden Ansatz bei Geschäftsabschlüssen" in China getroffen worden sei.


Im Gegensatz dazu erwirtschaftete das Unternehmen in Europa und Nordamerika mehr als 2,9 Milliarden Euro, was etwa 60 Prozent seines Gesamtumsatzes entspricht.


In einem Interview mit Reuters erklärte Nokias Chief Executive Rajeev Suri, dass China in Bezug auf die Märkte für 5G-Funkequipment einen großen Teil des Weltmarktes ausmache, nicht so sehr jedoch in Bezug auf den Umsatz.


„Es wird also nur von dem Volumenanteil von 50 oder 60 Prozent gesprochen. Der Anteil am Umsatz jedoch, also der Wertanteil dieses Marktes, liegt nur etwa bei der Hälfte", fügte er hinzu. „Und dann ist der Gewinnanteil mittelfristig als Teil des globalen Marktes in Wirklichkeit vernachlässigbar".

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Nokia,China,5G,Aufträge,Ericsson