Geschichte: Die unvergessliche Zeit in Shanghai

Quelle: german.china.org.cn
12.05.2020
 

Sonja  hat viele Fotos und Dokumente gesammelt.


„Schau mal! Mein Personalausweis. Ich war damals ein Kind.“ Sonja Müllberger zeigt den Journalisten ihren alten Personalausweis, auf dem ein Foto von der kleinen Sonja  geklebt ist. Auf der Rückseite der Karte steht ihr Geburtsdatum „26. Oktober, 1939“ und ihr Geburtsort Shanghai, eine fernöstliche Metropole.


Chinesische Elemente sind ein wichtiger Bestandteil in Sonja´s Haus. An der Wand hängen Bilder und Fotos, die ein chinesisches Ambiente vermitteln. Für Sonja  ist Shanghai ihre zweite Heimat. „Hätten es meine Eltern nicht geschafft, aus Deutschland zu fliehen, wäre ich nicht in Shanghai zur Welt gekommen.“


Sonja´s Eltern kamen aus Frankfurt am Main. Ende 1938 wurde ihr Vater in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Sonja´s Mutter ging zur geheimen Staatspolizei (Gestapo) und legte dort ein Einwanderungsformular von der chinesischen Botschaft vor. Nachdem sie versprochen, Deutschland zu verlassen, hatte, wurde Sonja´s Vater frei gelassen. „Meine Mutter erklärte mir, Shanghai sei die einzige sichere Stadt für Juden“, so Sonja .


Ihre Reise von Europa nach Asien dauerte vom29. März bis zum 26. April im Jahr 1939. Ein halbes Jahr später wurde Sonja  in Shanghai geboren. Sie verbrachte die ersten acht Jahre ihres Lebens in der fernöstlichen Stadt. Sie besuchte in Shanghai den Kindergarten und die Grundschule, lief mit Rollschuhen auf den Straßen und freundete sich mit den chinesischen Kindern an.


Nach dem zweiten Weltkrieg kehrte ihre Familie nach Deutschland zurück. Am 21. August erreichte Sonja gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Berlin. In den folgenden Jahren erfuhr Sonja  nach und nach davon, was in der Vergangenheit passiert war und warum sie in Shanghai geboren wurde. Seit 1998 ist Sonja acht Mal nach Shanghai gereist. Sie sammelte die Geschichten der Exiljuden in Shanghai und half bei der Gründung des Jüdischen Flüchtlingsgedächtnismuseums in Shanghai. „Im Vergleich zu anderen Juden hatte ich Glück. Möge die Menschheit niemals wieder in den Krieg geraten. Niemals.“

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Schlagworte: Juden, WWII, Exil, Shanghai

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