US-Handelskammer spricht sich gegen „Reshoring“ aus

21.05.2020



Der Chef der US-Handelskammer warnte am Dienstag davor, einen zu großen Teil der Produktion aus China zurück in die USA zu verlagern (sogenanntes „Reshoring). Stattdessen soll die es in der amerikanischen Wirtschaft weiterhin einen „riesigen Platz" für die globale Lieferkette geben.


„Der Schutz der Widerstandsfähigkeit unserer Lieferkette muss nicht bedeuten, dass die gesamte Produktion in die USA zurückverlagert wird", betonte Thomas Donohue, Leiter der US-Handelskammer. Er sagte auch, dass es nicht erforderlich sei, „amerikanische Unternehmen vom Rest der Welt zu isolieren", wenn man sich um die Abhängigkeit von internationalen Systemen sorge.


Donohue, der am Dienstag bei einer Live-Web-Veranstaltung mit dem Titel „Protecting Supply Chains During Coronavirus" sprach, sagte, dass die USA derzeit immer noch mit einer Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit kämpfen würden, und die bestehenden Lieferketten schützten die Arbeiter an der vordersten Front und versorgten die Amerikaner mit alltäglichen Dingen, die sie dringend brauchen. „Wir sollten sie (die globalen Lieferketten) nicht drastisch stören, ohne zuvor die Vorzüge und Ergebnisse einer der Alternativen sorgfältig zu prüfen", betonte er.


US-amerikanische Gesetzgeber und Beamte arbeiten an Vorschlägen, um amerikanische Unternehmen dazu zu bewegen, Betriebe oder wichtige Lieferanten aus China zu verlagern. Die Anreize umfassen Steuererleichterungen, neue Regeln und sorgfältig strukturierte Subventionen, wie Reuters am Montag berichtete.


US-Präsident Donald Trump sprach am vergangenen Donnerstag in Pennsylvania über die Aufstockung strategischer Lagerbestände und sagte: „Mein Ziel ist es, alles, was Amerika braucht, für uns selbst zu produzieren und dann in die Welt zu exportieren, und dazu gehören auch Medikamente.“


Donohue sagte, dass die USA trotz der Berichte über Zahlen, die „grundlegend ungenau" seien, weltweit der zweitgrößte Exporteur von medizinischen Gütern, der zweitgrößte Exporteur von Beatmungsgeräten und der drittgrößte Exporteur von persönlicher Schutzausrüstung seien.


Die meisten Engpässe seien auf einen Nachfrageschub zurückzuführen und nicht auf eine übermäßige Abhängigkeit von Lieferungen aus anderen Ländern, stellte er klar. „Die Pandemie hat zu einem 50-fachen Anstieg der Nachfrage nach persönlicher Schutzausrüstung geführt", führte der den Zuhörern vor Augen. „Die einzige Möglichkeit, einer solchen Welle zuvorzukommen, besteht darin, sie (die Schutzmittel) im Voraus zu lagern.“


Eine umstrittene Idee, die laut Reuters auf Basis von Aussagen zweier US-Beamter derzeit in Washington kursiert, sieht vor, dass Unternehmen, die lebenswichtige Güter herstellen, bis zu 25 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden. Damit sollten diese die Produktion in die USA verlagern, wodurch sichergestellt werden soll, dass auch Produkte weiter unten in der Lieferkette im Inland hergestellt würden. 


Doug Barry, Kommunikationsdirektor des U.S.-China Business Council (USCBC), sagte, dass die Anreize zur Abwanderung wahrscheinlich nicht funktionieren würden. „Viele US-Firmen sind seit Jahrzehnten in China und sie sind dort, um auf dem chinesischen Markt zu verkaufen, wo ein beträchtliches zukünftiges Wachstum wahrscheinlich ist", schrieb Barry der China Daily in einer E-Mail. Der Aufbau globaler Lieferketten dauere Jahre und lasse sich nicht einfach „im Handumdrehen umkonfigurieren".


Die jährliche Umfrage der USCBC für das Jahr 2019 ergab, dass 87 Prozent der amerikanischen Unternehmen im Jahr 2019 keine Betriebsverlagerungen aus China durchgeführt oder geplant haben - 5 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2017.


Thomas J. Christensen, ein Senior Fellow am „John L. Thornton China Center“ im außenpolitischen Programm der Brookings Institution, schlug als einen Bereich der Zusammenarbeit zwischen den USA und China angesichts der Pandemie vor, „der Entwicklung strategischer Reserven Vorrang vor wirtschaftlichem Nationalismus zu geben.“ 


Weiter schrieb er in einer am Montag auf der Brookings-Website veröffentlichten politischen Analyse: „Einzelne Länder sollten ermutigt werden, größere strategische Reserven an benötigten medizinischen und anderen Hilfsgütern zu schaffen, anstatt dass einfach die gesamte Produktion solcher Produkte zurück in ihre eigenen Länder verlagert wird."


Er machte deutlich: „Wirtschaftlicher Nationalismus als Alternative zu strategischen Reserven würde enorme Opportunitätskosten für die globale Effizienz und den Wohlstand mit sich bringen und könnte auch die internationale Sicherheitspolitik auf destabilisierende Weise infizieren.“

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: US-Handelskammer,China,globaler Lieferketten