Welthandel
Wachstum ausländischer Direktinvestitionen für das zweite Halbjahr prognostiziert
Wirtschaftsführer und Marktbeobachter sehen für das zweite Halbjahr einen Anstieg ausländischer Direktinvestionen (FDI) in China voraus. Die Gründe lägen in der anhaltenden Tendenz zu steigenden Aktienkursen bei Weltkonzernen, die auf dem lukrativsten Markt investieren wollten, der durch Robustheit und starke Unterstützung durch die Politik gekennzeichnet sei.
Wang Yu, Partner von Kearney, einer Beratungsfirma aus den USA, meint, dass trotz einiger Befürchungen, dass aufgrund der Spannungen in den Handelsbeziehungen zwischen China und den USA Auslandsinvestoren Kapital abziehen würden, China weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Platzierung von FDI globaler Investoren einnehme.
Obwohl die COVID-19-Pandemie zu Verunsicherungen im Welthandel und bei Investitionen geführt habe, berichtete das Handelsministerium von einem Anstieg der FDI im produktiven Sektor im Jahresvergleich um 11,8 Prozent im April und 7,5 Prozent im Mai. Dies sei ein Zeichen für das Vertrauen globaler Investoren in den Markt.
Chinas Bemühungen um ein Ankurbeln der Wirtschaft, darunter die finanzielle Unterstützung für Infrastrukturmaßnahmen, Steuernachlässe und Gebührensenkungen bei allen Arten von Wirtschaftsaktivitäten, hätten das klare Signal ausgesandt, dass sich das Land um eine Förderung der Geschäftsaktivitäten bemühe, so Wang.
Er meint, dass die beabsichtigte Unterzeichnung der "Regional Comprehensive Economic Partnership"-Vereinbarung durch die Staaten der Region Asien-Pazifik Ende des Jahres ebenfalls die wirtschaftliche Verflechtung nach Überwindung der Coronakrise kraftvoll fördern würde.
Viele ausländische Unternehmen seien sich darüber im Klaren, dass China bei der Urbanisierungsrate und dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung noch immer hinter vielen Industriegesellschaften hinterherhinke. Dies motiviere sie dazu, in den Bereichen Herstellung und Dienstleistungen zu investieren, um darin einen größeren Marktanteil zu erobern, sagt Bai Ming, Forscher an der China Academy of International Trade and Economic Cooperation in Beijing.
Bai sagt, dass sich die Struktur der Auslandsinvestitionen dank der in China mittlerweile gut entwickelten Lieferketten verbessert habe. Die Wirtschaft des Landes habe sich von arbeitsintensiven Industriezweigen zur Hochtechnologie und Dienstleistungen fortentwickelt.
Ausländische Unternehmen hätten seit langem zur Entwicklung Chinas beigetragen und von ihr profitiert. Sie würden zu nahezu der Hälfte des chinesischen Außenhandels beitragen, zu einem Fünftel des Steueraufkommens und einem Viertel der Produktion der wichtigsten Industriebetriebe, hieß es vor einiger Zeit aus dem Handelsministerium.
Industrieexperten gehen davon aus, dass durch die neue Runde von Reform und Öffnung der chinesischen Wirtschaft, in deren Rahmen auch eine Kürzung der Negativliste für Investitionen und die Ankündigung eines Masterplans für einen Freihandelshafen auf Hainan eingeschlossen seien, mehr Betriebe aus dem High-Tech-Bereich, Finanzinstitute und langfristig orientierte Investoren aus dem Ausland angezogen würden.
Howard Ozawa, Präsident und Geschäftsführer von Canon China, sagt, dass das japanische Unternehmen an einem größeren Investment und einem weiteren Ausbau von Forschung und Entwicklung, Produktion und Verkauf in China interessiert sei. Sein Unternehmen setze hohe Erwartungen in die wirtschaftliche Erholung Chinas und die kontinuierliche Verbesserung des Investitions- und Geschäftsklimas.
Canon beobachte aufmerksam die Entwicklung im Wirtschaftsgroßraum Guangdong-Hongkong-Macao und arbeite aktiv an einer Strategie zum Ausbau der Geschäfte des Unternehmens in dieser Region.