Potenzielle Sammelklage in den USA

Alibaba wird „Wertpapierbetrug“ vorgeworfen

16.11.2020

Alibabas Fintech-Unternehmenssparte, die Ant Group, hätte Anfang November eigentlich an die Börse gehen sollen. Nur wenige Tage vor dem Börsengang wurde dieser jedoch von Chinas Finanzaufsichtsbehörden zunächst verhindert, was sich auch auf Alibabas Aktien in den USA auswirkte. US-Investoren werfen dem Tech-Giganten nun Wertpapierbetrug vor und bereiten eine Sammelklage vor.



Über Alibaba ziehen weiterhin dunkle Wolken auf, da eine Anwaltskanzlei in Beijing, die Investoren der in den USA gehandelten Aktien des E-Commerce-Giganten vertritt, eine Sammelklage wegen unzureichender Offenlegung regulatorischer Verschärfungen eingereicht hat. Diese neuen Vorschriften hatten den für Anfang November geplanten Börsengang von Alibabas Fintech-Ableger (Ant Group) auf Eis gelegt.

 

Es bestehe jedoch nur eine sehr geringe Chance, dass Alibaba sogar von der Börse genommen wird („Delisting“), betonte der Chef der Anwaltskanzlei am Sonntag gegenüber der Global Times.

 

Es sei schwierig, die Behauptung der Kläger zu untermauern, erklärte ein Branchenbeobachter und merkte an, dass die Klage Teil eines stärkeren Gegenwinds sei, mit dem der E-Commerce-Riese konfrontiert ist. In diesem Zuge werden Alibabas Geschäfte von den Finanzaufsichtsbehörden unter die Lupe genommen.

 

Investoren, die die in den USA gehandelten Aktien von Alibaba besitzen, beschuldigen die Firma des Wertpapierbetrugs und führen dafür an, dass Alibaba es vom 21. Oktober bis zum 3. November versäumt hätte, wichtige nachteilige Fakten offenzulegen. Dazu gehören unter anderem die Tatsachen, dass die Ant Group die Zulassungsvoraussetzungen für die Börsennotierung (in Shanghai und Hongkong) nicht erfüllte oder die bevorstehende große Veränderung des regulatorischen Umfelds im Finanzsektor mit großen negativen Auswirkungen für die Geschäfte der Ant Group. Daraus sei bereits erkennbar gewesen, dass der Börsengang auf Eis gelegt werden müsste, weshalb folglich auch Geschäfts- und Wachstumsprognosen von Alibaba falsch dargestellt worden seien.

 

Unmittelbar vor der geplanten doppelten Börsennotierung der Ant Group überraschte eine nächtliche Ankündigung am 2. November die Märkte mit der Nachricht, dass Chinas oberste Finanzaufsichtsbehörden den de facto Chef der Ant Group, Jack Ma Yun, und das Management des Fintech-Giganten zu Gesprächen zusammengerufen hatten.

 

Bis Freitag waren die US-Aktien von Alibaba in diesem Monat bereits um 14,4 Prozent gefallen. Auch die Aktien an der Hongkonger Börse gingen im November um 12,35 Prozent zurück.

 

Sollte es in den USA nach erheblichen ungünstigen Informationen zu einem Aktiensturz kommen, werde so schnell wie möglich eine Sammelklage eingereicht werden, erklärte Hao Junbo, leitender Anwalt der Anwaltskanzlei HAO in Beijing. Viele Alibaba-Investoren hätten sich bereits mit seiner Firma in Verbindung gesetzt. Haos Anwaltskanzlei muss sich noch für einen Hauptkläger mit den größten Verlusten entscheiden, um im Namen anderer Mitglieder der Sammelklägergruppe zu handeln. Die Frist für Alibaba-Investoren zur Einreichung von Ansprüchen in der Sammelklage ist der 12. Januar 2021. 


In einem kürzlich erschienenen Interview mit der Global Times sagte der Gründer des Web Summit, Paddy Cosgrave, dass eine effektive Regulierung besonders wichtig bei neuen Finanzdienstleistungen und im Fintech-Sektor sei, um große Bedenken hinsichtlich ihres zukünftigen Wachstums auszuräumen. Es werde kartellrechtliche Regelungen für verschiedene Technologiesektoren geben, die auch Plattformtechnologien abdecken, prognostizierte Cosgrave. Er bezeichnete den Gründer von Alibaba, Jack Ma Yun, als ein wortgewandtes Genie und sagte, die Ant Group werde wahrscheinlich immer noch die größte Fintech-Firma der Welt sein, wenn sie schließlich an die Börse geht.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Ant Group,Alibaba,Wertpapierbetrug,Fintech