Lange Infektionskette

Jilin: Gesundheitsseminare für Senioren ein „blinder Fleck“ der Epidemieprävention

18.01.2021

In der nordostchinesischen Provinz Jilin haben sich Vorträge eines selbstständigen Vertrieblers in Gesundheitseinrichtungen für Senioren als Superspreader-Veranstaltungen entpuppt. Nicht nur die betroffenen Städte, sondern auch andere Städte in anderen Provinzen wollen solche und ähnliche Veranstaltungen deshalb nun strenger kontrollieren.


Ein medizinischer Mitarbeiter sammelt am 17. Mai 2020 Rachenabstiche von einem Einwohner in Shulan in der nordostchinesischen Provinz Jilin. 


Der COVID-19-Superspreader (Bezeichnung für eine Person oder Ereignis, die bzw. das zu vielen Neuinfektionen führt) in der nordostchinesischen Provinz Jilin, der an einer Marketingaktion im Gesundheitsbereich teilnahm, verursachte die Infektion von mehr als 100 Personen. Experten warnten anschließend, dass Gesundheitsseminare, die sich an ältere Menschen richten, leicht zu übersehene Risiken in der Arbeit zur Epidemieprävention und -kontrolle in Wohngemeinschaften darstellen würden.


Der 45-jährige Mann mit dem Nachnamen Lin, der am Dienstag als stiller (asymptomatischer) Träger des Coronavirus identifiziert worden war, wurde am Sonntag nun als bestätigter Fall gemeldet. Er kommt aus der benachbarten Provinz Heilongjiang und reiste mit Zügen und Bussen in drei Städte in Jilin.


Lin hielt als selbständiger Vertriebler vom 8. bis 11. Januar vier Vorträge in zwei Gesundheitseinrichtungen in den Städten Gongzhuling und Tonghua (beide in Jilin), wodurch insgesamt 102 Personen direkt und indirekt infiziert wurden - 79 Personen, die die Vorträge besuchten, und 23 ihrer engen Kontaktpersonen.


Die infizierten Personen seien meist mittleren Alters oder ältere Menschen, mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren, wobei der Älteste 87 Jahre alt sei, ließ Zhang Yan, ein stellvertretender Direktor der Gesundheitskommission von Jilin, auf einer Pressekonferenz am Sonntag wissen. Die Behörden haben eine gemeinsame Untersuchung der Gesundheitseinrichtungen durchgeführt, die Lins Marketingaktionen organisiert hatten, um festzustellen, ob die Aktivitäten der Einrichtungen oder die verkauften Produkte illegal waren oder gegen lokale Vorschriften verstoßen haben, verkündete ein Beamter der Marktaufsichtsbehörde der Regierung von Jilin auf der Pressekonferenz.


Gesundheitseinrichtungen, die regelmäßig Marketing- und Werbevorträge für ältere Menschen abhalten, seien in der Regel ein blinder Fleck in der Epidemiepräventions- und -kontrollarbeit in Wohngemeinschaften. Dies mache es notwendig, die Überwachung dieses Bereichs mit einer großen Konzentration an älteren Menschen zu verstärken, mahnten Gesundheitsexperten.


Jilin hat Einschränkungen für den Betrieb von öffentlichen Freizeiteinrichtungen und Massenveranstaltungen in den am schlimmsten betroffenen Städten angeordnet und die Notfallstufe in Wohngemeinschaften, in denen Infektionen aufgetreten sind, auf die mittlere Stufe erhöht.


Dieser Superspreader-Fall veranlasste auch andere Städte, die Aussetzung von Werbe-Aktivitäten anzuordnen, die mit Massenveranstaltungen verbunden sind. Dazu gehören zum Beispiel Fushun in der nordostchinesischen Provinz Liaoning oder Shaoxing in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.


Jilin ist eine der Provinzen in China, die am stärksten von den aktuellen Ausbrüchen betroffen ist. Zum Redaktionsschluss gab es insgesamt 34 aktive bestätigte Fälle und 80 asymptomatische Patienten. Der neue Ausbruch in der Provinz begann am Montag und wurde aus dem Landkreis Wangkui, dem Epizentrum in der Nachbarprovinz Heilongjiang, eingeschleppt.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Epidemieprävention,Jilin,Superspreader,Gesundheitsseminare