Tibetische Dorfbewohner genießen neues Leben nach Umsiedlung
Da die raue Umwelt eine der Hauptursachen für die lokale Armut ist, bemüht sich das westchinesische Autonome Gebiet Tibet darum, seine Einwohner an besser bewohnbare Orte umzusiedeln. Dies ist ein wichtiger Teil der Armenhilfe-Bemühungen Tibets. Offiziellen Angaben zufolge wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 260.000 Tibeter so umgesiedelt.
Mit Investitionen von mehr als 70 Millionen Yuan (8,96 Millionen Euro) umfasst das Umsiedlungsprojekt im Dorf Bupal 365 Menschen in 65 Haushalten, die 2015 aus Tsawarong – einer abgelegenen, verarmten Gemeinde ohne Ackerland in der Stadt Nyingchi – umgesiedelt wurden. In Tsawarong lebten sie früher an einem Berghang. Verkehr, die Wohnbedingungen und sauberes Trinkwasser waren häufig große Probleme.
Das neue Dorf Bupal hat eine durchschnittliche Höhe von 1.600 Metern und subtropisches Monsunklima. Da es das ganze Jahr über ausreichend regnet, ist die Gegend für den Anbau von Feldfrüchten geeignet. Die umgesiedelten Einwohner wurden außerdem mit neuen Häusern und sauberem Trinkwasser versorgt und das Dorf verfügt über andere grundlegenden Einrichtungen wie Schulen, eine Klinik und Bibliotheken.
Der Dorfbewohner Adi sagt, seine Familie habe vor der Umsiedlung am Hang eines großen Berges gelebt. Landwirtschaft sei die einzige Einkommensquelle seiner Familie gewesen. „Ich habe zwei Stunden gebraucht, um von meinem Haus zu dem trockenen Feld zu laufen, das mithilfe von Maultieren und Pferden bestellt wurde. Vor 2015 gab es in unserem Dorf kein Krankenhaus und wir mussten bis zu zwei Tage zu Fuß gehen oder auf einem Pferd reiten, um in die Stadt zu kommen, wenn wir medizinische Hilfe brauchten. Jetzt haben wir eine Klinik im Dorf mit zwei Ärzten, die hier jeden Tag arbeiten.“
Adi zufolge sind die Bildungsmöglichkeiten in Bupal ebenfalls viel besser zugänglich. Früher sei die Schule so weit weg gewesen, dass die Abbruchquote der Schüler im Dorf sehr hoch gewesen sei. „Viele Kinder zögerten damals, zur Schule zu gehen, aber jetzt ist der Schulbesuch viel einfacher.“
Um Geld zu verdienen, beteiligen sich viele Dorfbewohner jetzt an einer Obstplantagen-Genossenschaft und erhalten auch Start-up-Subventionen. Die Obstplantage wurde im Jahr 2017 eröffnet. Die Dorfbewohner, die zwischen 2017 und 2018 dort gearbeitet haben, haben zusammen mehr als 700.000 Yuan RMB (89.600 Euro) verdient. Im vergangenen Jahr erhielt jeder Dorfbewohner Dividenden in Höhe von 1.200 Yuan RMB (153,60 Euro) von der Genossenschaft. Adis Familie erhielt 6.000 Yuan (768 Euro), da sie aus fünf Personen besteht.
Vor 2015, als sie noch am Berghang lebte, betrug das Einkommen von Adis Familie nicht einmal 10.000 Yuan RMB (1.280 Euro). Im Jahr 2019 ist es auf etwa 40.000 Yuan (5.120 Euro) gestiegen und im vergangenen Jahr waren es mehr als 50.000 Yuan (6.400 Euro). Adi sagt: „Ich bin zufrieden mit dem neuen Standort. Wir leben hier in einem besseren Haus, das heller und komfortabler ist und mehr Platz bietet.“ Das neue Haus habe auch ein Badezimmer, das sauber und bequem sei. Es gebe außerdem mehr Zimmer, sodass seine Familie mehr Privatsphäre habe. „Außerdem ist auch unsere Ernährung vielfältiger geworden. Anstatt nur Gersten- oder Maisgerichte zu essen, haben wir jetzt mehr Auswahl auf unserem Esstisch“, erklärt Adi fröhlich.