Deutscher Ökonom: China zielt durch 14. Fünfjahresplan auf eine stabilere und nachhaltigere Entwicklung

22.03.2021

Im März wurde der  Entwurf des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) für die nationale  wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung und der langfristigen  Ziele bis zum Jahr 2035 auf der 4. Tagung des 13. Nationalen  Volkskongresses (NVK) überprüft und angenommen. In Bezug auf diesen  Entwurf sagte der deutsche Ökonom Prof. Dr. Horst Loechel kürzlich in  einem Interview mit China News Service (CNS), dass China eine stabilere  und nachhaltigere Entwicklung anstrebe.


Prof. Dr. Horst Loechel (Foto mit freundlicher Genehmigung des Interviewten)  


Prof. Dr. Horst Loechel ist Professor für  Volkswirtschaftslehre, Direktor der MBA Programme sowie Leiter des  Sino-German Centers an der privaten Frankfurt School of Finance &  Management. Er forscht seit vielen Jahren intensiv über Chinas  Wirtschaftspolitik und hat lange Zeit in China gelehrt, wobei er der  Reform und Entwicklung Chinas große Aufmerksamkeit schenkte. 


Loechel merkt an, dass der in diesem Jahr  angekündigte Entwurf im Vergleich zu den vorherigen Fünfjahresplänen für  die nationale wirtschaftliche und soziale Entwicklung Chinas in  mindestens zwei Aspekten besonders auffällig sei: Zum einen werde kein  konkretes Ziel für die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP)  festgelegt, sondern gefordert, dass der Wirtschaftsgang in einem  vernünftigen Spielraum aufrechterhalten werden und das erwartete  Wachstumsziel in jedem Jahr entsprechend der aktuellen Lage festgesetzt  werden sollte.  


In diesem Zusammenhang analysiert Loechel, dass die Wirtschaft Chinas in die Phase der qualitativ hochwertigen Entwicklung eingetreten sei und sich  nicht mehr nur auf das BIP-Wachstumsziel konzentriere. Durch die oben  genannten Anpassungen sei es möglich, wirtschaftliche Instabilität zu  vermeiden, die durch eine übermäßige Abhängigkeit von einer  schuldengetriebenen Investitionsausweitung verursacht würde. 


„China strebt jetzt nicht mehr nur Wachstum, sondern  eher eine stabile und nachhaltige Entwicklung an.“ Er stimmt der im  Entwurf offenbarten politischen Ausrichtung zu und weist darauf hin,  dass der Entwurf auch wichtige Ziele in den Bereichen wissenschaftliche  Forschung, Umweltschutz und Beschäftigung setze. „Das finde ich sehr  vernünftig“, so Loechel. 


Zum anderen werde im Entwurf gefordert, das neue  Entwicklungsmodell des „dualen Kreislaufes“ aufzubauen, in dem der  inländische Markt die Hauptstütze bildet, während der inländische und  der ausländische Markt sich weiterhin gegenseitig ergänzen sollten. Nach  Loechels Ansicht bedeutet der „duale Kreislauf“ vor allem, den Konsum  zu stärken und den Anteil des Konsums am chinesischen BIP weiter zu  erhöhen. „Dies wird nicht nur den Lebensstandard der Bevölkerung  verbessern, sondern China auch dabei helfen, auf dem Gebiet der  Hochtechnologie Innovationen besser zu entwickeln.“ 


„Ohne High-Tech-Industrie kann man eben keine hohe  Wertschöpfung erreichen. Infolgedessen ist es eine gute Idee, den Aufbau  des neuen Entwicklungsmodells des ‚dualen Kreislaufes‘ zu  beschleunigen.“ Zusammenfassend ist Loechel der Ansicht, dass die beiden  oben genannten Entwicklungsziele „in die richtige Richtung weisen“. 


Was die Vorstellung des Westens von einer Abkoppelung  Chinas durch dieses neue Entwicklungsmodell betrifft, betont Loechel,  dass der „duale Kreislauf“ keineswegs bedeute, dass China sich von der  Weltwirtschaft verabschieden werde. „In absehbarer Zukunft bleibt China  weiterhin von der Weltwirtschaft abhängig“, so er weiter. 


Aus Sicht von Loechel sei ein weiteres Highlight des  Entwurfs die Festlegung der ambitionierten mittel- und langfristigen  Ziele im Bereich des Klimawandels. „Ich bin optimistisch, dass China  diese Klimaziele erreichen wird. Gleichzeitig kann das Land den  Lebensstandard der Menschen erhöhen“, sagt der  Wirtschaftswissenschaftler. 


Da China immer mehr Wert auf eine umweltfreundliche  und kohlenstoffarme Entwicklung lege, gehe er davon aus, dass die  Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland sowie der EU auf diesem  Gebiet weiter ausgebaut werde. 


Im Interview drückt Loechel insbesondere seine  Anerkennung für Chinas Strategie im Kampf gegen COVID-19 aus. Er meint,  dass die chinesische Regierung zu Beginn des COVID-19-Ausbruchs starke  Maßnahmen ergriffen hätte, einschließlich groß angelegter  Quarantänemaßnahmen. So sei die Pandemie erfolgreich unter Kontrolle  gebracht worden. Es gebe jetzt fast keine neuen COVID-19-Fälle innerhalb  des Landes. „Ich würde sagen, dass diese Strategie deutlich  erfolgreicher war als die vieler westlicher Länder.“ 


Er stimmt der These zu, wonach Chinas erfolgreiche  Reaktion auf die Pandemie und seine starke wirtschaftliche Erholung die  deutsche Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft angekurbelt hätten. „China  hat einen Anteil am Wachstum der Weltwirtschaft von 30 Prozent. Je mehr  China wächst, umso mehr kann auch die Weltwirtschaft und die deutsche  Volkswirtschaft wachsen.“ 


Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: Beijing Rundschau

Schlagworte: 14. Fünfjahresplan,Horst Loechel,China