20. Jubiläum

Boao-Asienforum: längst mehr als nur das „asiatische Davos" Exklusiv

19.04.2021

Von Oliver Eschke, Beijing


Am vergangenen Wochenende war es nach einem Jahr COVID-19 bedingter Pause wieder so weit: das Boao-Asienforum in Südchinas Inselprovinz Hainan öffnete seine Pforten, um die wichtigsten Trends und Herausforderungen der Zukunft zu besprechen. Im 20. Jahr seines Bestehens hat sich das Forum mittlerweile zu einem wichtigen Termin auf der jährlichen Agenda der internationalen Politik gemausert. Dies ist die zwingende Konsequenz aus dem zunehmenden globalen Gewicht der Region Asien-Pazifik.  



Im Rückblick kann man eindeutig sagen, 2001 war ein ganz besonderes Jahr. Neben den Terroranschlägen in New York und Washington wurden im anderen Teil der Welt mit der Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO) und der Gründung des Boao-Asienforums wichtige Weichen für eine bessere Zukunft gestellt. Damals – und teilweise auch heute noch – als „asiatisches Davos“ betrachtet, ist das jährliche Treffen im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte zu einem wichtigen Eckpfeiler für die beeindruckende Entwicklung der Region Asien-Pazifik geworden. Es ist in Zeiten, in denen Asien immer mehr zum Motor der weltweiten Entwicklung wird, eine ideale Plattform, um den zukünftigen Weg dieser Region koordiniert abzustimmen. Wegen des wachsenden Gewichts der Region ist das Forum daher längst auch sehr wichtig für die westliche Welt.

 

Eine Welt im Wandel: Zusammen in die Zukunft


Die COVID-19-Krise hat beschleunigt und deutlich gemacht, was sich schon vorher längst abgezeichnet hat: das globale Gewicht der asiatischen Volkswirtschaften nimmt immer mehr zu. Längst haben sich die Länder, allen voran China, von den „Werkbänken der Welt“, die einfache Massenprodukte für die entwickelten Industrieländer im Westen produzieren, selbst zu hochtechnologischen Kraftzentren entwickelt. Viele der lebensnotwendigen Materialien im Kampf gegen das Virus wanderten in der internationalen Lieferkette nicht von West nach Ost, sondern genau andersherum. Natürlich konnte auch Asien einen großen Knick in den Statistiken des Welthandels nicht verhindern, doch ohne seine schnelle Erholung  müsste das Stimmungsbild der Weltwirtschaft heute noch viel düsterer gezeichnet werden. Nicht nur deshalb trifft sich die Elite Asiens, Australiens und Neuseelands dieses Jahr unter dem Motto „A World in Change: Join Hands to Strengthen Global Governance […]”. Es gilt, die Weichen zu stellen für eine sich verändernde Welt, in der diese Region immer mehr Verantwortung übernehmen muss. Dies gilt ausnahmslos für alle Bereiche – von der Wirtschaft, über die Gesundheit bis hin zum Klimawandel. Wenn Asien seine Ziele nicht erreicht, dann erreicht auch die Welt als Ganzes nicht die gesteckten Ziele. Dass die Region jedoch liefert, hat unter anderem Chinas imposanter Erfolg in der Armutsbekämpfung gezeigt, mit dem Beijing maßgeblich zum Erreichen eines der UN-Nachhaltigkeitsziele beitrug. Für die zukünftige Lieferung der Impfstoffe, für die Prävention weiterer Pandemien, den Stopp bzw. die Linderung des Klimawandels und für die stetige Gewährleistung der globalen Lieferketten werden vergleichbare Anstrengungen notwendig sein. Wie dies unter anderem ermöglicht werden kann, verrät der zweite Teil des Mottos: „and Advance Belt and Road Cooperation.“ Chinas Neue Seidenstraßeninitiative (Belt and Road) ist bereits zu einem großen Erfolg für die regionale Vernetzung geworden. Im Rahmen des Projekts sind Tausende Kilometer lange neue Eisenbahnen, Autobahnen sowie Flughäfen und Schiffshäfen errichtet worden, mit denen Waren auf multimodalen Transportwegen vom Osten Chinas bis ins westdeutsche Duisburg befördert werden können.  Wie wichtig das ist - die Bereitstellung mehrerer möglicher Transportwege -, hat nicht zuletzt die tagelange Suez-Kanal-Sperre durch die „Ever Given“ auf eindringliche Weise verdeutlicht.

 

„Asiatische Perspektive“: Intra-regionale Abstimmung von großer Bedeutung


Es ist also eine allseits bekannte Tatsache, dass Asien-Pazifik immer wichtiger für die gesamte Welt wird. Damit die Region ihrer großen Rolle auch gerecht werden kann, braucht es jedoch Plattformen, auf denen die gemeinsamen Schritte in der Zukunft orchestriert werden können. Der Abschluss des Abkommens zur umfassenden regionalen Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) war ein wichtiger Schritt. Genauso ist es die Umfassende und fortschrittliche Vereinbarung für eine Trans-Pazifische Partnerschaft (CPTPP), der China in naher Zukunft ebenfalls beitreten könnte.

 

Das Boao-Asienforum bietet neben diesen Freihandelsabkommen überdies eine weitere, informellere Plattform zum Austausch, auf der sich Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen über mehrere Tage detailliert austauschen können. Bei diesem Austausch wird es dieses Jahr häufig um Global Governance gehen und das Forum gibt den Teilnehmern die Gelegenheit, die „asiatische Perspektive“ auf dieses Thema vorzustellen, erklärte Li Baodong (Generalsekretär des BFA) im Vorfeld. Diese Perspektive kann dazu beitragen, der Welt dabei zu helfen, die aktuellen inter-regionalen Streitigkeiten zu überkommen. Allein die Tatsache, dass dieser Austausch zu einem großen Teil im Rahmen einer Präferenzveranstaltung stattfinden kann, ist in diesen Zeiten ein Signal, das Mut macht.

 

„Committed to improving the state of the world”, so lautet das Motto des seit 1971 stattfindenden Davos-Gipfels. Obwohl sich im südchinesischen Boao in diesen Tagen hauptsächlich Vertreter der Region Asien-Pazifik treffen, kann dieses Motto auch für diese Veranstaltung gelten. Denn nur mit einer funktionierenden, harmonischen und miteinander kooperierenden asiatisch-pazifischen Region kann auch die Welt als Ganzes in einen besseren Zustand gebracht werden.


Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Boao,Asien-Pazifik,Davos,Global Governance