Europareise des US-Präsidenten

Biden trifft Putin: Händeschütteln kann nicht über Konflikte hinwegtäuschen

17.06.2021

Zum Abschluss seiner ersten Europareise traf US-Präsident Joe Biden in Genf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Atmosphäre während des Treffens war zwar gut, doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die bilateralen Beziehungen von Konflikten bestimmt werden. 

 

Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden schütteln sich am Mittwoch in einer Schweizer Villa über dem Genfer See die Hände. (Foto von VCG)


Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden haben sich am Mittwoch in einer Schweizer Villa über dem Genfer See endlich die Hände geschüttelt. Da beide Seiten und die meisten Beobachter weltweit die Erwartungen vor dem Gipfel heruntergeschraubt hatten, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass das Treffen ein Ende der Spannungen zwischen den beiden Weltmächten markieren wird. Chinesischen Analysten zufolge benötigt Biden den Gipfel allerdings mehr als Putin.

 

Nach dem Händeschütteln außerhalb des Gebäudes ging Biden ins Innere und sprach mit den Medien. Putin sagte zu Biden, er danke ihm für die Initiative, sich zu treffen, und hoffe, dass ihr „Treffen produktiv sein wird". Biden antwortete: „Ich denke, es ist immer besser, sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen."

 

Biden hatte kürzlich in einem Interview gesagt, Putin sei ein „Mörder". Bei ihrem Treffen sahen die Journalisten weder das „intensive Gespräch" zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, das bei dem Treffen zwischen Obama und Putin noch beobachtet werden konnte, noch die „dramatische Atmosphäre", die herrschte, als der ehemalige US-Präsident Donald Trump von Putin geblendet schien.

 

Der 78-jährige Biden und Putin, 69, tauschten dezente und kurze Eröffnungsreden aus, aber Medien und Beobachter weltweit sind der Meinung, dass dies wahrscheinlich die freundlichste Atmosphäre ist, die sie schaffen können.

 

Die beiden Staatsoberhäupter hielten keine gemeinsame Pressekonferenz ab und unterzeichneten auch keine gemeinsamen Dokumente.

 

Vor dem Treffen hatte Putin deutlich mehr Informationen an die Medien herausgegeben als Biden, was beweist, dass Putin besser mit den Medien umgehen kann als sein US-Kollege. Experten sagten, dass Putin ein russischer Präsident ist, der die Erfahrung im Umgang mit fünf verschiedenen US-Präsidenten hat - von Bill Clinton bis Biden. Er verstehe die USA daher perfekt.   

 

Nach dem langen Treffen hielt Putin seine eigene Pressekonferenz ab. Die Gespräche als konstruktiv beschreibend, kritisierte Putin gleichzeitig auch die USA scharf dafür, dass sie Russland Cyberangriffe und Menschenrechtsfragen vorwerfen, während die USA in diesem Bereich selbst eine schreckliche Bilanz aufweisen würden.

 

Biden, der behauptete, seine Agenda richte sich „nicht gegen Russland", betonte auf seiner eigenen Pressekonferenz, dass die USA sich gegen Menschenrechtsverletzungen aussprechen und keine Einmischung in die US-Demokratie dulden würden.

 

Li Haidong, Professor am Institut für Internationale Beziehungen an der Chinesischen Universität für Auswärtige Angelegenheiten, merkte an, dass die ausführliche Analyse der diplomatischen Etikette und die Atmosphäre in der Villenvorhalle ein Spiegelbild dessen sei, wie sehr der Gipfel erwartet wurde. Vor allem, da beide Seiten die bilateralen Beziehungen als auf dem tiefsten Punkt seit Jahrzehnten stehend beschreiben.

 

Russlands grundsätzliche Interessen könnten von den USA nicht garantiert werden, da diese immer noch Sanktionen gegen Russland in verschiedenen Bereichen verhängen. Dies sei eine anormale politische Atmosphäre, die dazu führe, dass die Beziehung zwischen den beiden Ländern aus strategischer Sicht nicht solide sein kann, erklärte Yang Jin, ein assoziierter Forschungsstipendiat am Institut für russische, osteuropäische und zentralasiatische Studien an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.

 

Technisch gesehen hätten die beiden Länder viele dringende Probleme zu lösen, wie zum Beispiel die regionale Sicherheit, die NATO-Erweiterung, Atomraketen sowie die Situation in Syrien und der Ukraine. Die beiden Seiten könnten jedoch unter dem Strich keinen Konsens erreichen, glaubt Yang.

 

Lü Xiang, Forschungsstipendiat für US-Studien an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften in Beijing, sagte, das Treffen mit Putin sei das wichtigste Ziel für Bidens Europareise, da es bei seinen vorherigen Treffen bei den G7 oder mit den NATO-Verbündeten eher darum gegangen sei, Einigkeit zu demonstrieren. Bei dem Treffen mit Putin gehe es nun aber um die wirklichen Spannungen. 


„Biden hofft auch, dass der Gipfel ihm einige Anerkennung auf dem Gebiet der Diplomatie bringen könnte", fügte er hinzu.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Biden,Putin,G7,Menschenrecht,NATO