Chinas Raumfahrtentwicklung
Chinas erster Taikonaut erzählt seine herzbewegende Geschichte im Weltraum
Ein Artikel von Chinas erstem Taikonaut Yang Liwei, in dem er seinen Tag im Weltraum beschreibt, erregte große Aufmerksamkeit auf Chinas Social-Media-Plattformen. Viele bewundern Yangs heroischen Geist und staunen über den bedeutenden Fortschritt des Landes in der Weltraumtechnologie.
Chinas erster Taikonaut Yang Liwei steigt am 16. Oktober 2003 aus der Rückkapsel des Raumschiffs Shenzhou-5 nach der Landung im nordchinesischen Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei. (Foto: Xinhua)
Yangs Artikel mit dem Titel „Ein Tag im Weltraum", der in das Lehrbuch der siebten Klasse chinesischer Mittelschulen aufgenommen wurde, wurde kürzlich auf Chinas Twitter-ähnlicher Social-Media-Plattform Sina Weibo veröffentlicht und zog bald Zehntausende Leser innerhalb der ersten Stunden an.
Yang war 38 Jahre alt, als er am 15. Oktober 2003 als erster Chinese mit der bemannten Mission Shenzhou-5 ins All flog. Damit war China nach den USA und Russland erst das dritte Land, das bemannte Weltraummission durchführen konnte.
In seinem Artikel erinnerte sich Yang an mehrere atemberaubende Momente, in denen er dachte, er würde gleich sterben. „Als die Rakete in eine Höhe von etwa 30 bis 40 Kilometern angehoben wurde, fühlte ich, wie sie heftig zu vibrieren begann. Es entstand die Resonanz und es war extrem schmerzhaft", sagte er.
Vibrationen im Raumfahrzeug unter 10 Hertz können die inneren Organe schädigen und sogar das Leben eines Menschen bedrohen, erklärte Yang.
„Dann passierte der Unfall. Die heftigen Vibrationen zerschmetterten meinen Körper und der Schmerz war unerträglich geworden. Ich dachte, ich würde sterben", erinnerte sich Yang.
Dieser fast tödliche Moment dauerte 26 Sekunden an. Als es endlich vorbei war, fühlte sich der Taikonaut wie neugeboren.
Als die Bodenkontrolle schließlich sah, wie Yang durch die Überwachungskamera an Bord des Raumschiffs leicht mit den Augen blinzelte, brachen seine Kollegen in Schreie aus: „Er blinzelt! Liwei lebt noch!"
In dem Artikel beschrieb Yang auch die „mysteriösen Klopfgeräusche" von außerhalb des Raumschiffs. Er weiß immer noch nicht, woher sie kamen. Er beschrieb auch, wie die Erde, sein Land und seine Stadt aus dem Weltraum aussahen. „Ich bin über Beijing geflogen und habe tagsüber die Berge und nachts funkelnde Lichter gesehen. Und dort leben meine Kollegen und meine Lieben."
Yang hat zudem eine besonders interessante Episode erzählt. Es war einst eine gängige Annahme, dass das einzige Bauwerk auf der Erde, das Astronauten selbst aus dem Weltall aus sehen können, die Große Mauer sei. Er wollte diese Aussage bestätigen. Dennoch konnte er sie auch nach mehreren Versuchen immer noch nicht sehen. Genauso sei es den Taikonauten von Shenzhou-6 und -7 ergangen, schrieb Yang.
Nach seiner Rückkehr, bei der er auch mehrere atemberaubende Momente erlebt hatte, berichtete Yang seinen Kollegen von den abnormalen Vibrationen während des Raketenaufstiegs. Techniker stellten nach Analysen fest, dass die Resonanz des Raumschiffs auf die Vibration der Rakete zurückzuführen sei. Sie verbesserten daraufhin die Technik, so dass das Phänomen bei der Shenzhou-6-Misson enorm verbessert wurde und bei den nachfolgenden Missionen gar nicht mehr auftrat. Laut Nie Haisheng, der 2005 vom Raumschiff Shenzhou-6 ins All gebracht wurde, war seine erste Reise ins All viel gemütlicher und er konnte fast keine Vibrationen mehr spüren.
Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm wurde 1992 gestartet.
Nach Yangs Durchbruch wurden im Laufe der Jahre weitere zwölf Taikonauten ins All geschickt, wobei die Shenzhou-6-Mission das Vibrationsproblem behob, die Shenzhou-7-Mission den Grundstein für das Andocken und den Weltraumspaziergang der Raumsonde legte und die Shenzhou-8 bis -11-Missionen die Fähigkeiten an verschiedenen Aspekten weiter verbesserten. Das alles führte zu der erfolgreichen Shenzhou-12-Mission, die die erste Gruppe von Chinesen zur Raumstation des Landes schickte.
Im Vergleich zu früheren Missionen war die Fahrt mit Shenzhou-12 für die drei Taikonauten viel schneller, reibungsloser und gemütlicher. Nur 6,5 Stunden nach dem Start führte die Raumsonde Shenzhou-12 ein automatisiertes Rendezvous sehr schnell durch und dockte an das Tianhe-Kernmodul an – zum ersten Mal in der Geschichte des chinesischen Raumfahrtprogramms.