Die Kluft zwischen Arm und Reich in den USA wird immer größer

(Foto von VCG)
Der neueste Bericht der US-Notenbank Fed über die Vermögensverteilung in den USA zeigt, dass das Gesamtnettovermögen der obersten 1 Prozent der amerikanischen Haushalte im zweiten Quartal in diesem Jahr 36,2 Billionen US-Dollar betrug. Damit ist es zum ersten Mal seit der Verfügbarkeit der Statistiken im Jahr 1989 größer als das Gesamtnettovermögen der 60 Prozent der Haushalte mit mittlerem Einkommen (35,7 Billionen US-Dollar). Die Statistiken lassen zudem auch erkennen, dass sich 70 Prozent des Vermögens in den USA derzeit auf die oberen 20 Prozent der Haushalte verteilt.
Bloomberg kommentierte, dass sich der Reichtum zunehmend an der Spitze der „Pyramide“ konzentriere, was das jüngste Signal dafür sei, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in den Vereinigten Staaten immer größer werde.
Emmanuel Saez, ein Ökonom an der University of California in Berkeley, analysierte entsprechende Daten und stellte dabei fest, dass die reichsten 10 Prozent der Amerikaner über ein durchschnittliches Einkommen verfügen, das mehr als das Neunfache der restlichen 90 Prozent der Bevölkerung beträgt. Das durchschnittliche Einkommen des reichsten 1 Prozents der Bevölkerung ist sogar mehr als 39-mal höher als das der unteren 90 Prozent. Für die reichsten 0,1 Prozent steigert sich dieser Wert dann noch einmal auf mehr als das 196-fache.
Ein Bericht einer großen US-Denkfabrik wies darauf hin, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich in den USA hauptsächlich in der Einkommensungleichheit zwischen verschiedenen Klassen, Ethnien sowie zwischen Führungskräften und Angestellten widerspiegele. Die COVID-19-Pandemie habe dieses Phänomen noch einmal verstärkt. So berichtete die US-Website „Business Insider“ beispielsweise, dass das Gesamtnettovermögen der amerikanischen Milliardäre während der Pandemie um 1,8 Billionen US-Dollar gestiegen sei. Auch das Einkommen der CEOs großer Unternehmen habe im vergangenen Jahr um 16 Prozent zugenommen - das Gehalt der einfachen Arbeiter jedoch nur um 1,8 Prozent. Hinzu kommt, dass der Wert der Immobilien, Aktien oder Privatunternehmen, die sich im Besitz von Menschen aus der mittleren Einkommensschicht befinden, kontinuierlich schrumpft. Das bedeutet, dass sie im Falle des Verlusts ihres Arbeitsplatzes auf weniger Ersparnisse und Vermögenswerte zurückgreifen könnten.
Darüber hinaus ist es in den letzten 50 Jahren für normale amerikanische Familien immer schwieriger geworden, Vermögen anzuhäufen. Jason Furman, ein bekannter Ökonom der Harvard-Universität, hat herausgefunden, dass sich das Einkommen einer durchschnittlichen Familie in den USA von 1943 bis 1973 etwa alle 23 Jahre verdoppelt hatte. Basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre würde es nun aber etwa 100 Jahre bis zu einer solchen Einkommensverdoppelung dauern. Die verfügbaren Statistiken zeigen außerdem, dass vor 10 Jahren Haushalte mit mittlerem Einkommen in den Vereinigten Staaten noch mehr als 44 Prozent des Immobilienvermögens besaßen – aktuell beträgt dieser Anteil nur noch 38 Prozent.
Ein weiterer Grund für den Vermögensrückgang von Familien mit mittlerem Einkommen ist, dass das Volumen ihrer Kredite für den Kauf eines Autos, für ein Studium oder für andere Konsumausgaben gewachsen ist, während zeitgleich auch die Zinsen für die Rückzahlung dieser Kredite gestiegen sind.












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