Die Kuppel für den Sicherheitsbehälter der Reaktorinsel Nr. 1 im Kernkraftwerk der Stadt Haiyang wird angehoben und installiert. (29. März 2013)

Die Stadt Haiyang in der Provinz Shandong nutzt seit diesem Winter die von einem Kernkraftwerk erzeugte Wärme und ist damit die erste chinesische Stadt, die komplett kohlenstofffrei heizt, teilte die State Power Investment Corp mit.

Als Chinas erstes kommerzielles nukleares Heizungsprojekt versorgt es mehr als 200.000 Einwohner von Haiyang, einer Küstenstadt im Zuständigkeitsbereich von Yantai, mit sauberer Energie. Die neue Heizung wurde am Dienstag aufgrund des kalten Wetters der letzten Zeit in Betrieb genommen, sechs Tage vor dem geplanten Beginn der viermonatigen Winterheizperiode.

Die saubere Heizung halte seine Familie warm und trage zu einer gesünderen Umwelt bei, sagte der 37-jährige Xue Jianlei. „Der Fußboden wurde warm und die Temperatur in unserem Haus erreichte am Dienstag 22 bis 23 Grad Celsius“, sagte er.

Die Versuche zur Nutzung von Dampf aus der Kernkraft für die Winterheizung in Haiyang begannen 2019, als bereits mehr als 7.000 Haushalte das neue System nutzten.

Bei der Heizmethode wird nicht-radioaktiver Dampf aus den beiden AP1000-Reaktoren des an der Küste gelegenen Kernkraftwerks entnommen. Der Dampf wird zu einem mehrstufigen Wärmetauscher in der Wärmetauschstation des Kernkraftwerks geleitet. Die Wärme wird dann an ein Wärmeversorgungsunternehmen weitergeleitet, das heißes Wasser durch kommunale Leitungen unter die Häuser pumpt.

Der Block 1 des Kernkraftwerks Haiyang ist nach Angaben von Shandong Nuclear Power, einer Tochtergesellschaft der State Power Investment Corp und Eigentümerin des Kraftwerks, die größte KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) der Welt.

Es hat 12 kohlebefeuerte Kessel ersetzt und werde die Kohlendioxidemissionen in jeder Heizperiode um 180.000 Tonnen, die Schwefeldioxidemissionen um 1.188 Tonnen und die Stickoxidemissionen um 1.123 Tonnen senken, so das Unternehmen.

Xue, der etwa einen Kilometer von einem Kohlekraftwerk entfernt wohnt, das seinen Betrieb eingestellt hat, sieht bereits eine dramatische Verbesserung der Umwelt. „Die Schornsteine sind abgerissen worden. Vor einem Jahr, als das Kraftwerk noch in Betrieb war, habe ich beim Wäschesammeln auf dem Balkon immer Ruß gesehen“, sagt er.

Er rechne auch damit, dass seine Heizkosten in dieser Saison um etwa 200 Yuan sinken werden, da die neue Heizung im Vergleich zur alten Kohleheizung günstiger sei, so Xue weiter.

Han Hongcheng, Vorstandsmitglied von Fengyuan Thermal Power, das mit dem Haiyang-Kernkraftwerk zusammenarbeitet, sagte, dass die Betriebskosten geringer seien als bei Kohlekraftwerken.

„Es werden keine Arbeiter benötigt, um die Öfen zu betreiben“, sagte Han. „Das Heizen mit Kernenergie ist sauberer und zudem stabiler, da es nicht zu Unterbrechungen kommt“, fügte er hinzu.

Die Nutzung der Kernenergie werde eine wichtige Rolle dabei spielen, dass die Jiaodong-Halbinsel im östlichen Teil von Shandong emissionsfrei wird, sagte Jiang Yi, Wissenschaftler an der Chinesischen Akademie für Ingenieurwesen, in einem Interview mit Shandong TV.

Russland, die Schweiz und Schweden gehören zu den Ländern, die bereits nuklear befeuerte Fernwärmesysteme nutzen.