Die Zahl der internationalen Studenten aus China, die an US-Hochschulen und -Universitäten studieren, ist im vergangenen Jahr um fast 15 Prozent zurückgegangen. Dies sei der stärkste Rückgang seit einem Jahrzehnt, so die US-Bildungsbehörden am Montag, während US-Hochschulen berichteten, dass sie sich vorrangig um die Anwerbung neuer Studenten bemühten.

Alle Herkunftsorte und Regionen hätten aufgrund der COVID-19-Pandemie einen Rückgang der Zahl der an US-Hochschulen und im Internet eingeschriebenen Studenten aus dem Ausland verzeichnet, heißt es in dem am Montag veröffentlichten „Open Doors 2021 Report“ über internationalen Bildungsaustausch.

Die weltweite Pandemie betraf vor allem internationale Studenten, die zum ersten Mal an einer US-Hochschule studieren, oder neue internationale Studenten. Laut dem Bericht, der vom Büro für Bildung und kulturelle Angelegenheiten des US-Außenministeriums und dem Institut für internationale Bildung herausgegeben wurde, ging dieser Anteil um 46 Prozent zurück.

China blieb das wichtigste Herkunftsland aller internationalen Studenten und stellte etwas mehr als ein Drittel der insgesamt 914.095 ausländischen Studenten im Studienjahr 2020-21. Diese Gesamtzahl entspreche einem Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem vorangegangenen akademischen Jahr, so der Jahresbericht.

Das zweitgrößte Herkunftsland ist Indien, das 18,3 Prozent aller internationalen Studenten in den USA stellte. Die Anzahl chinesischer und indischer Studenten ging in diesem Jahr um 14,8 bzw. 13,2 Prozent zurück.

Während die COVID-19-Pandemie ein Hauptfaktor war, der sich auf die Immatrikulation auswirkte, hat sich auch das angespannte Verhältnis zwischen den USA und China – der größten „Quelle“ internationaler Studenten für die USA – für einige chinesische Studenten, die in letzter Zeit in die USA einreisen wollten, bemerkbar gemacht.

Wie der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, am 3. November mitteilte, sei es zu „(…) häufigen Vorfällen ungerechtfertigter Schikanen und Unterdrückung“ gegenüber chinesischen Studenten und Gastwissenschaftlern in den USA gekommen.

Erst neulich sei ein chinesischer Gastwissenschaftler mit einem gültigen Visum der US-Regierung zurückgeschickt worden, nachdem er bei der Einreise ohne Grund verhört worden sei, und etwa 30 chinesische Studenten und Gastwissenschaftler seien seit August von den USA genauso „ungerecht“ behandelt worden, sagte Wang bei einer täglichen Pressekonferenz.

Wang merkte an, dass die USA das Konzept der nationalen Sicherheit „überstrapaziert“ hätten, um chinesische Studenten und Wissenschaftler „mutwillig zu schikanieren“ und zu versuchen, eine „abschreckende Wirkung“ auf chinesisches Personal auszuüben, das in den USA studiere.

Auf die Frage, inwiefern die verschärften Regeln der Trump-Administration für chinesische Studentenvisa mit dem „spürbaren Rückgang“ der Zahl chinesischer Studenten zusammenhängen, sagte Ethan Rosenzweig, stellvertretender Staatssekretär für akademische Programme, dass „wir Studenten willkommen heißen und gleichzeitig unsere nationale Sicherheit schützen können“.

„Ich möchte betonen, dass wir die Zahl der chinesischen Studenten hier in den USA in den letzten zehn Jahren verdreifacht haben. Und in unserer gemeinsamen Erklärung mit der Biden-Administration können Sie sehen, dass wir verstärken, dass wir Studenten in den Vereinigten Staaten für ihre Bildungszwecke willkommen heißen“, sagte Rosenzweig bei einem Briefing zur Veröffentlichung des Open Doors-Berichts.

Nach Angaben des US-Handelsministeriums trugen internationale Studenten im Jahr 2020 etwa 39 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft bei, davon kamen 14,3 Milliarden Dollar bzw. 36 Prozent von chinesischen Studenten.

China bleibt für US-Hochschulen und -Universitäten ein wichtiges Land für die Anwerbung von Studenten, bemerkte Mirka Martel, Leiterin der Abteilung für Forschung, Evaluierung und Lernen am Institut für internationale Bildung.