Kritik an weltweiten Impfkampagnen

WHO-Chef: „Skandal der Ungleichbehandlung bei Covid-19-Impfungen muss aufhören“

18.11.2021

Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat die weltweit krasse Ungleichverteilung von Impfstoffen kritisiert. Es sei ein Skandal, dass wesentlich mehr Booster in reichen Ländern als Erstimpfungen in ärmeren verabreicht würden.

 

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat am Freitag die Ungleichverteilung bei den Impfungen gegen Covid-19 kritisiert. In wohlhabenden Ländern würden jeden Tag sechsmal mehr Auffrischungsimpfungen verabreicht, als Erstimpfungen in ärmeren Ländern. Zudem würden reiche Länder immer mehr Impfdosen horten, während ärmere Länder noch immer auf Impfstoffe warten müssten.

 

Der WHO-Direktor benannte weitere Tatsachen der Covid-19-Pandemie: In der vergangenen Woche seien in Europa fast zwei Millionen Corona-Fälle gemeldet worden, das sei die höchste Zahl an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. „Die fast 27.000 Covid-19-Todesfälle, die in der vergangenen Woche in Europa gemeldet wurden, machten mehr als die Hälfte aller Covid-19-Todesfälle weltweit aus“, sagte er.

 

COVAX, das Programm zur gemeinsamen Nutzung von Impfstoffen, mit dessen Hilfe Covid-19-Impfstoffe für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitgestellt werden sollen, könnte dazu beitragen, die Ungleichheit bei den Impfstoffen zu verringern, erläuterte er. Dazu seien aber mindestens 550 Millionen Impfungen erforderlich, um bis Ende des Jahres 40 Prozent der Bevölkerung eines jeden Landes zu immunisieren.

 

Der WHO-Direktor sagte, die Covid-19-Impfstoffkrise sei nicht die einzige, mit der die Welt konfrontiert sei. „Ein neuer Bericht der WHO und der amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention zeigt, dass mehr als 22 Millionen Säuglinge im vergangenen Jahr ihre erste Dosis Masernimpfung verpasst haben“, sagte der WHO-Chef. Das sei der größte Anstieg seit zwei Jahrzehnten.

 

Tedros wies auch auf den Weltdiabetestag hin, der am Sonntag stattfindet und das dieses Jahr den hundertsten Jahrestag der Entdeckung des Insulins markiere, einem unentbehrlichen Medikament für Diabetiker. „Die Wissenschaftler, die das Insulin vor einem Jahrhundert erstmals entdeckten, weigerten sich, von ihrer Entdeckung zu profitieren und verkauften das Patent für nur einen Dollar“, sagte der WHO-Chef. „Leider wurde diese Geste der Solidarität von einem milliardenschweren Geschäft überholt, das riesige Zugangslücken geschaffen hat.“


Einer von zwei Menschen, die Insulin für Typ-2-Diabetes benötigen, erhalte es nicht, so Tedros. „Ein neuer WHO-Bericht kommt zu dem Schluss, dass hohe Preise, die geringe Verfügbarkeit von Humaninsulin, einem von drei Unternehmen beherrschten Markt, und schwache Gesundheitssysteme die Haupthindernisse für den allgemeinen Zugang sind“, sagte Tedros. „Die WHO arbeitet mit Ländern und Herstellern zusammen, um den Zugang zu Insulin für alle, die es brauchen, zu verbessern.“

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Skandal,Ungleichbehandlung,Tedros,Booster,Covid-19