Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele
Unklare Übertragungsketten und hämorrhagisches Fieber lassen keine andere Wahl zum neuen Lockdown in Xi’an
In Xi’an, der Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi, wurde aufgrund der steigenden Fallzahlen, ausgelöst durch die Delta-Variante, ein Lockdown verhängt. Wegen der anstehenden Großereignisse – Neujahr, chinesisches Frühlingsfest und die Olympischen Winterspiele – muss China derzeit besonders vorsichtig sein, um zu verhindern, dass das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geriet.
Bürgerin Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxistellen sich am 21. Dezember 2021 für einen Nukleinsäuretest in einem Testzentrum an. (Foto: Xinhua)
Mit dem ersten Tag der Abriegelung („Lockdown“) in Xi'an, der für die Terrakotta-Armee bekannten Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi, hat China seit Beginn der Corona-Pandemie nun insgesamt drei Großstädte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern mit stadtweiten Abriegelungen belegt. Gleichwohl sind diese jüngsten Abriegelungsmaßnahmen nicht so streng wie in Wuhan Anfang 2020.
Chinesische Gesundheitsexperten erklärten, dass neben der düsteren und komplizierten COVID-19-Situation mehrere Faktoren zu der notwendigen Entscheidung geführt hätten, in Xi'an einen Lockdown zu verhängen. Zu den Faktoren würden unter anderem die bevorstehenden wichtigen Feiertage – das Neujahrsfest (31. Dezember) und das chinesische Frühlingsfest (ab Ende Januar)- sowie die Olympischen Winterspiele in Beijing Anfang Februar gehören. Hinzu komme, dass mehrere Übertragungsketten in den Gemeinschaften noch nicht identifiziert worden seien. Xi’an meldete außerdem auch Fälle von hämorrhagischem Fieber, deren Symptome im Frühstadium mit denen von COVID-19 übereinstimmen. Dazu kommt noch ein durch einen internationalen Flug eingeschleppter Infektionsfall.
Seit Donnerstag müssen die 13 Millionen Einwohner der Stadtdaher zunächst in ihren Häusern bleiben. Nur ein Familienmitglied pro Haushalt darf alle zwei Tage das Haus verlassen, um Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen.
Der internationale Flughafen Xi'an Xianyang strich am Donnerstag zudem sämtliche Inlandsflüge. Bei Redaktionsschluss gab es nur noch drei internationale Flüge am Flughafen. Züge in mehrere Städte wurden ebenfalls eingestellt.
Seit dem ersten Fall am 9. Dezember wurden in Xi'an innerhalb von zwei Wochen 234 bestätigte Fälle gemeldet. Allein am Mittwoch wurden 127 neue positive Fälle festgestellt - die höchste Zahl an einem einzigen Tag.
Komplizierte Gesamtsituation
Die Gensequenzierung von Proben der Fälle zeigte, dass der Ausbruch durch die Delta-Variante verursacht wurde. Außerdem ähnele der Virusstamm in Xi'an dem, der bei einem am 4. Dezember aus Pakistan importierten Fall festgestellt worden war.
Darüber hinaus hat die mittlerweile fast auf der ganzen Welt wütende Omikron-Variante, die sich noch schneller ausbreitet als Delta, den Druck auf China noch zusätzlich erhöht, importierte Fälle im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in Beijing zu verhindern.
Die Stadt Xi'an ist chinesischen Analysten zufolge derzeit sogar mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: der Häufung von COVID-19-Infektionen und der Ausbreitung von hämorrhagischem Fieber, einer akuten Infektionskrankheit, die durch Fieber, Blutungen und Nierenschäden gekennzeichnet ist und sogar zum Tod führen kann.
Gesundheitsexperten ließen wissen, dass zu den Frühsymptomen des hämorrhagischen Fiebers auch Fieber und Husten gehörten, ähnlich wie bei COVID-19. Diese Ähnlichkeiten bei den Symptomen würdenden Druck auf eine frühzeitige Diagnose oder Tests erhöhen.
Die Abriegelung bedeute allerdings nicht, dass die epidemiologische Lage in Xi'an außer Kontrolle geraten sei, betonte Yang Zhanqiu, stellvertretender Direktor der Abteilung für Pathogenbiologie an der Universität Wuhan. Vielmehr sei es so, dass der jüngste Ausbruch nun zu einem kritischen Zeitpunkt auftrete, da das Land wegen des Neujahrsfestes und des Frühlingsfestes einen großen Ansturm von Reisenden und Tausenden von ausländischen Athleten für die Olympischen Spiele zu erwarten habe. Daher sei es für die Stadt und für ganz China von entscheidender Bedeutung, die jüngste COVID-19-Welle schnell einzudämmen.