Interview mit Georg W. Bush vor „Beijing 2008“
Olympische Spiele sollten nicht politisiert werden
Zu einer Zeit, in der US-Politiker zu einem „diplomatischen Boykott" gegen die in weniger als 10 Tagen beginnenden Olympischen Winterspiele in Beijing aufrufen haben chinesische Reporter ein Interview mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush ausgegraben, der damals ebenfalls unter innenpolitischem Druck stand, sich gegen die Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing zu stellen. Stattdessen hatte er gegenüber Reportern aber klargestellt, er habe beschlossen, die Olympischen Spiele von der Politik zu entkoppeln.
Archivfoto von dem ehemaligen US-Präsident George W. Bush (Foto von VCG)
Als der ehemalige Präsident im Juni 2008 ankündigte, dass er an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Beijing teilnehmen würde, stieß er auf innenpolitischen Widerstand. Im Juli desselben Jahres wurde Bush von Reportern mehrerer chinesischer Medien interviewt.
Da Bush vor China auch Südkorea und Thailand besuchen wollte, stellte er den Reportern zunächst seine Asienreise vor und sagte, die Reisen nach Südkorea und Thailand seien rein diplomatischer Natur, während er in Beijing mit seiner Familie - darunter mit seinem Vater, seinen Geschwistern, seiner Frau und seinen Töchtern–zusammen sein werde.
Auf die Frage nach seiner Entscheidung, dem politischen Druck zu trotzen und an den Spielen in Beijing teilzunehmen, sagte Bush, er freue sich auf den Besuch und sei sogar ein wenig aufgeregt. Er betonte, dass er und die USA das chinesische Volk, seine Geschichte und seine Tradition respektieren würden. Es sei ihm eine Ehre, bei den Spielen dabei zu sein, und er zeige dem chinesischen Volk durch seine Teilnahme an den Olympischen Spielen seinen Respekt, sagte er in dem Interview. Er hoffe, dass die chinesische Regierung ihm mehr Vertrauen entgegenbringe, damit beide gemeinsam die zukünftigen Chancen und Herausforderungen bewältigen könnten.
Bush stellte damals zudem klar, dass er beschlossen habe, die Olympischen Spiele von der Politik zu entkoppeln, da es genug andere Gelegenheiten gebe, über Politik zu sprechen. Er äußerte auch seine Erwartung, ein Basketballspiel zwischen China und den USA zu sehen.
Auf die Frage, ob er über die Luftverschmutzung in Beijing besorgt sei, scherzte er, solange das chinesische Volk atmen könne, könne auch er atmen.
Angesprochen auf seine Erwartungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen China und den USA sagte er, das Einzige, wobei er sich sicher sei, sei, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sehr kompliziert seien und sich in gewisser Weise gegenseitig bedingten - daher gebe es Chancen und Herausforderungen. Als US-Präsident sei es nicht nur wichtig, gute Beziehungen zu China, sondern zur gesamten Region zu pflegen, machte Bush deutlich. Er betonte in diesem Zusammenhang auch, dass er Diplomatie nicht als Nullsummenspiel betrachte.
Was ihn schon damals sehr beunruhigte, war, dass die USA sich immer mehr isolieren und dem Protektionismus huldigen würden, ließ der Präsident wissen. Protektionismus, so Bush, sei schlecht für die USA und die ganze Weltwirtschaft.