Globaler Wettbewerb
China strebt neue technologische Durchbrüche in der Halbleiterindustrie an
Der globale Wettbewerb in der Halbleiterindustrie wird sich zukünftig noch weiter intensivieren, nachdem sowohl die USA als auch die EU jüngst milliardenschwere Pläne zur Unterstützung ihrer Industrien angekündigt haben. China hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt, ist aber weiterhin bei bestimmten Technologien auf Importe angewiesen.
Besucher probieren die 5G-unterstützte intelligente Fahrtechnologie im Haval-Technologiezentrum von Great Wall Motor in Baoding in der nordchinesischen Provinz Hebei. (Foto von Xinhua, 15. Juli 2021)
Die milliardenschweren Pläne der USA und der EU zur Unterstützung ihrer Halbleiterindustrien würden den globalen Wettbewerb in diesem strategisch wichtigen Sektor anheizen. China müsse daher seine Anstrengungen verstärken, um neue Durchbrüche in den Kerntechnologien der Chipherstellung zu erzielen, forderten Experten am Donnerstag.
Die Kommentare kamen, nachdem die Europäische Kommission Anfang der Woche den neuen sog. „European Chips Act“ angekündigt hatte, der mehr als 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Mitteln vorsieht, mit dem Ziel, den Anteil der EU an der weltweiten Chipproduktion bis 2030 von aktuell neun Prozent auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Gleichzeitig genehmigte auch das US-Repräsentantenhaus letzte Woche 52 Milliarden US-Dollar an Bundesmitteln für die US-Halbleiterindustrie.
Bai Ming, stellvertretender Direktor für internationale Marktforschung an der Chinesischen Akademie für internationalen Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit, erklärte, dass die Pläne der USA und der EU die Bedeutung von Chips für die wirtschaftliche Erholung inmitten der COVID-19-Pandemie und für das zukünftige Wirtschaftswachstum unterstreichen würden.
„Der Wettbewerb im globalen Chipsektor hat einen neuen Höhepunkt erreicht", machte Bai klar und fügte hinzu, dass China eine Reihe von Maßnahmen ergriffen habe - darunter Steuersenkungen und weitere finanzielle Unterstützung - um die Entwicklung seines Halbleitersektors zu beschleunigen. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Maßnahmen weiterentwickelt und weiter verstärkt werden", sagte Bai und fuhr fort, dass zusätzlich noch weitere Anstrengungen unternommen werden, um chinesische Unternehmen zu ermutigen, Durchbrüche in den wichtigsten Chiptechnologien zu erzielen.
Im Entwurf des 14. Fünfjahresplans (2021-25) für die nationale wirtschaftliche und soziale Entwicklung und die langfristigen Ziele bis zum Jahr 2035 heißt es zum Beispiel, dass China die Entwicklung von High-End-Chips beschleunigen werde. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, Chinas oberste Behörde für die Industrieplanung, hat ebenfalls unlängst erklärt, eine seiner obersten Prioritäten während des 14. Fünfjahresplans bestehe darin, die Modernisierung von Industrieketten voranzutreiben und Unternehmen zu ermutigen, entscheidende technische Engpässe zu überwinden - etwa im Bereich der High-End-Halbleiterausrüstung. Lokale Regierungen in Gebieten wie Shanghai, Tianjin und den Provinzen Guangdong und Zhejiang haben ebenfalls schnell gehandelt und integrierte Schaltkreise als eine ihrer Schlüsselindustrien für den Zeitraum des 14. Fünfjahresplans identifiziert.
Roger Sheng, Vizepräsident der Forschungsabteilung des US-Marktforschungsunternehmens Gartner, sagte, dass Chinas Halbleiterindustrie als weltgrößter Chipmarkt in den letzten Jahren zwar Fortschritte gemacht habe. Trotzdem gebe es immer noch eine große technische Kluft zwischen chinesischen Chipherstellern und ihren ausländischen Konkurrenten - insbesondere bei High-End-Chipherstellungsanlagen und grundlegenden Chipmaterialien. So sei China beispielsweise bei Lithografiemaschinen, die bei der Chipproduktion eine entscheidende Rolle spielen, weiterhin stark auf Importe angewiesen.
Um in diesen Bereichen einen Durchbruch zu erzielen, reiche Geld allein nicht aus. „Talent und Zeit sind der Schlüssel", betonte Sheng.