Gesetzgeber fordert Errichtung eines neuen Wollproduktionsbetriebs in Südchina

Professor Liu Shouren, Experte für Merinoschafe und Merinowolle und zugleich Gesetzgeber des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang, erklärte in einem auf der 5. Tagung des 9. Nationalen Volkskongresses vorgelegten Antrag, dass sich Chinas traditionell wollproduzierende Industrien im Wettbewerb mit ausländischen Wollieferanten nicht nur auf Nordchina, sondern auch auf Süd- und Zentralchina konzentrieren sollen.

In den nächsten fünf bis zehn Jahren könnte in Südchina ein neuer Merinowollproduktionsbetrieb errichtet werden, so Liu. Obwohl China auf eine lange Geschichte in der Textilproduktion zurückblicken kann, ist die Merinowolle in China noch relativ neu. Das erste Merinoschaf wurde 1968 in China geboren. Derzeit gibt es in China die meisten Merinoschafe auf der Welt -- rund 130 Millionen.

Als Land mit einer entwickelten Textilindustrie gibt es in chinesischen Fabriken rund 3,69 Millionen Spindeln, für die 300000 Tonnen Wolle benötigt werden. Momentan produziert China lediglich 70000 Tonnen, ein Drittel der zu produzierenden Menge. China löst diese Defizite durch größtenteils aus Australien und Argentinien stammende Importe.

Laut Liu Shouren, der auch Akademiker der Chinesischen Akademie für Ingenieurwesen und Ehrenvorsitzender der Xinjiang Akademie für Agrarkultivierung ist, wird nach Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) eine weitere Blütephase der Wollspinnindustrie und eine Zunahme der Nachfrage nach Wolle erwartet. Liu nahm seine Merinoforschungsarbeit nach seinem Universitätsabschluss an der Agraruniversität Nanjing im Jahr 1955 auf. Er wird auch als "Vater der Merinoschafe" bezeichnet.

Liu erklärte weiter, dass die Aufzucht von Merinoschafen bei der Wollieferung Chinas einen Durchbruch erreichen kann.

Obwohl Xinjiang und die Innere Mongolei in Nordchina und die nordostchinesischen Provinzen jahrelang zu den wollproduzierenden Gebieten zählten, wurde deren langfristige Entwicklung durch die natürlichen Gegebenheiten gehemmt, so Liu. Während eines langen, kalten Winters können die Schafe nur mit Heu gefüttert werden. Sie werden dann nicht so groß und sterben möglicherweise vor Kälte. Der Wind in den nördlichen Teilen Chinas bläst Sand in die Merinowolle, was dazu führen kann, dass ein Bruttogewicht von 100 Kilogramm Wolle nach dem mehrmaligen Auswaschen des Sandes lediglich 40 Kilogramm netto auf die Waage bringt. Da sie zu einer Verschlechterung der Umwelt führt, ist die Viehzucht indirekt für die Sandstürme in diesen Gebieten verantwortlich.

Laut Liu verfügt der südliche Teil Chinas über günstigere natürliche Gegebenheiten als der Norden. Statistiken aus Studien über nationale Weiden belegen, dass die Weidefläche im Süden 300 Mu (20 Hektar) beträgt und sich die Gesamtweidefläche des Landes über 970 Millionen Mu (etwa 65 Millionen Hektar) erstreckt, fünf Mal so groß wie die Weidefläche in Neuseeland. Zudem herrscht in Südchina feuchtes Klima mit milden Wintern, so dass die Schafe das ganze Jahr über frisches Gras vorfinden.

Liu erklärte, dass eine Bruttowollproduktion von 100 Kilogramm auf 70 oder 80 Kilogramm netto gesteigert werden kann. Weiter sei es von großer Bedeutung, dass die Entwicklung der Landwirtschaft in den Bergregionen Südchinas der Bevölkerung aus der Armut helfen kann.

Liu beschrieb den Erfolg der Testproduktion des Jahres 1987 in den Provinzen Zhejiang, Yunnan, Sichuan, Hubei und Hunan, die nach der Richtlinie des Landwirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.

Liu zufolge wurden die Bauern in der Aufzucht der Merinoschafe, deren Fütterung und Haltung unterwiesen. Zwei Jahre später im Jahr 1989 begannen die Merinoschafe den lokalen Bauern Gewinne zu bringen. Mit dem Verkauf der Wolle verdienten die Bauern an einem Merinoschaf 152,24 Yuan (18,4 USD). Er vergesse niemals den Anblick ihrer freudigen Gesichter, als sie das Geld in den Händen hielten.

Bis heute hat China über 130 Millionen Merinoschafe gezüchtet. Wenn die Entwicklung weiterhin so positiv verläuft, kann in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Südchina ein neuer Wollproduktionsbetrieb errichtet werden.

(China.org.cn, 13. März 2002)