Islam in China (Teil 4): Religiöse Praxis

Heute ist der Islam die dominante Religion von 10 ethnischen Minderheiten in China: den Uiguren, Hui, Kasachen, Kirgisen, Tadschiken, Tartaren, Usbeken, Bao'an, Dongxiang und den Salar. In China leben mindestens 20 Millionen Muslime.

Im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang leben rund 9 Millionen Muslime und es gibt 23.000 Moscheen in der Region, zwei Drittel der Gesamtzahl.

In Beijing leben mindestens 250.000 Muslime, die ihre Gottesdienste und religiösen Feste, wie z.B den Ramadhan (Fastenmonat) oder Eidul-Adha (Opferfest) in 68 Moscheen abhalten können.

Gegenwärtig gibt es in China rund 35.000 Moscheen, mehr als 45.000 muslimische Gelehrte und über 24.000 Studenten an islamischen theologischen Instituten in den verschiedenen Regionen Chinas.

Alle während der "Kulturrevolution" (1966-1976) geschlossenen Moscheen wurden bis in die frühen 80er Jahre wieder geöffnet.

Chinesische Muslime befolgen die islamische Theorie und Praxis und glauben an die 5 Prinzipien des Islam. Sie unterscheiden zwischen "Haram"
(Dinge, Handlungen etc. die aus islamischer Sicht verboten sind) und "Halal" (Islam-konformen Dinge, Handlungen etc.).

Die in China lebenden Muslime haben sich schrittweise in die chinesische Gesellschaft integriert.

Ein interessantes Beispiel für diesen Prozess ist die Weise, in der Muslime ihre Namen ändern. So haben zum Beispiel einige muslimische Männer Han-chinesische Frauen geheiratet und deren Namen übernommen.

Andere übernahmen die chinesischen Namen Mo, Mai und Mu, vor allem Muslime, die die Vornamen Muhammad, Mustafa und Masoud hatten. Einige Muslime, die keinen chinesischen Namen finden konnten, der ihrem ähnlich ist, übernahmen chinesische Schriftzeichen, deren Aussprache ihrem Namen gleicht, so z.B. Ha für Hasan, Hu für Hussain oder Sa für Said.

Außer den Namen sind auch muslimische Kleidungs- oder Essens-Bräuche eine Synthese mit der chinesischen Kultur eingegangen. Die islamischen Kleidungs- und Ernährungsvorschriften bestehen aber im chinesischen kulturellen Rahmen weiter.

Viele Muslime in verschiedenen Teilen des Landes haben gelernt die lokalen Dialekte zu sprechen und Chinesisch zu lesen, dies erleichtert den Dialog mit den anderen chinesischen ethnischen Gruppen.

Der Autor dieses Artikels gehört der Hui-Nationalität an, lebt in Hami und studiert lokale Geschichte und Kultur.

(China.org.cn, 29. Mai 2003)