China: Fragen und Antworten

Frage: Wassermangel, Überschwemmungen und die generelle Verschlechterung der Wasserumwelt sind Probleme, die überall auf der Welt auftreten. Wie ist die Situation in China? Welche Gründe hat die anhaltende Verknappung unserer Wasserressourcen? Was wird getan, um dieses Problem zu lösen?

Antwort: Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts treten in verschiedenen Regionen China verstärkt und oft gleichzeitig Dürre und Überschwemmungen auf. Insgesamt verschlechtert sich unsere Wasserbilanz stetig. Einerseits häufen sich Überschwemmungen, andererseits haben Dürre und Wassernot oft schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen. Fast in jedem zweiten Jahr ist eine größere Dürrekatastrophe zu registrieren. Von 688 chinesischen Städten leiden über 400 an Wassermangel. Mehr als 20 Mio. Menschen haben nur mangelhaften Zugang zu Trinkwasser. Jährlich fehlen in China etwa 30 Mrd. bis 40 Mrd. m3 Wasser.

Da man in der Vergangenheit den Schutz der Wasserressourcen vernachlässigt hat und auch wenig Aufklärungsarbeit leistete, sind neben Wassermangel die Wasserverschmutzung und Wasservergeudung leider vielerorts noch üblich. Das Bewusstsein, dass sauberes Wasser ein kostbares Gut ist, muss erst wieder geweckt werden. China folgt da leider dem alten Weg vieler Industrienationen, der erst nach der Verschmutzung die Regulierung folgen ließ. Nun sind mancherorts die Flüsse ausgetrocknet und alle Wasservorräte wurden verunreinigt. Die durch Wasserverschmutzung verursachten Schäden sind bei weitem größer als die Schäden durch Wassermangel.

Gegenwärtig beträgt der gesamte Wasservorrat Chinas 2800 Mrd. m3. Damit nimmt China in der Welt zwar Platz sechs ein, doch die Süßwassermenge beträgt pro Kopf nur 2040 m3, was einem Viertel des Weltdurchschnitts entspricht. Hier nimmt China Platz 121 unter allen Staaten der Welt ein! China gehört zu den 13 Ländern der Welt, in denen die größte Pro-Kopf-Wasserknappheit herrscht. Damit die Wasserressourcen nachhaltig genutzt werden können, ist es in der jetzigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsetappe Chinas besonders wichtig, ein gutes Wasser-Ökosystem aufrecht zu erhalten. In den folgenden Punkten soll erläutert werden, wie China den Schutz der Gewässer und der Natur verstärken will, um sauberes Trinkwasser und eine ausgeglichene Wasserbilanz zu bekommen:

1. Ein Plan zum Schutz der Quellgebiete in Stadt und Land wird ausgearbeitet. Besonders wichtig ist, genau festzulegen, welche Quellgebiete für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung umfassend zu sichern sind. Die Festlegung zentraler Quellgebiete in ländlichen Regionen ist zu beschleunigen. Die durch ländliche Betriebe und Landwirtschaft verschmutzten Quellgebiete sind zu sanieren und eine erneute Verschmutzung zu verhüten.

2. Die Verhütung von Wasserverschmutzung und die Gewässersanierung in den wichtigen Einzugsgebieten sind zu verstärken. Ein Kontrollsystem für Schadstoffemission ist einzuführen. Die Schadstoffe dürfen nur nach Gesetzen an dafür vorgesehenen Orten deponiert werden. Verstöße gegen diese Vorschrift werden strikt geahndet. Daneben ist das Verhütungs- und Regulierungsgesetz gegen Wasserverschmutzung möglichst schnell zu revidieren. Es geht darum, dass bisher Verstöße gegen diesbezügliche Gesetze meist geringere Kosten infolge von Strafzahlungen zur Folge hatten, bei Befolgung der Gesetze aber ungleich höhere Kosten entstanden. Dies muss schnellstens geändert werden.

3. Der Bau von Staudämmen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der notwendigen Sicherung der Wasservorräte. Deren Erschließung in den Einzugsgebieten und der Bau von Staudämmen werden zunächst dahingehend geprüft, welche möglichen Auswirkungen Eingriffe auf die Natur haben. Dabei werden Vor- und Nachteile analysiert. Wird das natürliche Gleichgewicht nachhaltig gestört und erheblich beeinträchtigt, sind keine Bauwerke gestattet. Für die nach der Bewertung durch die für Umweltschutz verantwortlichen Behörden genehmigten Projekte müssen Maßnahmen zum Umweltschutz getroffen werden.

4. Überprüfung und Konsolidierung der Betriebe, die bisher gesetzwidrig Schadstoffe ausgestoßen haben, sind fortzuführen. Gesetzwidrige Emissionen von Schadstoffen durch kleine Papierfabriken, Alkoholherstellungen, Chemiefabriken, Färbereien, große Vieh- und Geflügelzuchtbetriebe und städtische Kläranlagen werden ermittelt und strafrechtlich verfolgt. Diese besonders unter der Bevölkerung heiß diskutierten Vorfälle sind vorrangig zu lösen.

5. Die Information der Öffentlichkeit über die Qualität des Wassers und des daraus resultierenden Zustandes der Natur wird gewissenhaft geleistet. Das Recht der Bevölkerung, sich über den Zustand der Umwelt informieren zu können, ist überall durchzusetzen. Für Planungs- und Erschließungsarbeiten in wichtigen Einzugsgebieten und für Projekte, die sich auf Wasserverbrauch beziehen, sind Anhörungen zu organisieren, in denen die Meinungen der Bevölkerung eingeholt werden. Das Recht der Bürger, den Schutz der Umwelt zu kontrollieren, ist ohne Einschränkung zu sichern.

Ein Bauer aus dem Dorf Minqin der Provinz Gansu steht ratlos in einem ausgetrockneten Staubecken. In Nordwestchina herrscht fast immer Dürre und Wassermangel.