China: Fragen und Antworten

Frage: In fast allen Ländern der Welt gibt es Studenten, die wegen finanzieller Schwierigkeiten ihrer Familien das Universitätsstudium aufgeben müssen. Treten solche Fälle auch in China auf? Welche Maßnahmen wurden getroffen, damit arme Studenten auch erfolgreich ihr Studium abschließen können?

Antwort: China ist ein Entwicklungsland. Solche armen Studenten gibt es auch in China. Um zu verhindern, dass sie ihr Studium aus finanzieller Not aufgeben müssen, wurde durch die Regierung eine Reihe von politischen Maßnahmen ergriffen, die es Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten ermöglichen soll, ihr Studium erfolgreich fortzusetzen und abzuschließen. Zu den wichtigen Maßnahmen zählen die Gründung eines Stipendienfonds, Kredite für arme Studenten, das Werkstudium, finanzielle Zuschüsse für Studenten mit besonderen finanziellen Schwierigkeiten, die Reduzierung bzw. die völlige Befreiung von Studiengebühren oder die Unterstützung von Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten durch die Universitäten.

Die Zahl der an den Hochschulen Studierenden wächst sehr schnell, besonders seit 1999, als beschlossen wurde, mehr Studenten als früher an die Hochschulen aufzunehmen. Ende 2004 gab es fast 13,335 Mio. Studenten in China, das waren rund 17% aller 18-22-jährigen Chinesen. Zugleich steigt aber auch schnell die Zahl der Studenten, die Schwierigkeiten haben, ihr Studium zu finanzieren. Untersuchungen zufolge gibt es an den Hochschulen und Universitäten Chinas 2,4 Mio. Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten. Das sind 20% aller Studierenden. Von diesen haben etwa 1,6 Mio. sehr große finanzielle Schwierigkeiten.

Seit 1999 können Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten staatliche Kredite zur Studienunterstützung erhalten. Für die vergebenen Kredite wird während des Studiums von der Finanzbehörde der Zins um 50% reduziert. Wer nach dem Studium seinen Kredit zurückzahlt, muss in der Rückzahlungsfrist ebenfalls nur 50% des ursprünglich vereinbarten Zinssatzes zahlen. 1,15 Mio. Studenten haben Kredite in Höhe von über 9,6 Mrd. Yuan beantragt. 1,08 Mio. Studenten erhielten bisher Kredite in Höhe von 6,98 Mrd. Yuan. Dadurch konnten viele Studenten aus armen Familien ihre finanziellen Schwierigkeiten beheben und ihr Studium erfolgreich abschließen.

Jedoch sind bei der Kreditgewährung zur Studienunterstützung einige Probleme aufgetreten. Das soziale Kreditsystem Chinas ist noch nicht vollständig ausgearbeitet; manche Hochschulabsolventen wollen die Kredite nicht zurückzahlen und vor den Banken steht nun die Frage, wie das Risiko kompensiert werden kann. Deshalb wurde bei der Umsetzung der Kreditpolitik zur Studienunterstützung relativ viel experimentiert und verändert. Erstens wurde die so genannte Vermarktungsmethode eingeführt. Durch Ausschreibungen und Angebote wird die Risikokompensationsrate der Banken festgesetzt. Zweitens wurden Zentren für die Kreditgewährung zur Studienunterstützung auf Staats- und Provinzebene errichtet, wodurch sich die Zusammenarbeit zwischen Banken und Universitäten verbesserte. Drittens können Kredite, die Studenten erhalten, während des Studiums gänzlich diskontiert werden. Nach dem Studium wird dann der Zins vollständig gezahlt. Außerdem wurden die Rückzahlungsfristen verändert. Früher mussten die Absolventen sofort nach Studienabschluss mit der Rückzahlung beginnen, heute sind die Kredite erst ein oder zwei Jahre danach fällig, falls die Absolventen nicht unmittelbar nach dem Studium eine Arbeit gefunden haben. Die Rückzahlungsfrist beträgt jetzt sechs statt vier Jahre. Studenten, die sich vor ihrem Studienabschluss entschließen, freiwillig für einige Jahre in arme Gebiete zu gehen oder in Branchen mit harten Bedingungen zu arbeiten, erhalten vom Staat in Form von Stipendien Mittel, mit denen sie ihre Kredite und Zinsen zurückerstatten können.

Um das Kreditrisiko gemeinsam zu tragen, hat das staatliche Verwaltungszentrum für die Kreditgewährung zur Studienunterstützung einen Risikokompensationsfonds gebildet. Die zentralen Finanzstellen und die Universitäten übernehmen jeweils die Hälfte des Fonds, der gesondert verwaltet wird. Die Banken erhalten Kompensationen nach einem bestimmten Schlüssel, entsprechend der von ihnen tatsächlich eingeräumten Kreditsumme. Der von Universitäten übernommene 50prozentige Anteil spielt bei Vertragsbrüchen eine wichtige Rolle. Je mehr Vertragsbrüche zu verzeichnen sind, desto mehr haben die Universitäten zu zahlen. Dadurch erhöht sich die Verantwortung der Universitäten vor und nach der Kreditgewährung. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch all diese Maßnahmen Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten von manchen finanziellen Sorgen befreit werden und zugleich das Risiko reduziert wird, welches jeder Kreditgewährung innewohnt. So können sich die Studenten stärker auf ihr Studium konzentrieren.

Longsheng im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität zählt zu den armen Kreisen. Die meisten Schüler leben in abgelegenen Bergregionen. Deshalb wurden Internatsschulen geschaffen. Hier Schülerinnen während einer Mahlzeit in ihrem Wohnheim.