Allianz expandiert auf Chinas Markt

Der deutsche Versicherungsriese Allianz setzt große Hoffnungen in den chinesischen Markt. Der Vorstand des Münchener Konzerns, Werner Zedelius, sieht große Chancen. Das deutsche Versicherungsunternehmen sei für chinesische Kunden attraktiv, sagt Zedelius. Die Allianz hat sich mit dem Einstieg bei ICBC den weltweit dynamischsten Markt für Versicherung und Vorsorge erschlossen.

Gestalt angenommen hat der Einsatz des Münchener Versicherungskonzerns in China erst durch die Beteiligung an der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Im Januar dieses Jahres stieg die Allianz im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zusammen mit Goldman Sachs und American Express bei Chinas größtem Bankhaus ICBC ein. Der Münchener Finanzkonzern zahlte für einen Anteil von 2,5 Prozent rund 1 Milliarde US-Dollar, umgerechnet etwa 819 Millionen Euro. Wie Allianz-Vorstand Werner Zedelius in einem Gespräch mit Radio China International mitteilte, sind die Prämienzahlungen in China seit Besiegelung der neuen Partnerschaft im Januar deutlich gewachsen. Zedelius zufolge hat der deutsche Versicherer mit seinem neuen Partner ICBC im ersten Quartal schon etwa das Prämienniveau des Gesamtjahres 2005 erreicht. Zur Wichtigkeit der Partnerschaft sagt Zedelius:

"ICBC ist natürlich wichtig für uns. Wir haben uns an der chinesischen Bank beteiligt, weil wir an das Investment auf der Kapitalseite glauben. 1 Milliarde US-Dollar in ein Unternehmen dieser Größeordnung zu investieren, geht nur, wenn wir daran glauben, dass es ein gutes Unternehmen ist. Wir arbeiten nicht nur mit ICBC, sondern auch mit anderen chinesischen Banken zusammen. Das finde ich sehr erfreulich."

Zedellius sagte, die Allianz werde der ICBC künftig unter anderem Bank- und Versicherungsprodukte für ihre Kunden zur Verfügung stellen. China sei ein strategischer Markt für die Allianz, und diese Partnerschaft zeuge vom langfristigen Engagement des Münchener Konzerns. Zum bisherigen China-Geschäft des deutschen Versicherungsriesen sagte Zedellius:

"Wir sind stolz darauf, dass wir in China die Sparten Lebensversicherung, Sachversicherung, Banking und auch Kreditversicherung betreiben. Es gibt kein anderes internationales Unternehmen, das eine derart breite Palette anbietet. Ich möchte unsere Präsenz im Lebensversicherungsbereich herausstellen. Im diesem Bereich sind wir seit 1999 aktiv, und haben gerade im Jahr 2006 eine sehr positive Entwicklung genommen, nämlich wir nahmen in einem halben Jahr 50 Millionen Euro an Prämien ein. Wir sind natürlich stolz darauf. Vom gesamten chinesischen Versicherungsmarkt erwartet man bislang zwar nicht viel, aber die Nachfrage wird aus unserer Sicht immer größer. Auf der Sachversicherungsseite sind wir seit 2003 aktiv, und sind bisher auf Guangzhou beschränkt. Dort haben wir die Zulassung der Lokalregierung bekommen und uns dem internationalen Wettbewerb gestellt. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass wir auch in anderen Regionen Chinas unser Netz aufbauen können."

Flächendeckende Expansion ist dem Allianz-Vorstand zufolge das Ziel des China-Geschäfts des Münchener Konzerns. Potentielle Kunden sieht die Allianz in allen Landesteilen Chinas. Das Geschäft solle sich aber nicht nur auf große Städte beschränken:

"Wir haben unsere Schwerpunkte natürlich in Shanghai auf der Lebensversicherungsseite und in Guangzhou auf Sachversicherungsseite. Aber wir haben Mitte des Jahres die volle Lizenz für die Provinz Sichuan und im zweiten Quartal 2006 die Lizenz für die Provinz Zhejiang bekommen. Beide Regionen sind sehr interessant. Wie Sie wissen, sind die Regionen, die jetzt angesprochen sind, die eher wirtschaftlich stärkeren. Das jetzige Kaufkraftpotential ist positiv ausgeprägt. Für uns ist es wichtig, dass wir uns nicht nur in den ganz großen Städten konzentrieren wollen, sondern dass wir immer auch aufs Land gehen. Wir als "Breitband-Versicherer" wollen für alle Regionen und Bevölkerungsschichten unsere Angebote manchen und dementsprechend unser Geschäft aufbauen. Das tun wir mehr und mehr in China."

Momentan steuert das China-Geschäft des Münchener Konzerns lediglich 50 Millionen Euro zum Prämienvolumen bei. Bislang kontrollieren alle ausländischen Versicherer gemeinsam insgesamt nur 2,6 Prozent des Versicherungsmarktes in China. Grund dafür ist, dass der Markt erst seit Kurzem für ausländische Unternehmen geöffnet ist. Jetzt jedoch drängen ausländische Konzerne auf den chinesischen Versicherungsmarkt, denn China gilt als stark wachsender Zukunftsmarkt. Weniger als 4 Prozent der 1,3 Milliarden Chinesen haben bislang eine Versicherung abgeschlossen. Allerdings müssen die Neueinsteiger auf dem chinesischen Markt zunächst viel investieren. Dazu sagt Allianz-Vorstand Zedellius:

"Aus unserer langjährigen Erfahrung in China glauben wir an China. Wir wollen neue Produkte nach China bringen, um mehr und mehr Kunden zu erreichen . Wir haben insbesondere im letzten Jahr viel in Ausbildungen und Schulungen in Shanghai investiert. Das ist von den Behörden in Shanghai sehr positiv begleitet worden. Wir haben investiert und sind bereit, weiter zu investieren. Wir sind im Hinblick auf die Positionierung unseres Unternehmens in China sehr zufrieden, was die Soft-Faktoren der Entwicklung angeht. Wenn wir 2006 die Geschäftsentwicklung der Allianz bei Lebensversicherungen in China nehmen, dann ist es nicht nur die Insurance, die sehr viel stärker produziert, sondern auch alle anderen Vertriebskanäle, das steigende Broker-Geschäft, aber auch unser Agentengeschäft. Wie Sie sehen, hat sich das Verhältnis im Vorjahr mehr als verdoppelt. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, die, glaube ich, auch im Interesse der Entwicklung der Versicherungswirtschaft in China ist."

(China.org.cn, 19. Oktober 2006)