Zentralbank hebt Satz für Mindestreserven an |
Die chinesische Zentralbank, die Volksbank, hat die Mindestreserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank um 0,5 Prozent angehoben, um die übermäßige Kreditvergabe einzudämmen. Mit der Anhebung steigt der Anteil der Mindestreserven den die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten müssen auf 8,5 Prozent. Die Zentralbank hatte den Satz für die Mindestreserven bereits im Juni um 0,5 Prozent angehoben. Die Zentralbank schätzt, dass die beiden Anhebungen um insgesamt 1 Prozent dem Geldumlauf etwa 300 Milliarden Yuan entziehen werden. "Die Maßnahme zielt auf eine Verstärkung der Kontrolle über den Geldumlauf, eine Eindämmung des Wachstums der Geldmenge und der Kreditvergabe und die Aufrechterhaltung der Wirtschaftsentwicklung“, heißt es in einer auf der Internetseite der Zentralbank veröffentlichten Stellungnahme. Die Maßnahme war eine Überraschung für viele Ökonomen, die fordern, die Zentralbank solle die Zinsen anheben, um die Geldmenge zu reduzieren und eine mögliche Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Die chinesische Wirtschaft ist in der ersten Jahreshälfte 2006 um 10,9 Prozent gewachsen, die schnellste Wachstumsrate in der letzten Dekade und deutlich höher als das von der Regierung für dieses Jahr geplante Wachstumsziel von 8 Prozent. Die Wirtschaft wächst trotz einer Reihe von Maßnahmen der Regierung zur Dämpfung des starken Investitionswachstums scheinbar weiterhin ungebremst. Die chinesischen Geschäftsbanken haben in den ersten sieben Monaten des Jahres Kredite in Höhe von 2,34 Billionen Yuan (234 Milliarden Euro) vergeben, dies entspricht 94 Prozent ihrer jährlichen Kreditvergabequote, geht aus Statistiken der Volksbank hervor. Die Vergabe neuer Kredite war im Juni zurückgegangen, hatte im Juli trotz Anstrengungen der Regierung die Geldmenge einzuschränken, aber wieder zugenommen. Allein im Juli haben die Geschäftbanken 171,8 Milliarden Yuan (18 Milliarden Euro) an Krediten vergeben. Ökonomen machen eine zu hohe Liquidität für das rasante Wachstum verantwortlich, welche zu einer unausgewogenen wirtschaftlichen Struktur führe und zu einem "Schluckauf"in der Wirtschaft führen könne. Ha Jiming, der Chefökonom der China International Capital Corporation (CICC), erwartet, dass die Zentralbank die Mindestreserven gegen Ende des Jahres weiter anhebt, um die Wirtschaft abzukühlen. Andere Wirtschaftswissenschaftler sind der Meinung, dass die Zentralbank den Leitzinssatz anheben sollte. Dies sei zum Eindämmen der Kreditvergabe effektiver. Er glaube, dass China schon bald die Zinsen anheben werde, sagt Tang Min, Chefökonom der China-Abteilung der Asiatischen Entwicklungsbank. "Die Überhitzung der Wirtschaft ist in den ersten sechs Monaten des Jahres immer deutlicher geworden. Das Land muss die Zinsen anheben, um das Problem in den Griff zu bekommen." Die Regierung hatte gelobt, das Wachstum der Anlageinvestitionen in Sektoren die mit Überkapazitäten belastetet sind zu vermindern sowie den Geldumlauf und die Kreditvergabe einzuschränken. Sie scheint aber bei der Anhebung der Zinssätze sehr vorsichtig vorzugehen. Die letzte Zinsanhebung wurde am 27. April vorgenommen, als die Zinsen für Kredite mit einjähriger Laufzeit von 5,58 Prozent auf 5,85 Prozent angehoben wurden. Der Zinssatz für einfache Sparguthaben wurde nicht angehoben. Analysten sind der Meinung, dass höhere Zinsen für Sparguthaben Überinvestitionen reduzieren könnten, aber gleichzeitig auch den Konsum und die Investitionen in die Aktienmärkte schwächen. Zwei Bereiche, bei denen die Regierung seit langem versucht die Investitionen zu fördern. (China.org.cn, Xinhua, 17. August 2006) |