A-Aktienmarkt sieht Reformen entgegen

Die chinesische Börsenaufsicht hat eine Reihe von Schritten unternommen, um mehr ausländischen Investoren einen Zugang zum A-Aktienmarkt des Landes zu ermöglichen. Mit dieser Maßnahme sollen im Vorfeld des Börsengangs der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) am 27. Oktober mehr Finanzmittel verfügbar gemacht werden. Außerdem soll so der chinesische Finanzmarkt in Übereinstimmung mit den Verpflichtungen des Landes beim Beitritt zur Welthandelsorganisation weiter geöffnet werden.

Die chinesische Börsenaufsicht hatte im vergangenen Monat fünf weitere ausländische Investoren als qualifizierte institutionelle Investoren (QFII) zugelassen, die höchste in einem Monat zugelassene Anzahl des Jahres.

In den vergangenen drei Monaten hat die Börsenaufsicht zehn neue QFII genehmigt. In den ersten sechs Monaten des Jahres waren es nur sechs. Die gesamten im Rahmen des QFII-Systems genehmigten Quoten betragen, seit das chinesische Devisenamt am 9. Oktober der Credit Swiss eine Quote von 200 Millionen US-Dollar eingeräumt hat, über 8 Milliarden US-Dollar,.

Aus Statistiken des Devisenamtes geht hervor, dass das Land in derselben Periode einen Zufluss von 15,6 Milliarden US-Dollar an Investitionen aus dem Ausland zu verzeichnen hatte, eine Zunahme von 108 Prozent im Jahresvergleich. All dies zeigt, dass China, nach seiner erfolgreichen Aktienreform zur Umwandlung von nicht handelbaren staatseigenen Aktien in handelbare Aktien, seine Anstrengungen zur Zulassung von ausländischen institutionellen Investoren in den A-Aktienmarkt erhöht hat.

"Es wäre kurzsichtig, die Einführung von mehr QFIIs mit einem Mangel an Kapital für die Emission der ICBC-Aktien in Verbindung zu bringen", sagt Zhao Jianxing, ein Analyst der Shenzhener China Merchants Securities. "Es ist höchste Zeit, dass die A-Aktien durch die Zulassung weiterer QFII in internationale Portfolios eingebunden werden."

Obwohl der Zufluss von Finanzmitteln durch QFII in den A-Aktienmarkt für den Börsengang der ICBC mit Sicherheit von Vorteil ist, handelt es sich nicht um einen kurzfristige und unter Druck durchgeführte Maßnahme, sondern um eine langfristige Strategie zur Beschleunigung der Öffnung des Finanzmarktes für ausländische Investoren. Im August hatte die Börsenaufsicht mit einer neuen Regelung die Schwelle für langfristige Investoren zum Eintritt in Chinas Kapitalmarkt gesenkt, um so mehr QFII anzulocken. Nach der neuen Regel wurde die Haltefrist für Kapital von ausländischen Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen und Fonds von ursprünglich einem Jahr auf drei Monate gesenkt. Außerdem wurden die Anforderungen bezüglich des Mindestvermögens potentieller QFII von 10 Milliarden US-Dollar auf 5 Milliarden US-Dollar verringert.

Durch diese Maßnahmen wolle man langfristige Investitionen in den Aktienmarkt fördern, schreibt die Börsenaufsicht in einer Stellungnahme auf ihrer Internetseite.

"Der Umstand, dass es für einen QFII länger dauert ein Renminbi denominiertes Anlagenkonto einzurichten, als für einen inländischen Investor, bedeutet, dass QFII am Aktienmarkt einen längeren Investment/Return Zeitraum haben", meint Daniel Zeng, leitender Mitarbeiter der First State Cinda Fund Management.

Ein QFII, wie zum Beispiel ein Pensionsfonds oder eine Sozialfonds, hat an einem Aktienmarkt mit drei bis fünf Jahren üblicherweise eine längere Investment/Return Laufzeit, da QFIIs tendenziell eher in Spitzenpapiere investieren, weil diese das Wirtschaftswachstum eines Landes reflektieren.

Die ICBC ist die größte Bank Chinas und wird Sinopec mit der Emission von rund 13 Milliarden A-Aktien an der Shanghaier Börse als größtes Unternehmen ablösen. Die Bank wird vermutlich zahlreiche institutionelle Investoren auf der Suche nach einem langfristigen Engagement anziehen, die Anteil an den wachsenden Gewinnen der Bank haben wollen.

Anteile an Banken haben in den letzten Wochen zunehmend an Popularität gewonnen, seit mehr QFIIs und Versicherungsgesellschaften Zugang zum A-Aktienmarkt erhalten.

Einige Analysten sind der Ansicht, dass es in der zweiten Jahreshälfte weniger Investitionsmöglichkeiten geben wird als in der ersten Jahreshälfte 2006. Dennoch ist es gut möglich, dass der chinesische Aktienmarkt mit der Notierung der ICBC die größte Herausforderung aber auch die größte Chance seiner Geschichte erhält. Diese Chance sollte nicht an der Menge des Kapitals gemessen werden, die in den Markt fließt, sondern an der Gelegenheit für den Markt, durch die Einführung von mehr internationalen Investoren, die eine langfristige Investitionsstrategie verfolgen und den Markt weiter nach außen öffnen, eine grundlegende Wandlung zu vollziehen.

(China.org.cn, China Daily, 23. Oktober 2006)