Trotz eines sich abschwächenden Wirtschaftswachstums und düsterer Prognosen der Weltbank zeigen sich andere Analysten verhalten zuversichtlich. Sie sehen vor allem in den gesunden wirtschaftlichen Grundlagen des Landes eine Chance.

Ein stabiles und relativ schnelles Wachstum in China ist an sich schon ein bedeutender Beitrag zur Stabilität der Finanzmärkte und des weltweiten Wirtschaftswachstums. Diese Ansicht haben chinesische Führungskräfte bereits bei unterschiedlichen Gelegenheiten geäußert. Sie wollen damit die Aufmerksamkeit der Welt erregen, die verzweifelt nach einer Möglichkeit sucht, Ängste vor einer umfassenderen Krise abzubauen.

In der Tat hat China in den vergangenen Monaten beispiellosen Mut und Stärke bewiesen, um seine Versprechen einzuhalten. Nachdem das Land am 9. November sein 4 Billionen Yuan (453,9 Milliarden Euro) schweres Konjunkturpaket bekannt gegeben hatte, hat China am 27. November seine Leitzinsen um 1,08 Punkte gesenkt, die stärkste Zinssenkung seit der asiatischen Finanzkrise 1997 und die vierte Senkung seit September. In der vergangenen Woche hat der chinesische Staatsrat eine Reihe neuer Maßnahmen bekannt gegeben, um die schwächelnde Wirtschaft wiederzubeleben, darunter 100 Milliarden Yuan (11,35 Milliarden Euro) an zusätzlichen Krediten, um Schlüsselindustrien wie die Landwirtschaft, den Außenhandel und bedeutende Infrastrukturprojekte zu fördern.

Im Rahmen der noch bis Mittwoch andauernden zentralen Arbeitskonferenz zur Wirtschaft, sollen ebenfalls Möglichkeiten zur Umsetzung einer "expansiven" Politik beraten werden, um der globalen Finanzkrise Einhalt zu gebieten. Im Rahmen der Konferenz wird üblicherweise die politische Richtung für das kommende Jahr festgelegt. Personen aus dem Umfeld der Konferenz erklären, dass Chinas höchste wirtschaftliche Entscheidungsträger für das kommende Jahr ein Wachstumsziel von über acht Prozent vorgegeben haben. Es wird weithin davon ausgegangen, dass acht Prozent das minimale Wachstum ist, dass China benötigt, um Arbeitsplätze für die Millionen von Menschen zu schaffen, die jedes Jahr neu auf den Arbeitsmarkt drängen. Die Vorgabe stimmt mit den Prognosen einiger Finanzinstitute und Wirtschaftswissenschaftler überein, liegt aber über der mit 7,5 Prozent pessimistischeren Einschätzung der Weltbank.

Im vergangenen Jahr sei der Einfluss der internationalen Finanzkrise auf Chinas Wirtschaft zu bewältigen gewesen, da China den Hypothekenkrediten nur wenig ausgesetzt war und die Behörden Kapitalkontrollen eingeführt haben, erklärte die Bank in ihrem jüngsten Quartalsbericht zu China. "Allerdings wird der Einfluss der internationalen Finanzkrise auf die chinesische Wirtschaft zunehmen, da vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Krise in den USA und Europa mit einem starken Rückgang des Exportwachstums zu rechnen ist. "Das chinesische Exportwachstum ist im Jahresvergleich von 21,5 Prozent im September und 21,1 Prozent im August auf 19,2 Prozent im Oktober zurückgegangen. Nach Ansicht der Weltbank wird sich das chinesische Exportwachstum, obwohl es sich gegenwärtig noch auf einem relativ hohen Niveau befindet, im kommenden Jahr abschwächen. Aktuelle Angaben aus dem Einkaufsleiterindex (PMI) weisen auf diesen Trend hin.

Rekordtief

Der PMI spiegelt den Zustand der herstellenden Industrie wieder. Im November fiel er von 44,6 Punkten im Oktober auf ein Rekordtief von 38,8 Punkten. Die Angaben wurden vom chinesischen Verband für Logistik und Einkauf sowie dem nationalen Statistikamt zusammengestellt. Der Index weist auf eine Rückgang hin, wenn er unter 50 Punkte fällt. Da der Bruttoexport nahezu 40 Prozent der chinesischen Wirtschaft ausmacht, seien die Auswirkungen einer Verlangsamung des Exports nur schwer auszugleichen, schreibt die Weltbank weiter.