Halber Monatsgehalt für Schuhe. Derzeit kosten die meisten Sportschuhe der Marke Nike in China zwischen 500 und 1500 Yuan (zwischen 58 und 174 Euro) und werden hauptsächlich an mittelständische Konsumenten und Luxuskonsumenten in großen Städten verkauft. Für einen normalen Akademiker in Beijing würde ein Paar Nike-Schuhe zum Preis von 1500 Yuan fast die Hälfte seines Monatsgehalts kosten. In Europa kosten Nikes Schuhe umgerechnet zwischen 400 und 600 Yuan (zwischen 45 und 70 Euro) und sind so für normale Konsumenten als Freizeitmarke problemlos erschwinglich.

Guo Nan, ein 26-jähriger chinesischer Student in London, sagte: "Hier haben wir eine breite Auswahl von Marken wie Nike, Adidas und Vans und ihre Preise sind fast alle auf demselben Niveau." "Falls Nike an seiner Hochpreisstrategie in China festhält, wird das Unternehmen definitiv seinen Anteil an diesem schnell wachsenden Markt an die lokalen Konkurrenten Li Ning und ANTA verlieren.", fügte Liang.

Angezogen durch das enorme Potenzial des chinesischen Marktes für Sportartikel versucht Nike auf weitere chinesische Verbraucher einzugehen, mit dem Ziel, auch weniger wohlhabende Chinesen zu erreichen. Denson erzählte, dass die Akquisition anderer Marken im Zuge der Entwicklung ebenfalls in Betracht gezogen werde. Bis Ende dieses Jahres soll Chinas Markt für Sportschuhe ein Volumen von 69 Milliarden Yuan (acht Milliarden Euro) aufweisen und bis 2020 soll der Marktwert auf 297 Milliarden Yuan (34,5 Milliarden Euro) steigen, prognostizieren Analysten.

Zweistellige Wachstumszahlen. Gemäß dem Fünf-Jahres-Programm von Nike erwartet das Unternehmen eine zehnprozentige Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr auf dem chinesischen Markt, der jetzt neun Prozent seines weltweiten Marktanteils ausmacht. "Die günstigen Produkte von Nike werden direkte Auswirkungen auf die lokalen Marken wie Li-Ning und ANTA, haben", sagte Liang von UBS Securities.

Die chinesischen Lokalmarken, darunter auch die Marke Li Ning, deren Sportschuhe für 300 Yuan (35 Euro) verkauft werden, dominieren derzeit wegen ihrer niedrigeren Preise die ländlichen Märkte Chinas. Li Ning, der größte Konkurrent Nikes auf dem lokalen Markt, hat sich dieses Jahres neu positioniert und seinen Slogan von "Make the Change" auf "Anything is Possible" geändert, um mehr junge Verbraucher anzuziehen. Laut Fang Shiwei, Marketingdirektors bei Li Ning, hat die Marke im vergangenen Jahr Adidas umsatzmäßig in China überholt und wurde zur zweitgrößten Sportbekleidungsmarke in China hinter Nike. "Um die Konkurrenten einzuholen, baut Li Ning sein Filialnetz in den weniger entwickelten Städten aus und investiert gleichzeitig auch in die reichen Städte des Landes", erzählte Fang.