Chinesische Dollarmillionäre interessieren sich momentan für Immobilien im Ausland, da der heimische Markt stärker reguliert wird. Sie organisieren ausländische Reisegruppen, mieten Chartarflugzeuge und strömen in Metropolen weltweite.

In der chinesischen Hauptstadt Beijing laufen die Wohnungsverkäufe nicht mehr so gut wie zuvor. Dem städtischen Statistikamt zufolge wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 4,52 Millionen Quadratmeter Gebäudefläche verkauft, 26 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Davon waren 3,12 Millionen Quadratkilometer Wohnfläche, 29,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im Vergleich zu dieser öden Szenerie laufen die Beratungsgespräche in Beijing zu überseeischen Immobilieninvestitionen heiß. Der Immobilien-Dienstleister Colliers International machte in Finanz- und Luftfahrtzeitschriften eine Reihe von Werbungen für Villen und Häuser in London, Vancouver, Paris, Toronto und dergleichen. Fast jede Woche veranstaltet das Unternehmen in einem hochklassigen Hotel des Beijinger Central Business Districts (CBD) eine Beratungssitzung über Immobilienkäufe im Ausland. Ein Journalist der International Finance News hat mehrmals an solchen Beratungssitzungen teilgenommen. Ihm zufolge tummeln sich dort Chinas Reiche und es gibt dort heiße Disskussionen darüber, wie man sein Geld am besten in Auslandsimmobilien anlegen kann.

“In den letzten sechs Monaten stieg die Zahl der Kunden drastisch, welche über unsere Firma ausländische Immobilien kauften. Es geht um ein Geldvolumen von 1,3 Milliarden Yuan“, sagte Liu Weilun, ein hoher Manager von Colliers International.

Colliers International verkaufte 2010 790 Immobilien an asiatische Kunden, und Chinesen hatten dabei einen Anteil von etwa fünf Prozent. Aber in der ersten Jahreshälfte 2011 schnellte ihr Anteil auf zehn Prozent hoch.

Investitionszielorte. Kanada, Australien und die USA sind die Hauptziele der chinesischen Reichen, insbesondere die Chinatowns in diesen Ländern. Vancouver ist ein wichtiger Siedlungsort für Chinesen in Kanada. Im ersten Quartal 2011 wurden dort 29 Prozent aller neuer Wohnungen an chinesische Kunden verkauft. In London haben die chinesischen Immobilienkäufer in den vergangen zwei Monaten 120 Millionen Pfund ausgegeben.

Die Zeitung Sydney Morning Herald berichtete zuvor, eine chinesische Studentin, die kein Englisch sprechen konnte, habe bei einer Immobilienauktion in der australischen Stadt Melbourne eine Drei-Zimmer-Wohnung für 11,43 Millionen Yuan gekauft. In dem Bericht hieß es auch, dass die zahlreichen chinesischen Käufer die Wohnungspreise in Australien hätten steigen lassen.