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28. 11. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Zu Suns Lieblings-Apps gehört das Angebot des chinesischen Mikroblog-Riesen Sina Weibo. Neben dem Chat-Programm des Instant-Messenger-Anbieters QQ runden ein E-Reader und zahlreiche Spiele die mobile App-Sammlung des Technikliebhabers ab.
Mit seinen App-Vorlieben spiegelt Sun auch das Nutzungsverhalten der Masse der chinesischen Mobilfunknutzer wider. Im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte der auf den chinesischen Markt fokussierte Technologie-Blog TechRice eine Top-10-Liste der unter chinesischen iPhone-Nutzern beliebtesten Apps. QQ landete dabei auch Platz 1, Sina Weibo rangierte an neunter Stelle. Ebenfalls ganz oben auf der Beliebtheitsskala standen Computerspiele wie Plants vs. Zombies, Fruit Ninja, Angry Birds oder Talking Tom Cat. Darüber, ob die Software-Applikationen die Lebensqualität der chinesischen Mobilfunkgemeinde tatsächlich erhöhen, lässt sich sicherlich streiten. Dass sie zumindest den Unterhaltungsfaktor erhöhen, lässt sich kaum leugnen.
Da drängt sich die Frage auf: Welche Apps, die bisher noch niemand entwickelt hat, brauchen die Chinesen? In Afrika haben es vor allem Service orientierte Anwendungen, zum Beispiel aus den Bereichen Banking, Gesundheit und Krisenberichterstattung an die Spitze der Download-Charts und in die internationalen Schlagzeilen geschafft. Auf dem chinesischen Markt haben die Kunden die Wahl zwischen zahllosen mobilen Softwareanwendungen, so dass es im Angesicht der Fülle von Angeboten oft schwer fällt, den Überblick zu behalten.
"Es gibt auch eine Menge Müll", sagt der britische Software-Entwickler Craig McMahon, der in Beijing lebt und arbeitet. "Im App-Store können mittlerweile schon fast eine halbe Million Apps heruntergeladen werden. Da ist es heute schwer, Zeichen zu setzen." McMahons Firma hat sich deshalb auf einen Nischenmarkt spezialisiert: Das Unternehmen bietet Apps für Chinesischlernende an. "Wir haben ein Lernkarten-App und ein Wörterbuch im Angebot", sagt der Brite. Dann stellt er eine ganze Liste weiterer Sprachlern-Applikationen vor: "Wir haben ein Spiel entwickelt, das beim Erlernen der Schriftzeichen hilft, ein Übungsprogramm für die Lautumschrift Pinyin, es gibt einen Chinesisch-Sprachführer und ein Programm zum Zahlenlernen, das arabische Zahlen in chinesische konvertiert und umgekehrt, sie dem Benutzer vorspricht, ihre Aussprache trainiert und auch ein Spiel enthält." Zu neunzig Prozent habe er in den letzten Jahren mit Xcode gearbeitet, der Programmiersprache für das Apple-Betriebsystem, erklärt McMahon.
"Es gibt Unternehmen, die Apps für alles Mögliche entwickeln. Sie glauben, wenn sie hunderte von Anwendungen auf den Markt schmeißen, werden sie schon irgendwie auf ihren Profit kommen", sagt der Software-Entwickler über das momentane App-Angebot in China. "Aber die Leute durchschauen solche Dinge. Ich vertraue da ganz auf den Instinkt und den Geschmack der Kunden für hochwertige Anwendungen."
Auch Sun pflichtet dem Briten bei: "Die Entwickler von Applikationen für das iPhone sollten sich zunächst auf die Feinabstimmung bereits bestehender Produkte konzentrieren. Es gibt noch immer viele chinesische Webseiten, die ihr Potential nicht voll entfalten." Sun erinnert in diesem Zusammenhang an die Probleme, die es lange Zeit beim Ansehen von Internetvideos über Apple-Geräte gab (ein Problem, das mittlerweile gelöst wurde). "Die meisten Internetseiten basieren auf Windows, mit dem Apple-Betriebssystem sind sie oft nur schlecht kompatibel."
Apple vs. Android
Das Hauptproblem für Apple stellt aber wohl die wachsende Konkurrenz durch andere Anbieter dar. Das von Google für mobile Geräte wie Smartphones, Mobiltelefone, Netbooks und Tablets entwickelte Betriebssystem Android, liegt in Sachen Nutzerzahlen in China mit einem Marktanteil von 43 Prozent noch immer deutlich vor Apple, wie Daten von NetEase Tech belegen. Auch Symbian OS von Nokia kann einen Marktanteil von 22 Prozent verbuchen. McMahon zeigt sich trotzdem zuversichtlich, was die Zukunft von Apple auf dem chinesischen Markt betrifft: "Die Zahl der Apps, die für Apple-Geräte entwickelt werden, wird trotz des Wachstums von Android weiter zunehmen", ist sich der Software-Entwickler sicher. "Android wird nicht umhin kommen, sich immer mehr zu verändern, um sich – in einem durchaus positiven Sinne, denn es ist ein gutes System – zum kleinsten gemeinsamen Nenner zu entwickeln", erklärt McMahon. "Aus dem gleichen Grund ist auch Windows heute allgegenwärtig: Microsoft überträgt eben an alle seine Lizenzen, jeder kann Windows-Geräte entwickeln. Mit iOS ist das anders: Nur Apple kann die Geräte herstellen, das Unternehmen behält seine Lizenzen und damit die Kontrolle."
Die Verkaufszahlen scheint diese Exklusivität jedenfalls nicht zu drücken, im Gegenteil: Seit längerem fiebert Chinas Kundschaft dem neuen iPhone 5 entgegen, obwohl auch in China das Ableben des Apple-Visionärs Steve Jobs, der über lange Jahre als kreativer Kopf des Kultkonzerns fungierte, für große Trauer gesorgt hat.
Und sowohl Sun als auch McMahon geben an, bei der Entwicklung von Anwendungen auch weiterhin gerne mit iOS zu arbeiten. In Teilen ist das sicher auch dem "Luxus-Faktor" des Systems zu verdanken. "Apple nimmt seine Rolle als strengen Aufseher sehr ernst. Das Unternehmen ist ziemlich restriktiv, wenn es darum geht, was man machen kann und was nicht", sagt McMahon. "Gleichzeitig kommen die Anwender damit aber in den Genuss unvergleichlicher Qualität auf neuestem Entwicklungsstand. Es ist also ein Zwiespalt, in dem wir uns hier alle befinden."
Quelle: Beijing Rundschau
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