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17. 01. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Blick über den Tellerrand

Schlagwörter: Social-Media-Seiten

Die Internetseite Hupu, die sich selbst als die "vielleicht beste Basketballseite überhaupt" bezeichnet, setzt deshalb schon lange auf Werbeeinnahmen zur Finanzierung ihres Angebots. Auf dem Portal sind zahlreiche Anzeigen bekannter Sportmarken und Sportartikelgeschäfte zu finden. Zhang Wei, bei Hupu verantwortlich für den Produktbereich, sagt, man mache sich in seinem Unternehmen gegenwärtig keine großen Sorgen, was die Finanzierung betreffe. "Wir hoffen lediglich, dass ein echter Bedarf bei den chinesischen Sportfans geweckt wird und wir Produkte anbieten können, die genau diesen Bedarf befriedigen", so Zhang. Vor diesem Hintergrund diskutieren die Betreiber derzeit, online einen Wettbewerb für die beste visuelle Produktpräsentation zu starten.

Das Übersetzungsportal Guoke ist erst seit einem Jahr online und schweigt sich über seine genaue Geschäftssituation aus. Ein Sprecher betont jedoch, dass man bereits Kooperationsanfragen von großen Firmen wie IBM, Procter and Gamble und Volkswagen habe. Hier profitieren die Betreiber vor allem vom guten Ruf eines Ablegers ihrer Seite, den "Wissenschaftseichhörnchen", einer Community, die für ein interessiertes Laienpublikum über spannende Wissenschafts- und Forschungsthemen berichtet.

Ähnlich wie Yeeyan plant auch Guoke ins Buchgeschäft einzusteigen. Bis heute hat das Portal bereits vier populärwissenschaftliche Titel veröffentlicht, deren Inhalte aus Artikeln von Guoke und den Wissenschaftseichhörnchen zusammengetragen wurden.

Neben der Honorarfrage kämpfen die Anbieter noch mit einem weiteren zentralen Problem: dem Urheberrecht. Bei Hupu halte man sich zur Vermeidung von Copyright-Konflikten genau an die Vorgaben der Ursprungsseite, erklärt Zhang: "Wir machen bei unseren Artikeln immer die Quelle kenntlich. Wenn auf der Ursprungsseite entsprechende Kontaktdaten verfügbar sind, setzen wir uns mit den Verantwortlichen in Verbindung und holen eine Genehmigung ein", so Zhang.

Yeeyan hat für einige Projekte klare Copyright-Vereinbarungen getroffen. Für alle übrigen Artikel setzt das Portal auf eine andere Art der rechtlichen Absicherung: Am Ende jedes Artikels verweist das Portal auf den jeweiligen Übersetzer. Wer einen Artikel online stellen möchte, muss vor der Veröffentlichung eine Copyright-Option wählen. Außerdem, so Zhao, sei man in der Vergangenheit mit einigen der führenden ausländischen Medien in Kontakt getreten, und habe informelle Absprachen getroffen.

Trotz alledem kommt es manchmal noch zu Unstimmigkeiten. Im Oktober 2010 beispielsweise beschwerte sich die Chefredakteurin der chinesischen Onlineausgabe des "Wall Street Journal", Yuan Li, auf dem offiziellen Blog von Yeeyan über die Veröffentlichung eines Artikels, den sie für das Magazin auf Englisch verfasst hatte, und der auf dem Übersetzungsportal erschienen war. Der Artikel sei ohne entsprechende Genehmigung übersetzt und veröffentlicht worden, so Yuan. "Das geht eindeutig zu weit", schrieb die Journalistin.

Yeeyan entschuldigte sich daraufhin öffentlich für den Vorfall und wies den Übersetzer an, den Artikel von der Seite zu nehmen. Man bewege sich mit dem Übersetzungsportal auf einem nie zuvor beschrittenen Weg, erklärten die Verantwortlichen in einem Statement. Für die Zukunft gelte es, das Copyright-Problem zu lösen und man hoffe, mit noch mehr Medien zu kooperieren. Yuan aber zeigte sich wenig beeindruckt: Zukünftig dürfe das Portal keine Artikel aus dem "Wall Street Journal" mehr veröffentlichen, ließ sie verlauten.

Doppeltes Potential

Das Angebot der Übersetzungsportals verspricht nicht nur großes wirtschaftliches Potential, es stellt der Gesellschaft auch einen ideellen Wert bereit. Seiten wie Yeeyan sind zu einer Plattform für schöpferischen Austausch geworden und geben der chinesischen Internetgemeinde die Chance, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Zhang Wei von Hupu macht das am Beispiel des chinesischen NBA-Stars Yao Ming deutlich. "Der Yao Ming, den die Chinesen aus der Berichterstattung chinesischer Medien kennen, ist vor allem brillant und intelligent. Die amerikanischen Medien zeichnen dagegen ein ganz anderes Bild. Wir hoffen, den chinesischen Lesern mit unserem Angebot einige Stimmen zu vermitteln, die noch dichter an der NBA sind."

Bei Guoke sind Redakteure aus mehr als zwanzig unterschiedlichen Fachrichtungen am Werk, die entsprechend ihrem Hintergrund unterschiedliche Inhalte auswählen und so ein authentisches und umfassendes Bild aktueller Forschungsentwicklungen aus aller Welt zeichnen.

Trotzdem stößt auch die Berichterstattung der Übersetzungsportale an ihre Grenzen. Anders als Hupu und Guoke, die mit Sport- und Wissenschaftsthemen aus Bereichen berichten, die als wenig kontrovers gelten, stehen Seiten wie Yeeyan unter gewissem Druck. Ende 2009 musste Yeeyan.org für einen Monat vom Netz gehen, da die Seite keine Genehmigung des Propagandaministeriums zur Veröffentlichung ausländischer Artikel besaß. "Ein klares technisches Foul", sagt Zhao.

Heute halten Redakteure und Anhänger der Seite gewisse Grenzen bei der Berichterstattung ein. "Eine Art Selbstkontrolle innerhalb der Community", sagt Zhao. Zwar gelte bei Yeeyan, dass in die Inhalte, die von den Nutzern online gestellt werden, nicht eingegriffen werde, aber es gebe Ausnahmefälle. "In der Regel veröffentlichen wir bei Yeeyan keine radikalen Inhalte", sagt Zhao. "Auf die große Mehrheit unserer Übersetzer können wir uns hier absolut verlassen."

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Quelle: Beijing Rundschau

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