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19. 06. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Aufbruch in fremde Länder

Schlagwörter: Chinesen Reise Touristen

Chinesische Touristen fliegen los, setzen die Segel und machen sich auf den Weg.

Hallo Katze: Nachdem Japan seit Juli 2009 Touristenvisa an Chinesen ausgibt, die über einen Jahresverdienst von mindestens 250 000 Yuan (31.330 Euro) verfügen, ist die Zahl der chinesischen Touristen sprunghaft angestiegen.

Wang Yuanwang schwelgt gerne in ihren Erinnerungen an einen zehntägigen Kajak-Trip, den sie 2004 mit einigen Mitstudenten unternommen hat, als sie in Russland studierte.

"Wir fischten, sammelten Pilze und pflückten Beeren, alles wanderte in den Kochtopf. Während des Ruderns genossen wir die grossartige Aussicht auf die nordeuropäische Landschaft", erzählt Wang, die heute als Stewardess bei Hong Kong Airlines arbeitet. "Nachts kampierten wir jeweils auf einer der vielen Tausend Inseln in dem Gebiet, machten ein Lagerfeuer und beobachteten, wie Meteorströme über den Himmel zogen. Diese zehn Tage waren wie in einem Märchen."

Man kann wohl sagen, dass Wang vom Reisefieber gepackt ist. Seit 1997 hat sie zwölf Länder bereist, darunter die Vereinigten Staaten, Nordkorea, Singapur, Japan und England. Sie ist nur ein kleiner Tropfen im Strom der chinesischen Touristen, die 70,25 Millionen Reisen ins Ausland allein im Jahr 2011 unternommen haben. Gemäss dem jährlichen Bericht über die Entwicklung des chinesischen Auslandstourismus 2012 entspricht das einer Steigerung von 22,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Chinas Auslandstourismus nimmt stetig zu", erklärt Shao Qiwei, Direktor des Staatlichen Amtes für Tourismus.

Das laufende Jahr verheißt noch bessere Aussichten für den chinesischen Auslandstourismus, denn für 2012 wurde es das chinesisch-russische Tourismus-Jahr ausgerufen. Zudem werden dieses Jahr vierzig Jahre Normalisierung der Beziehungen zwischen China und Japan sowie zwanzig Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Südkorea gefeiert. China wird voraussichtlich bis 2015 weltweit die viertgrösste Quelle für Auslandstouristen darstellen.

Als China 2001 der WTO beitrat, lag die Anzahl der Auslandstouristen bei gerade mal bei 12,13 Millionen, und nur 17 Länder und Regionen gewährten chinesischen Staatsangehörigen Touristenvisa. Mit einem Anstieg auf 70,25 Millionen Auslandstouristen und mit heute 140 Ländern und Regionen, die chinesischen Staatsangehörigen Touristenvisa gewähren, ist das Land 2011 zur grössten Quelle für Auslandstourismus in Asien geworden und der sich am schnellsten entwickelnde Auslandsreisemarkt.

Gemäß dem städtischen Tourismusbüro in Shanghai sind dieses Jahr beim Reiseansturm über das Frühlingsfest vom 15. bis 28. Januar mindestens 64 344 Menschen ins Ausland gereist. Das sind 11,59 Prozent mehr als im Vorjahr.

Während traditionelle Reiseziele wie Japan, Südkorea, Hongkong, Macao, Taiwan, Singapur, Malaysia, Thailand und europäische Länder dieses Jahr populär blieben, ziehen auch neue Destinationen wie Sri Lanka, Hawaii, Neuseeland und die Malediven chinesische Touristen an.

Tourismus folgt Wohlstand

Völlig losgelöst: Chinesische Touristen im Zustand der Schwerelosigkeit in einem russischen Raumfahrtzentrum.

Verschiedene Faktoren haben zum Reiseboom beigetragen: Chinas wachsende Wirtschaft, die Erleichterung von Antragsverfahren für Visa, neue Konzepte des Reisens, zunehmende Unterstützung des Auslandstourismus von Seiten der chinesischen Regierung sowie die Aufwertung der chinesischen Währung.

Vor allem aber entscheiden sich mehr Chinesen dazu, in ihrer Freizeit ins Ausland zu reisen, weil sie mehr Geld haben.

"Wenn das Pro-Kopf-BIP eines Landes ein Niveau zwischen 3 000 und 5 000 US-Dollar (2 400 bis 4000 Euro) erreicht, macht die Entwicklung der Ausgaben für Freizeitaktivitäten einen grossen Sprung", erklärt Mao Peiqi, Professor an der Renmin-Universität in Beijing. "Das Pro-Kopf-BIP hat in China 4 000 US-Dollar (3 220 Euro) überschritten, wodurch das Reisen zu einem wichtigeren Bestandteil des Alltagslebens der Menschen geworden ist. Mit mehr Geld und 115 freien Tagen im Jahr reisen natürlich mehr Chinesen ins Ausland, um die Welt zu sehen."

"Die Zahlen der chinesischen Touristen, welche in die Vereinigten Staaten reisen, sind 2011 in die Höhe geschnellt", sagt Zou Xiang, als Reiseführer bei Beijing UTour International Travel Service Co. Ltd. für US-Reisen zuständig. "Verglichen mit früheren Jahren, als die meisten Reisenden in die Vereinigten Staaten entweder reiche Geschäftsleute oder hochrangige Regierungsbeamte waren, sind jetzt immer mehr Normalbürger unterwegs."

Früher kostete eine zweiwöchige Tour durch die Vereinigten Staaten 30 000 bis 40 000 Yuan

(3 790 bis 5 055 Euro). Der Preis hat sich mittlerweile auf 20 000 Yuan (2 528 Euro) reduziert. Das ist wesentlich günstiger. Es gehen jetzt auch mehr ältere Leute in die Vereinigten Staaten zum Sightseeing. Die Reise bezahlen sie von ihren Ersparnissen, zum Teil übernehmen auch ihre Kinder die Kosten.

Die Vereinigten Staaten sind im Moment das viertbeliebteste Reiseziel für Touristen von Chinas Festland. Dies dank dem Abkommen über "Zugelassene Reiseziele", welches 2007 zwischen den beiden Ländern geschlossen wurde. Im Rahmen dieses Abkommens können Festland-Touristen nach dem Durchlaufen eines touristenfreundlichen Visaverfahrens die Vereinigten Staaten besuchen.

Die Vorstellung, dass Reisen ein unverzichtbarer Teil des Lebens ist, setzt sich unter Chinesen immer mehr durch.

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Quelle: Beijing Rundschau

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