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13. 08. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

China erstickt im Elektroschrott

Schlagwörter: China Computer Handy Elektroschrott

"Die Errichtung von standardisierten Entsorgungsanlagen für Elektroschrott ist entscheidend für Chinas Anstrengungen im Umweltschutz. Die Regierung wird diese Industrie mit strategischen Maßnahmen und finanzieller Unterstützung fördern", sagt Tang Aijun, stellvertretender Generalsekretär des chinesischen Recycling-Verbandes „China Resource Recycling Association".

Ein riesiger Markt

Nach Daten des Handelsministeriums besaßen die Chinesen gegen Ende des vergangenen Jahres 520 Millionen Fernsehgeräte, 300 Millionen Kühlschränke, 320 Millionen Waschmaschinen, 330 Millionen Klimaanlagen und 300 Millionen Computer. Jedes Jahr werfen Verbraucher Geräte aus diesen fünf Kategorien im zweistelligen Millionenbereich auf den Müll, hinzu kommt eine große Menge an Kopierern und Kleingeräten wie Handys und Digitalkameras.

Mit einer jährlichen Produktion von 2,3 Millionen Tonnen ist China gegenwärtig nach den USA der weltweit zweitgrößte Erzeuger von Elektroschrott.

In den letzen Jahren hat die Regierungspolitik die Menschen ermutigt, neue Haushaltsgeräte auf Rabatt zu kaufen, um die heimische Wirtschaft angesichts der globalen Finanzkrise zu beleben. Ergebnis: Eine deutliche Zunahme des Elektromülls, mit dessen Handling die existierenden Entsorgungsanlagen große Probleme haben.

Zudem wird ausländischer Elektroschrott ins Land geschmuggelt, sagt Hu Tao, leitender Forschungsrat am Umweltministerium und Direktor des wissenschaftlichen Gremiums im Forschungszentrum für Umwelt- und Wirtschaftsstrategien (Policy Research Center for Environment and Economy).

„Rund 70 Prozent des weltweiten Elektroschrotts werden nach China gebracht", sagt Hu. „Es gibt acht ausländische Sammel- und Verteilungsstellen für Elektroschrott im Land. Guiyu in Shantou in der Provinz Guangdong, Longtang in Qingyuan und Dali in Foshan verarbeiten derzeit mehr als 50 Prozent des Elektroschrotts, der aus dem Ausland nach China gelangt", so Hu.

Abgesehen von der Rechtmäßigkeit erfüllen diese privaten Anlagen die internationalen Standards für eine zirkuläre Ökonomie nicht, sagt Hou Yuxuan, Forschungsstipendiat der CIConsulting.

Entsorgungsprobleme

Die zentralisierte Verarbeitung des Elektroschrotts stand lange auf der Regierungsagenda.

Anfang 2008 formulierten elf Ministerien in der Provinz Shandong gemeinsam eine Anordnung, die von allen Ministerien und staatlichen Unternehmen verlangt, ausrangierte Elektronikteile für die zentrale Verarbeitung und Entsorgung abzugeben.

Peking und Shanghai haben ebenso Kampagnen ins Leben gerufen, um Ministerien mit Subventionsangeboten zu ermutigen, nach Wegen der zentralisieren Elektromüllverarbeitung zu suchen.

Im Januar 2011 erließ die Zentralregierung eine Anordnung für die Elektromüllverarbeitung, die die Hersteller von Elektrogeräten ermutigte, Elektroschrott entweder selbst zu sammeln oder Subunternehmen damit zu beauftragen.

Wegen der hohen Kosten, die bei der Sammlung und Verarbeitung von Elektroschrott entstehen, fehlen vielen Unternehmen jedoch die finanziellen Mittel, diese Anordnung umzusetzen. Wer im Internet schnell mal nach „Elektromüllsammelstellen" sucht, wird als Ergebnis Einzel- und Privatbetriebe erhalten, die sich als offizielle Elektroschrott-Recycler ausgeben.

Hersteller in der Verantwortung

Bei der Gestaltung seiner eigenen Entsorgungsanlagen sollte China einen Blick nach Übersee werfen und die Erfolgsgeschichten anderer Länder heranziehen, sagt Dai Xingyi, Direktor des Zentrums für städtisches Umweltmanagement an der Fudan-Universität in Shanghai.

Westliche Länder sind federführend in der Öko-Bewegung, wenn es um die besten Praktiken im Sinne einer zirkulären Ökonomie geht. Abgesehen von den staatlich organisierten Recyclingkanälen für Elektroschrott bieten viele Hersteller von Elektrogeräten und Händler eigene Entsorgungsmöglichkeiten.

Beim Internationalen Nachhaltigkeitsforum für Verbraucherelektronik, das 2012 in Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong stattfand, erklärte Walter Alcorn, Vizepräsident der Vereinigung für Umweltangelegenheiten und industrielle Nachhaltigkeit von Verbraucherelektronik, am 6. Juli, dass Gesetze und Regulierungen zum Thema Elektroschrott sich in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschieden. Insgesamt 25 Bundesstaaten haben entsprechende Gesetze erlassen, von denen 24 die Hersteller für die Entsorgung des Mülls verantwortlich machen. Nur Kalifornien bittet seine Bürger dafür zur Kasse.

Europa war unter den ersten Regionen, die die Wichtigkeit des Recycling von Elektroschrott erkannt haben. Am 27. Januar 2003 trat eine entsprechende Regelung, die Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE), in Kraft. In ihr ist die Entsorgung von Altgeräten aus zehn Produktkategorien mit mehr als 100 Gerätetypen erfasst.

Seit 2004 hat Südkorea nach Angaben des koreanischen Elektronikverbands (Korea Electronics Association) damit begonnen, jedes Jahr durchschnittlich 120 000 Tonnen Elektroschrott zu recyceln. Bis 2010 beteiligten sich insgesamt 112 Firmen an diesem System.

Mit der Einführung der neuen Anordnung zur Erhebung einer Abgabe für Elektronikmüll nähert sich China dem Prinzip der Herstellerverantwortung an, sagt Dai. Aber der größte Widerstand gegen dieses Modell kommt jetzt von Produzenten und Herstellern, so Dai. Die Regierung sollte die Hersteller in Sachen Sammlung und Entsorgung einer bestimmten Müllmenge, die abhängig von ihrem jeweiligen Produktionsvolumen ist, in die Pflicht nehmen. Wer umweltbelastende Elektronik herstellt, aber die Sammlung und Entsorgung seiner Produkte verweigert, sollte mit einer Umweltschutzabgabe zur Kasse gebeten werden.

Guangzhou ist vielleicht schon mitten drin in der Umsetzung von Dais Empfehlung. Im Juli hat der ständige Ausschuss der PKKCV von Guangzhou der Stadtregierung den Vorschlag unterbreitet, das Modell der Herstellerverantwortung zu übernehmen. Nach dessen Umsetzung könnte die Stadt dem ganzen Land ein Beispiel für die sichere Entsorgung von Elektroschrott sein.

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Quelle: Beijing Rundschau

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