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13. 08. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
An der Lokalisierung führe kein Weg vorbei. Und die Regeln der Regierung würden den Prozess lediglich beschleunigen, meint Deloitte Partner James Chen.
Ungleichgewichte
Die von den meisten großen chinesischen Staatsunternehmen praktizierte Vorgehensweise, internationale Wirtschaftsprüfungsfirmen zu beauftragen und ihnen dazu ihre Eckdaten preiszugeben, stellt in den Augen der Regierung eine Bedrohung für die Datensicherheit in Chinas Wirtschaft dar. Die chinesische Regierung wird sich der angeblich prekären Sicherheitslage immer stärker bewusst. Daher sei die Lokalisierung der Big Four ein notwendiger Schritt, so Cai Jian, Geschäftsführer des Jiangsu Gongxin Wirtschaftsprüfungsunternehmens. Er fügt hinzu: "Dass zentrale wirtschaftliche Informationen und Unternehmensdaten in den Händen globaler Firmen sind, macht China beim Wettbewerb im Handel und in Fragen der nationalen Sicherheit verwundbar."
Die Überführung von Joint Ventures in spezielle offene Handelsgesellschaften ändert auch die Haftungsbestimmungen bei Fehlberatungen. Ma zufolge müssten gegenwärtig die lokalen Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen, als sie eigentlich auf sich laden könnten, da die meisten ausländischen Partner in Joint Ventures keine chinesischen CPA Zertifikate haben.
"Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen Verantwortung und Macht. Ausländische Partner sind die tatsächlichen Leiter und Manager der Big Four in China, aber sie übernehmen nicht das Maß an Verantwortung, dass damit einhergeht", meint Ma.
Die neuen Regeln schreiben vor, dass die Partner von Wirtschaftsprüfungsfirmen für Verluste, die unter ihrer Aufsicht gemacht wurden, zur Verantwortung gezogen
werden.
"Das ist ein großer Schritt. Die Haftung von Joint Ventures ist beschränkt", ergänzt Ma.
Als Reaktion auf die Richtlinien des Finanzministeriums sind die Big Four damit beschäftigt, ihre Tätigkeiten zu restrukturieren. Erfahrene chinesische Partner zu finden, sei laut Gillis eine Herausforderung.
Man spricht von Fair Play
Durch die neuen Regeln müssten die Big Four die Anforderung erfüllen, dass bis zum Ende des Jahres maximal 40 Prozent ihrer Partner ihr Wirtschaftsprüfungszertifikat außerhalb Chinas erworben haben dürfen. Bis 2017 sollen es nur noch 20 Prozent sein und an der Spitze von jeder der vier Gesellschaften in China muss ein chinesischer Staatsbürger stehen.
"Das heißt, wir müssen die Anzahl unserer chinesischen Partner im Laufe der nächsten fünf Jahre verdoppeln. Und das ist eine mühselige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass für die Förderung von Partnern langfristige Erfahrung und Begutachtung nötig sind", stellt David Wu fest.
Während die Big Four sich Marktanteile in China sichern, sind chinesische Firmen mit der Aufholjagd beschäftigt. Die Lokalisierung ist in vollem Gange, weshalb letztere nun in einen faireren Wettbewerb eintreten.
"Inzwischen können heimische Firmen mit den Big-Four im selben rechtlichen Rahmenwerk und derselben Marktumgebung konkurrieren", so Liang Chun, Partner von Da Hua Certified Public Accountants.
Die Big-Four-Prüfungsgesellschaften waren aufgrund ihrer betriebsinternen Expertise einst die erste Wahl chinesischer Unternehmen, die beabsichtigten, Kapital an ausländischen Märkten aufzubringen.
Und sie dominieren die Big-Four die Wirtschaftsprüfungs-Industrie. Mit 25 Zweigstellen sicherten sie sich den Löwenanteil an der Wirtschaftsprüfungsarbeit für Chinas Staatsunternehmen, als diese an der Börse notiert wurden.
Neben ihren Beratungstätigkeiten erwirtschafteten die Big-Four mehr als 9,5 Milliarden RMB (1,2 Milliarden Euro) an Einnahmen aus Wirtschaftsprüfungstätigkeiten.
Obschon die Big Four von Chinas Aufstieg als Wirtschaftsmacht profitieren konnten, zeichnen sich nun Änderungen ab. Heimische Unternehmen sind dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Laut dem Chinesischen Institut für amtlich zugelassene Wirtschaftsprüfer (CICPA) ist der Marktanteil der vier Unternehmen von 33,5 Prozent im Jahr 2008 auf 25,7 Prozent im Jahr 2011 gefallen.
Gemäß dem vom CICPA Ende Juni erstellten Ranking der 100 führenden Wirtschaftsprüfungsfirmen Chinas, wuchsen die Gewinne der Top 10 der chinesischen Unternehmen 2011 um 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gewinne der Big Four in China stiegen hingegen nur um 6 Prozent.
Liang von Da Hua meint, zwischen der Wettbewerbsfähigkeit, dem Umfang und der Zahl professioneller Wirtschaftsprüfer von lokalen Unternehmen und den Big Four bestehe nur ein kleiner Unterschied: "Ein gründlicheres Verständnis des lokalen Marktes und der Geschäftspraktiken macht die lokalen Unternehmen fit für den Wettbewerb mit den Big-Four."
"Das einzige, worin chinesische Wirtschaftsprüfungsfirmen nicht mithalten können, ist das Markenimage", so Zhang Lianqi, Seniorpartner von RSM China, der ersten ausländischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die einen jährlichen Gewinn von über 1 Milliarde RMB (127 Millionen Euro) erzielte.
Der Markenname spielt immer noch eine große Rolle bei internationalen Geschäften. Aber chinesische Firmen versuchen nun, ihre Marken bekannt zu machen, indem sie ihre Geschäfte global expandieren.
Durch die Vorgabe für die Global Player der Branche, mehr chinesische Partner anzuwerben und die Lokalisierung umzusetzen, hoffen die Aufsichtsbehörden, die Abhängigkeit von ausländischen Wirtschaftsprüfern durch Förderung von zehn heimischen Wirtschaftsprüfungsfirmen zu verringern
Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 zehn große und 200 mittlere heimische Wirtschaftsprüfungsfirmen zu haben.
"Eine große Wirtschaft und ein funktionierender Markt verleiht dem Wirtschaftsprüfer eine zentrale Rolle; diese Lehre ziehen wir aus den Erfahrungen der Marktwirtschaften rund um den Globus", sagt Chen Yugui, Vizepräsident des CICPA.
Prognosen des CICPA zufolge werden die Einnahmen 2017 die 100 Milliarden RMB Marke (12,67 Milliarden Euro) erreichen. Von 2011 bis 2015 wird die jährliche Wachstumsrate des Sektors bei mehr als 15 Prozent liegen.
Im Juni 2011 hat das Finanzministerium eine Mitteilung herausgegeben, die an ausländischen Börsen notierte chinesische Unternehmen und Schlüsselunternehmen in Eckpfeilerindustrien dringend dazu anhielt, aus Sicherheitsgründen heimischen Wirtschaftsprüfungsunternehmen den Vorzug zu geben. "Heimische Firmen im fairen Wettbewerb zu fördern, ist im Einklang mit der internationalen Praxis", meint Liang und redet so dem Protektionismus das Wort.
Am 8. Juni 2012 rief eine Stellungnahme des CICPA heimische Wirtschaftsprüfungsfirmen dazu auf, "größer und stärker zu werden", und zwar durch Fusionen, die Akquise größerer Kunden und Auslandsgeschäfte.
Die Rückzahlungen von Mitgliedsbeiträgen und Fördermitteln von bis zu einer Million RMB (126 732 Euro) werden all jenen in Aussicht gestellt, die bestimmte Ziele, wie etwa jährliche Einnahmen von einer Milliarde RMB (127 Millionen Euro) oder ein Platz unter den Top 15 im jährlichen CICPA Ranking erreichten.
"Wir haben vor, alljährlich Fördermittel in der Größenordnung von 20 Millionen RMB (2, 53 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen."
Vier große Meilensteine
1978 eröffnet PwC als erstes Unternehmen der Big-Four-Prüfungsgesellschaften sein Büro in Beijing.
1981 errichtet Arthur Young eine Vertretung in Beijing.
1992 wurde den Big-Four vom Finanzministerium das Recht zugestanden, in China Wirtschaftsprüfungen durchzuführen und Joint Ventures zu gründen.
1993 wurden neun chinesische Unternehmen an der Hongkonger Böse notiert, darunter Tsingtao Brewery Co., Ltd. und die Shanghai Jahwa United Co. Ltd. Die Big Four waren für die Prüfung der neun Unternehmen zuständig.
2002 brach Arthur Andersen auseinander, dessen Joint Venture in China von PwC Great China übernommen wurde.
2009 durften die Top 10 der lokalen Prüfungsgesellschaften in China ansässigen multinationalen Unternehmen dienen.
2009 gab das Finanzministerium Vorschläge zur Beschleunigung der Entwicklung der CPA Industrie in China heraus, die einen Entwurf der Zukunft von Chinas Wirtschaftsprüfungssektor skizzierten.
2010 veröffentlichte das Finanzministerium eine Liste von zwölf Wirtschaftsprüfungsfirmen vom chinesischen Festland, die berechtigt sind, H-Share Unternehmen zu prüfen.
2012 kündigte das Finanzministerium ein Lokalisierungsprogramm an und forderte die Big Four dazu auf, die Dominanz nicht-chinesischer Partner zu verringern. (Quelle: Caijing Magazine)
Quelle: Beijing Rundschau
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