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22. 07. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Die chinesische Zentralbank (PBOC) hat am vergangenen Freitag – deutlich früher als erwartet – eine Liberalisierung der Zinsen im Interbankenmarkt verkündet. Die festgeschriebene Zinsuntergrenze bei der Darlehensvergabe wurde anulliert, was unter den Banken zu einer stärkeren Konkurrenz und somit besseren Konditionen für Kreditkunden führen wird.
Mit der Freigabe der Zinssätze setzt China ein starkes Zeichen – es zeigt, dass es sich auf tiefgreifende ökonomische Reformen eingestellt hat und von dieser politischen Vorgabe auch nicht abweichen wird.
"Wir sind der Meinung, dass der chinesische Markt sowohl von den makro- als auch mikroökonomischen Konditionen her für weitere Reformen bereit ist", sagte ein Offizieller der PBOC, der anonym bleiben wollte, gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua.
Chinesische Kreditgeber hatten in den vergangenen Wochen mit einem schweren Liquiditätsengpass zu kämpfen – der Zinssatz im Interbankenmarkt (Shanghai Interbank Offered Rate) war am 20. Juni quasi über Nacht auf einen historischen Höchstwert von 13,44 Prozent hochgeschossen. Dies signalisiert einen Vertrauensmangel der Banken untereinander und führte im genannten Fall zu einer veritablen Kreditklemme auf dem chinesischen Markt.
Nichtsdestotrotz gab der Staatsrat am 5. Juli bekannt, dass man "bei den marktbasierten Reformen stetige Fortschritte [mache] und der Markt in Zukunft eine größere Rolle bei der Allokation des Kapitals spielen" werde.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich derweil im ersten Halbjahr auf 7,6 Prozent verlangsamt. Es war das schwächste Ergebnis seit über drei Jahren. Gleichzeitig wuchs die Geldmenge M2 (umfasst das in Umlauf befindliche Geld, Tagesgelder sowie kurz- und mittelfristige Einlagen) im Jahresvergleich um 14 Prozent auf jetzt 105,5 Billionen Yuan (ca. 13 Billionen Euro).
Inmitten dieser anhaltenden Abkühlung der chinesischen Wirtschaft und den wachsenden Risiken im Finanzmarkt sei der neue Schritt der PBOC als Bekenntnis der Regierung zur Sicherung eines nachhaltigen Wachstums und der Restrukturierung der Wirtschaft zu sehen, so Yin Jianfang, ein Forscher an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Auch Lian Ping, Chefökonom der chinesischen "Bank of Communications", ist von den Maßnahmen der PBOC überzeugt: "Große und mittlere Unternehmen werden jetzt leichter an günstige Kredite kommen – dies wird auf die gesamte Volkswirtschaft einen stabilisierenden Effekt haben."
Die genannten Ökonomen zeigten sich zudem optimistisch, dass auch kleinere chinesische Unternehmen nun als Kreditkunden für die Banken wieder attraktiver würden.
Auswirkungen der globalen Krise auf die chinesische Wirtschaft
Im Zuge der neuen Wirtschaftsreformen wird immer deutlicher, dass das bisherige – sehr stark auf den Export fokussierte – chinesische Wirtschaftsmodell in Zukunft kaum hätte aufrecht erhalten werden können.
Dies zeigt sich auch an den überraschend deutlichen Rückgängen, die in den letzten Monaten im chinesischen Außenhandel zu verzeichnen waren: Die Exporte gingen im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf 132,7 Milliarden Euro zurück, und auch die Importe schrumpften um immerhin 0,7 Prozent.
"Europa kämpft immer noch gegen eine kräftige Rezession an, und die mengenmäßigen Lockerungen, die weltweit implementiert wurden, tun ihr Übriges, um die Situation zu destabilisieren", sagte Zhang Jian von der Asian Development Bank.
Derweil tun sowohl der Chef der US Federal Reserve, Ben Bernanke, als auch die Staatschefs der G20 alles in ihrer Macht stehende, um die internationalen Investoren zu beruhigen.
Kritische Phase
Für China leitet die neue Zinspolitik der PBOC die vielleicht kritischste Phase der Wirtschaftsreformen ein. An eine Erhöhung der Zinsobergrenze auf mittel- und längerfristige Einlagen wagt sich die Zentralbank bisher allerdings nicht: "Die Erfahrungen anderer Länder zeigen uns, dass dies der empfindlichste und risikoreichste Part bei der Reform der Marktzinssätze ist", sagte ein Offizieller der PBOC.
Die Entfernung der Zinsobergrenze auf Kleinkundeneinlagen hatte in den USA der 70er und 80er Jahre zu einer ganzen Reihe von Bankenpleiten geführt.
In China hat die Reform der Zinspolitik 1996 begonnen. Die chinesisch Zentralbank hatte sich seitdem mehrmals in aller Öffentlichkeit zu einer "stetigen und geregelten" Reformpolitik bekannt.
Quelle: german.china.org.cn
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