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05. 08. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Nach mehreren Milchpulverskandalen ist das Vertrauen in heimische Marken verschwunden.
Zhou Chunyan, eine 27-jährige Mutter aus Shanghai, verbringt den Großteil ihrer Zeit damit, sich um ihren kleinen Sohn zu kümmern. "Er ist mein ein und alles. Jeden Tag koche ich sein Geschirr ab, wähle seine Kleidung aus, bereite seinen Brei im Entsafter zu und wähle natürlich das Milchpulver für ihn aus", erzählt Zhou.
Wegen der vielen Milchpulverskandale in China – so wie der jüngste Fall eines Unternehmens, das Herstellungsdaten auf Verpackungen fälschte, und der Melamin-Skandal aus dem Jahr 2008, bei dem 300.000 Babys erkrankten und sechs starben – würde sie ihren Sohn niemals mit heimischen Milchprodukten füttern.
"Für meinen Sohn nehme ich die Produkte von Friso. Es ist eine ziemliche Luxusmarke in der Säuglingsnahrung", sagt Zhou. Friso ist ein niederländischer Molkereikonzern. "Die Babynahrung kostet mich jeden Monat mehr als 3000 Yuan", ein großer Anteil des monatlichen Haushaltseinkommens von 20.000 Yuan.
Mütter mit Freunden oder Verwandten im Ausland haben andere Möglichkeiten.
"Ich habe immer meine Freunde gebeten, mir Milchpulver aus dem Ausland zu schicken. Selbst mit Zustell- und Zollgebühren ist das immer noch viel billiger, als wenn ich die gleichen Produkte hier im Supermarkt kaufe", sagt Tang Jiajia, Mutter eines zweijährigen Sohnes. Als studierte Agrarwissenschaftlerin sind ihr sichere Lebensmittel besonders wichtig.
Anfang Juli bestätigte die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform eine Untersuchung wegen Preisabsprachen gegen mehrere in- und ausländische Milchpulver-Hersteller.
Mead Johnson, Marktführer für Säuglingsnahrung im Jahr 2012, verkündete kurz nach dieser Meldung Preissenkungen von 7 bis 15 Prozent. Dumex, ein französischer Milchproduzent, der zu Danone gehört, versprach ebenfalls Preissenkungen bei seinen drei wichtigsten Produkten. Beingmate, ein Molkereikonzern aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang und Nummer eins unter den heimischen Herstellern, verkündete nach dem Beginn der Ermittlungen ebenfalls Preisnachlässe. Bis jetzt wird gegen neun Milchpulver-Hersteller wegen möglicher Preisabsprachen ermittelt.
Der Aufstieg ausländischer Marken
Nach Zollangaben importierte China in der ersten Jahreshälfte 445.000 Tonnen Milchpulver, 24,8 Prozent mehr als im Vorjahr und ein krasser Gegensatz zum Jahr 2008, als nur 120.000 Tonnen eingeführt wurden. Setzt sich diese Entwicklung fort, würde die 1-Millionen-Tonnen–Grenze noch in diesem Jahr überschritten, geschmuggelte, und im Ausland erworbene Produkte nicht miteingerechnet.
"Jeden Monat gebe ich 700 Yuan für Milchpulver aus. Würde ich chinesische Produkte kaufen, wäre das billiger. Aber was zählt, ist Qualität. Die meisten chinesischen Mütter vertrauen den heimischen Marken nicht mehr", klagt Tang.
Im Jahr 2000 befand sich Chinas Milchwirtschaft im Aufschwung. 2005 war China sogar der drittgrößte Milchproduzent der Welt, eine erstaunliche Wende für ein Land, das einst an Milchmangel litt. Doch der berüchtigte Skandal aus dem Jahr 2008 ruinierte die Branche.
Vorher hatten chinesische Milchprodukte einen Marktanteil von 60 Prozent, 40 Prozent gingen an ausländische Hersteller. In den Folgejahren eroberten ausländische Marken wie Mead Johnson, Dumex, Abbott Laboratories und Wyeth schnell 70 Prozent des Marktes in First- und Second-Tiers-Städten.
Quelle: Beijing Rundschau
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