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| 14. 11. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Scheidungen in China landesweit um rund sieben Prozent gestiegen. Besonders viele Ehen scheitern in den stärker entwickelten Städten wie Beijing und Shanghai. Hier liegt die Rate bereits über 30 Prozent. Experten machen unter anderem einen ausgeprägten Egoismus in den Beziehungen für die hohe Scheidungsquote verantwortlich.

Der Rechtsprofessor Ma Yinan von der Peking-Universität vermutet, dass sich die Transformation Chinas in eine Marktwirtschaft auch auf die Lebensstile und die Werte der Menschen ausgewirkt habe – darunter auch auf ihre Ansichten über die Ehe. Da die materiellen Bedürfnisse zunehmend befriedigt werden können, sind viele Paare nicht mehr mit einer Ehe zufrieden, welche nur dazu dient, den Stammbaum weiterzuführen. Insbesondere für Frauen bedeutet die ökonomische Unabhängigkeit auch eine stärkere emotionale Freiheit. Dies würde es ihnen erleichtern, unbefriedigende Zusammenschlüsse aufzulösen. Oder um es mit Wangs Worten zu sagen: "Es gibt ein neues Mantra: Ich bin unabhängig. Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert. Ich will nur Liebe."
Berichte der Nachrichtenagentur Xinhua deuten ebenfalls darauf hin, dass immer mehr Scheidungsbegehren von Frauen ausgehen. Selbst in abgelegenen Regionen wie Xinjiang ist es in mehr als der Hälfte der Fälle die Frau, welche die Annullierung der Ehe anstrebt. Doch auch ein anderer Faktor unterstützt die unglücklichen Gattinnen: Die Gesellschaft toleriert heute Scheidungen in einem viel höheren Maß als noch vor Jahren. Die öffentliche Wahrnehmung verschob sich von einem "schamvoll" zu einem "private Angelegenheit", wie der Psychologe und Eheberater Qu Yang sagt, der in einem Beijinger Krankenhaus arbeitet. Früher hätte die Gesellschaft viele Frauen dazu gezwungen, in unglücklichen Ehen auszuharren.

Die Gesetze jener Zeit reflektieren die damaligen moralischen Werte. Sie versuchten, die Paare möglichst zusammenzuhalten. Um sich scheiden zu lassen, mussten die Ehepartner eine schriftliche Empfehlung von ihren Arbeitgebern vorweisen und eine einmonatige Schlichtungsperiode durchlaufen. Dieser Prozess blieb bis 2003 gültig, als der Staatsrat neue Regeln einführte, um die komplizierte Prozedur zu vereinfachen. Paare, die mit einer Scheidung einverstanden sind, können ihre Ehe seither auf der Stelle auflösen. In jedem Jahr ließen sich nach Mas Recherchen 1,3 Millionen Paare scheiden – die höchste Zahl seit 1949.
"Bis zu einem gewissen Grad bedeuten die steigenden Scheidungsraten einen Fortschritt in der Gesellschaft", erklärt Qu. Sobald genügend Essen auf dem Tisch ist, würden sich die Menschen vermehrt auch um ihre emotionalen Bedürfnisse kümmern. Doch auch wenn der Wunsch nach einer besseren Ehequalität und eine tolerantere Haltung gegenüber Scheidungen dazu geführt haben mögen, dass einige unglückliche Beziehungen aufgelöst werden konnten, bringt die junge Generation eine vollkommen andere Perspektive in die Angelegenheit. Insbesondere Junge, die nach 1980 geboren wurden, würden häufig die Bedeutung der Ehe missverstehen. Diese Gruppe macht derzeit den größten Anteil der Scheidungen aus.
Quelle: China Daily
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