Einrichtungen für ältere Menschen in China sind noch nicht üblich. Altwerden im Schoß der Familie bleibt die traditionelle Art und Weise. Während einige diese Tradition als ein gesellschaftliches Problem wahrnehmen, haben andere die Geschäftspotenzial darin entdeckt.

Ein Pflegeheim in der Stadt Wenling, Provinz Zhejiang. Mehr als ein Zehntel der chinesischen Bevölkerung ist heute mindestens 60 Jahre alt. (Foto: China Daily)

China ist eine alternde Gesellschaft, und diese schlichte Tatsache kann man im täglichen Leben beobachten. Gehen Sie in irgendeine Filiale von Qingfeng Baozi, eine beliebte Restaurantkette für gedämpfte Brötchen in Beijing, und Sie werden dort spezielle, für ältere Menschen reservierte Tische entdecken. Gehen Sie bei Daoxiangcun einkaufen, eine Kette, die berühmt für traditionelle Snacks ist, und Sie werden die älteren Menschen Schlange stehen sehen. An beiden Orten hängen nämlich Hinweisschilder mit der Aufschrift "Gutscheine für Senioren sind hier willkommen".

Dies ist ein Hinweis auf eine Initiative der Regierung, das Problem einer alternden Gesellschaft ein wenig zu lindern. Nach offiziellen Angaben ist inzwischen mehr als ein Zehntel der Bevölkerung 60 Jahre alt oder mehr. In Beijing ist der Anteil sogar noch höher – in einigen Stadtbezirken ein Fünftel oder 20 Prozent der Bewohner. Die Einwohner von Beijing im Alter von 80 Jahren oder darüber können nun von der Regierung monatlich einen Gutschein im Wert von 100 Yuan (11,7 Euro) erhalten. Sie können den Gutschein in einer Reihe von Restaurants und Geschäften verwenden, aber das ist bei weitem nicht ausreichend.

"Das Problem ist, dass viele alte Menschen nicht einmal auf den Straßen zu sehen sind", sagte Zhang Ying, die sieben Jahre lang ältere Menschen betreute. "Viele von ihnen sind einfach zu krank, um ihre Häuser zu verlassen."

Anders als in den entwickelten Volkswirtschaften, wo Seniorinnen und Senioren in speziell dafür ausgestattete Heime umziehen können, müssen die meisten älteren Menschen in China zu Hause bleiben. Altwerden im Schoß der Familie ist die traditionelle Art und Weise in China, und wirtschaftliche wie sozialen Gründe sorgen dafür, dass es für die kommenden Jahre auch dabei bleibt, weiß Zhang.

Spezielle Einrichtungen für ältere Menschen existieren in China zwar vereinzelt, sind aber nicht üblich. Das soziale Sicherheitsnetz ist noch ein wenig weitmaschig. Noch wichtiger ist dabei, dass die Familie der Kernbestandteil in der traditionellen chinesischen Gesellschaft ist. Noch immer besteht für viele Menschen die Hauptsorge darin, sich um ihre alternden Eltern kümmern und finanziell sicherzustellen zu müssen, dass ihren Lebensabend glücklich verbringen können.

Während einige diese Tradition als ein gesellschaftliches Problem wahrnehmen, haben andere die Möglichkeiten für sich darin entdeckt. Wie Wang Yanni, die Anfang 30 ist. Sie erkannte das Geschäftspotenzial, als sie sah, dass Leute im Alter ihres Vaters zu Hause zu bleiben, einsam und gebrechlich. Wang, die früher in der Finanzbranche arbeitete, recherchiert das Geschäftsmodell während ihres MBA-Studiums in Frankreich.

"Zu Hause altern ist Chinas Antwort auf das Problem", sagte Wang, die ihr eigenes Geschäft im Jahr 2009 startete. Ihre Firma namens Pinetree Senior Care Services bietet älteren Menschen Dienstleistungen zuhause an. Ihre wichtigste Zielgruppe sind Personen, die Schwierigkeiten haben, für sich selbst zu sorgen, wie Behinderte, oder diejenigen, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, aber immer noch eine spezielle Pflege brauchen. Das Unternehmen vermietet auf Anfrage Pflegekräfte für ältere Menschen zu Hause. Die Zeiten und Preise sind flexibel, und Pinetree beschäftigt angeblich nur ausgebildete Krankenschwestern.